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Am Anfang war der Seitensprung

Am Anfang war der Seitensprung

Titel: Am Anfang war der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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nicht«, hörte ich ihn sagen. Ich sagte nichts.
    Meine Tasche war gepackt, Handtasche und Mantel hielt ich im Arm. Jetzt sah er auf, blickte mir direkt ins Gesicht.
    Er blickte so flehend, daß ich Mitleid bekam.
    Was für ein armes Schwein, dachte ich.
    Ich ging Richtung Wohnungstür.
    »Also dann«, sagte ich, »mach’s gut, Benno. Und danke für deine Gastfreundschaft.«
    Ich hatte die Tür erreicht. Benno richtete sich auf, kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu.
    »Warte, Annabelle, ich muß dir das erklären!«
    Ich riß die Tür auf. Ich hatte wirklich keine Lust auf Entschuldigungen. Ich lief die Treppe runter, zwei, drei Stufen auf einmal nehmend.
    »Annabelle, warte, komm zurück!« hörte ich seine Stimme, die immer leiser wurde. Mit einem dumpfen Schlag fiel die schwere Tür des Mietshauses hinter mir ins Schloß.
    Ich lief noch eine Weile, bis ich sicher war, daß er mir nicht folgte. In einer Toreinfahrt blieb ich stehen, lauschte, ob hinter mir Schritte waren. Nichts. Nur ein entferntes Lachen, zuschlagende Autotüren. Ich ging weiter in den Hof hinein, bis ich einen Geräteschuppen entdeckte, der unverschlossen war. Innen lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Tür. Langsam beruhigte sich mein Herzschlag, meine Atemzüge wurden regelmäßiger.
    Zwischen Hacken und Schaufeln setzte ich mich auf den Boden.
    Für einen kurzen Moment schien der Schmerz gebannt.
    Dann kam er wieder, wie ein Schlag, den man kommen sieht, von dem man aber nicht glaubt, daß man selbst das Ziel ist. Und dann konnte ich endlich weinen.

    Ich erwachte frierend, alle Glieder taten mir weh.
    Irgendwas klingelte, es hörte sich an wie aus weiter Ferne.
    Verwirrt sah ich mich um. Das Handy! Ich wühlte in meiner Handtasche.
    »Hallo, Mami, guten Morgen!«
    Mein Gott, war das schön, Jonas’ fröhliche Stimme zu hören! Ich versuchte normal zu klingen.
    »Guten Morgen, mein Schätzchen! Das ist aber lieb, daß du mich weckst. Alles in Ordnung?«
    »Ja. Sag mal, Mami, muß ich eigentlich Müsli essen? Omi sagt, ich muß.«
    Diese Terroristin! Kaum war ich einen Tag weg, schon zwang sie meinen Kindern ihren Körnerfraß auf.
    »Nein, du mußt gar nicht. Sag ihr, sie soll dich essen lassen, was du willst.«
    »O. k., Mami, bis später. Ich ruf dich wieder an!«
    Ich steckte das Telefon ein und sah auf die Uhr. Noch eine knappe Stunde bis Arbeitsbeginn. Heute mußte ich in die Bank, sonst würde ich meinen Job verlieren. Oder ich ging zu einem Arzt, um mich krank schreiben zu lassen.
    Ich beschloß, den Anschein der Normalität zu wahren und hinzugehen. Zuerst mußte ich mein Auto holen, das in der Nähe von Bennos Wohnung geparkt war. Zum Glück lief ich ihm nicht in die Arme. Erleichtert fiel ich auf den Sitz und fuhr los.
    In einem Café schloß ich mich ins Damenklo ein, zog mir frische Sachen an und legte Make-up auf, um meine verheulten Augen zu kaschieren. Beim Blick in den Spiegel stellte ich zu meiner Überraschung fest, daß die Urtikaria weg war. Nach über vier Monaten war meine Allergie plötzlich verschwunden!
    In der Bank fürchtete ich bei jedem Anruf, es könnte Benno sein, aber er meldete sich nicht. Ich machte mir Vorwürfe, weil ich so entsetzlich naiv gewesen war.
    Mich bei einem Mann einzuquartieren, der mich wochenlang mit seinen Avancen verfolgt hatte und anzunehmen, er würde mich in Ruhe lassen, das war schon selten dämlich. Ich konnte von Glück sagen, daß Benno nur ein armer, verklemmter Typ war, der versucht hatte, die Situation auszunutzen. Wäre ich an einen anderen geraten, läge ich jetzt vermutlich erwürgt in seiner Wohnung.
    Nach Dienstschluß wollte ich mich unauffällig verdrücken. Aber da schoß Sabine auf mich zu, die mir schon aus der Ferne zugewunken hatte.
    »Na, wie geht’s dem Tennisarm?« Ihr Blick fiel auf meine Reisetasche. »So schwere Sachen solltest du aber nicht schleppen.«
    Sie nahm mir die Tasche ab und begleitete mich auf die Straße.
    »Fährst du schon wieder weg?« wollte sie wissen.
    »Nicht direkt. Ich bin … ich stehe gewissermaßen auf der Straße.«
    Gegen meinen Willen war mir das rausgerutscht, so gut kannte ich Sabine eigentlich nicht, daß ich ihr diese Neuigkeit unbedingt aufdrängen mußte.
    »Du stehst … was?«
    Sie verstand gar nichts.
    Was soll’s, dachte ich, ist doch egal.
    »Ich habe meine Familie verlassen«, sagte ich, »und jetzt brauche ich eine Wohnung.«
    Ungläubig starrte die blonde Eieruhr mich an. Dann lachte sie los.
    »Vor drei Tagen

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