Am Dienstag sah der Rabbi rot
deutet darauf hin, dass es der getan hat, der jetzt verschwunden ist, der, den sie Ekko nennen, und dass die anderen überhaupt von nichts gewusst haben.»
«Wie kommst du darauf?»
«Weil er anders ist als die Übrigen. Älter, und außerdem war er in Vietnam.» Er hob einen mahnenden Zeigefinger. «Bei der Artillerie. Dazu kommt noch, dass er – soweit wir das aus den ersten Verhören wissen – als Einziger längere Zeit im Büro des Dean allein gewesen ist; die anderen haben Miss Hanbury im ganzen Haus gesucht. Und er hatte eine Aktentasche mitgebracht. Und schließlich ist er der Einzige, der geflüchtet ist.»
«Hat einer von den anderen angedeutet, er könnte es gewesen sein?»
«Nein, aber –»
«Wenn sie es nicht mit Sicherheit wissen, kannst du Gift drauf nehmen, dass sie kein Wort sagen werden. Die halten immer zusammen.»
«Und?»
Matthew Rogers grinste. «Wäre es dann nicht besser für uns, wenn wir sie im Gefängnis aufheben? Wenn dieser Ekko das hört, vor allem, dass wir sein Mädchen haben, dann besteht die Chance, dass er freiwillig aufgibt.»
«Matt, das ist so, als hieltest du sie gegen Lösegeld fest», protestierte Ames.
«Hm.»
«Matt, das ist ein gemeiner irischer Trick!»
Roger grinste von einem Ohr zum anderen. «Hm.»
18
Der Rabbi zog sich zum Freitagabend-Gottesdienst um, als das Telefon klingelte. Der Babysitter nahm das Gespräch an, und als der Rabbi, sich gerade den Schlips bindend, unter die Wohnzimmertür trat, sah er die Augen des Mädchens groß werden.
«Wer ist es denn?»
Sie legte die Hand über die Muschel und flüsterte: «Die Polizei, Rabbi, aus Boston.»
«Schon gut, ich geh dran.» Sie gab ihm hastig den Hörer, als wäre sie froh, ihn loslassen zu können.
«Rabbi Small?», fragte eine raue Stimme. «Hier ist Sergeant Schroeder von der Mordkommission Boston.»
«Guten Tag, Sergeant», sagte der Rabbi freundlich.
«Ja, guten Tag. Hören Sie, Rabbi, ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen, über Professor Hendryx.»
«Bitte sehr, fragen Sie.»
«Nein, nicht am Telefon. Ich möchte mit Ihnen sprechen und dann eine schriftliche Aussage mit Ihrer Unterschrift haben. Es wäre mir lieb, wenn Sie nach Boston ins Präsidium kommen könnten.»
«Das kommt nicht in Frage, Sergeant.»
«Ich kann Ihnen einen Wagen schicken.»
«Das geht leider nicht, Sergeant. Ich bin gerade auf dem Weg zur Synagoge. Es ist Sabbat, und wir haben einen Abendgottesdienst.»
«Wann ist der zu Ende?»
«Gegen zehn Uhr. Warum?»
«Weil ich vorschlagen wollte, dass ich nach Barnard’s Crossing komme. So etwa Viertel nach zehn?»
«Aber ich kann Ihnen gar nichts erzählen.»
«Sie sind wahrscheinlich der Letzte, der ihn lebend gesehen hat, Rabbi.»
«Das kann schon sein; ich hab ihn kurz nach zwei Uhr verlassen, da lebte er noch.»
«Ich möchte trotzdem mit Ihnen sprechen», beharrte der Sergeant.
«Dann müssen Sie leider bis morgen Abend warten. Während des Sabbat bespreche ich keine geschäftlichen Dinge.»
«Aber es geht um Mord, Rabbi.»
«Trotzdem, ich kann Ihnen nichts erzählen, das es rechtfertigen würde, den Sabbat zu entheiligen.»
«Und wenn ich zu Ihnen käme?»
«Würde ich nicht mit Ihnen sprechen.»
Am anderen Ende der Leitung wurde der Hörer aufgeworfen. Rabbi Small horchte noch einen Augenblick und legte dann leise auf.
Zornig und perplex starrte Sergeant Schroeder den Apparat an. Dann erinnerte er sich an Hugh Lanigan, den Polizeichef von Barnard’s Crossing, den er von vielen Polizeikonferenzen kannte und der ihn eingeladen hatte, im Sommer einmal sonntags zum Segeln zu kommen. Er rief Lanigan an. «Ich wollte fragen, ob Sie mir einen Gefallen tun können, Hugh. Könnten Sie wohl jemand für mich abholen und zum Verhör bringen? … Ja, es geht um die Sache am Windemere College … Nein, es gibt keinen Haftbefehl, ich möchte ihn nur zum Verhör haben … Wer es ist? Ein Rabbi Small. Sie kennen ihn? … Ja, ich hab ihn hergebeten, wollte ihm sogar einen Wagen schicken, aber er hat gesagt, er würde nicht mit mir reden, weil Sabbat wäre.»
«Ja, das passt zu ihm.»
«So? Also ein harter Bursche?»
Lanigan lachte. «Kein bisschen, aber er heiligt seinen Sabbat. Die machen nun mal keine Geschäfte vom Freitag- bis zum Samstagabend; sie reden nicht mal darüber.»
«Das hat er gesagt, aber –»
«Bill, lassen Sie Dampf ab. Ich würde den Rabbi ebenso wenig am Sabbat stören wie Pater Aherne während der Messe. Auch wenn ich ihn darum
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