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Am Dienstag sah der Rabbi rot

Am Dienstag sah der Rabbi rot

Titel: Am Dienstag sah der Rabbi rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Hi-Fi-Stereoanlagen im Wert von ein paar tausend Dollar haben und dass sie für ihren Rauschgiftkonsum bis zu hundert Dollar pro Tag ausgeben.»
    Lanigan hatte sich jetzt in ein Stadium düsteren Zynismus hineingeredet. «Ich sage Ihnen jetzt schon, Rabbi, aus dem Fall an Ihrem College wird nichts. Ich würde mich nicht wundern, wenn der Staat die Anklage fallen lässt, weil er weiß, dass er keine Verurteilung bekommt. Und die Polizei darf machtlos zusehen.»
    Aber am nächsten Tag wurde Roger Fine verhaftet und des Mordes am amtierenden Leiter seiner Abteilung, Professor John Hendryx beschuldigt.

37
    «Glaubst du, dass die aufkreuzt?», fragte Selma Rosencranz, während sie mischte. Von den vier Frauen, die jeden Mittwochnachmittag zum Bridge zusammenkamen, war sie die einzige ernsthafte Spielerin; für die anderen war es mehr ein geselliges Beisammensein, was man ihrem Spiel anmerkte. Selma gehörte außerdem einer weiteren Vierergruppe an, die montags spielte, und dann ging sie noch am Dienstagabend zum Mah Jong, wenn ihr Mann seinen üblichen Pokerabend hatte.
    «Ich hätte vollstes Verständnis, wenn sie nicht käme», sagte Annabelle Fisher, die Gastgeberin dieser Woche. Sie ging in die Küche, um nach den winzigen getoasteten Sandwiches zu sehen, die sie später anbieten wollte. Sie war die schlechteste Spielerin, der es am meisten an Konzentration mangelte, aber wann immer sich die Freundinnen bei ihr trafen, gab es etwas Neues – und ganz Exquisites – zu essen. Jetzt kam sie aus der Küche zurück. «Wenn mein Mann gerade verhaftet worden wäre, stände mir nicht der Sinn nach Kartenspielen.»
    «Aber dann sollte sie anrufen», sagte Flossie Bloom, eine dünne, farblose junge Frau mit einem kleinen, schmalen Mund, die stolz darauf war, als offen und ehrlich zu gelten. «Das würde ich jedenfalls tun.» Ihr Mann war Vertreter und nicht so erfolgreich wie die Ehemänner der anderen. «Wenn Edie nicht kommt –»
    «Spielen wir eben nicht», sagte Selma. Sie begann eine Patience zu legen.
    «Glaubst du, dass er es getan hat?», fragte Flossie.
    «Absolut ausgeschlossen», antwortete Annabelle Fisher.
    «Harvey sagt, er weiß aus ganz zuverlässiger Quelle, dass Roger sich stark mit diesen radikalen Studenten liiert hat», berichtete Flossie. «Mit denen, die all diese Tumulte inszeniert und die Häuser besetzt und Einrichtungen zertrümmert haben.»
    «Oh, das glaube ich nicht.» Annabelle Fisher konnte einfach nicht schlecht über jemand denken, den sie kannte.
    «Die Acht geht auf die Neun», murmelte Flossie. «Sagt mal, habt ihr das Gerücht über den Rabbi gehört – über den Rabbi und Roger, meine ich?»
    «Ich hab gehört, Roger hätte sich über den Rabbi mokiert», sagte Selma und schob einen Talon Karten auf eine andere Reihe. «Und das ist ja verständlich, nach dem Ärger, den er ihm und Edie bei der Hochzeit gemacht hat.»
    «Nein, ich meine ganz was anderes», sagte Flossie. «Ich hab gehört, der Rabbi hätte den jungen Selzer freibekommen, indem er stattdessen Roger beschuldigte.»
    «Das ist doch absolut lächerlich!», rief Annabelle.
    «Ich finde das nicht lächerlich», stellte Selma ungerührt fest, während sie die Kartenreihen überflog. «Alle sagen, der Rabbi hätte die Entlassung des jungen Selzer erreicht. Bitte, wie konnte er vorher wissen, dass sie den Jungen freilassen würden, wenn er nicht auch gewusst hätte, dass sie Roger verhaften würden? Ich glaube nicht, dass unserem Rabbi schon Engelsflügel gewachsen sind, bestimmt nicht. Erinnert euch doch, wie biestig er vor der Hochzeit zu Edie war, und dass er nicht mal bei der Feier einlenken wollte. Glaubt ihr, er wäre nicht wie jeder andere Mensch nachtragend? Und wenn sich ihm die Gelegenheit böte … Wo hast du das her, Flossie?»
    «Ach, ich hab’s mehrfach gehört», sagte Mrs. Bloom vage. «Die Geschichte macht die Runde.»
    Selma stellte fest, dass sie nicht weiterkam. Sie schob die Karten zusammen. «Ich will euch etwas sagen: wenn sich das als richtig herausstellt, dann sehe ich nicht tatenlos zu. Ich unternehme was.»
    «Wieso? Was willst du denn machen?», fragte Annabelle.
    «Mir fällt schon was ein. Wart’s mal ab. Und ich sorge dafür, dass der Rabbi und die ganze Gemeinde genau erfährt, was ich davon halte.»
    Es klingelte an der Haustür.
    «Das muss Edie sein», sagte Annabelle. Sie lief hinaus, und gleich darauf hörten sie sie sagen: «Wir dachten schon, du kämst nicht.»
    «Tut mir Leid, dass ich

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