Am Dienstag sah der Rabbi rot
gemeldet.»
«Hat Fine das zugegeben?»
«Schriftlich, Rabbi, sogar schriftlich. Sein handgeschriebenes Geständnis lag im Safe vom Büro des Dean. Es war eine Bürgschaft dafür, dass er keinen Ärger machen würde, wenn sie ihn nach Ablauf seines Vertrags nicht mehr weiterbeschäftigten.»
«Und Ekko hat versucht, den Safe zu sprengen, um das Schriftstück zu beseitigen?»
«Nein, nein», sagte Ames hastig. «Das heißt, das haben wir anfangs geglaubt. Aber dann hat sich herausgestellt, dass er nichts mit dem Bombenanschlag zu tun hat, gar nichts.»
Der Rabbi hätte gern gewusst, wer denn nun tatsächlich für die Bombe verantwortlich war, aber als er merkte, dass Ames seiner Bemerkung nichts mehr hinzufügen wollte, fragte er: «Sie wollen doch wohl nicht andeuten, dass Fine Hendryx ermordete, weil er ihn bei Dean Hanbury angeschwärzt hat?»
«Das gibt ihm ein Motiv.»
«Aber Sie sagen, das alles wäre im Sommer geschehen. Dann hat er sich aber eine Menge Zeit damit gelassen», stellte der Rabbi trocken fest.
«Manchmal schwelen solche Dinge lange vor sich hin.»
«Und schwelen weiter, bis der Ärger verraucht und vergessen ist», sagte der Rabbi.
«Aber nehmen wir mal an, am Tag des Mordes geschah etwas, das das Feuer neu entfachte. Etwas, das es Fine unmöglich gemacht hätte, weiter als Lehrer zu arbeiten? Wie hätte Fine dann reagiert?»
«Was hätte das denn gewesen sein können?», fragte der Rabbi.
«Ich weiß leider nicht, nach welchen Gesichtspunkten Colleges ihre Lehrer einstellen», sagte Ames faul. «Aber ich kann mir vorstellen, dass es nicht so sehr auf die Referenzen des kommissarischen Leiters einer Abteilung ankommt, da er ja nur für Verwaltungsdinge zuständig ist. Aber auf die des Leiters einer Abteilung kommt es an. Und am Tag des Mordes, Rabbi, ist Hendryx zum Leiter der englischen Abteilung ernannt worden.»
Der Rabbi spitzte die Lippen. «Mir hat Hendryx nichts davon gesagt.»
«Das durfte er auch nicht, weil es noch nicht offiziell verkündet worden war. Präsident Macomber hat Dean Hanbury gebeten, nichts zu erwähnen, bis das Kuratorium es offiziell bekannt gegeben hatte.»
«Aber wie sollte Fine dann davon erfahren haben?»
«Oh, ich schätze, dass Hendryx es ihm gesagt hat.» Er sah den Rabbi an und genoss offensichtlich dessen Verwirrung. «Passen Sie auf: Hendryx und Betty, die Tochter des Präsidenten, wollten heiraten, und sie hat ihren Vater rumbekommen, ihn zu befördern.» Er kicherte. «Dean Hanbury hatte sich die ganze Zeit schon für seine Ernennung eingesetzt, aber ohne Erfolg. Eine Tochter aber, eine einzige Tochter, hat anscheinend mehr Durchsetzungskraft. Ich kann mir vorstellen, dass Macomber nicht gegen sie ankommt.»
Der Rabbi begriff immer noch nicht, was das mit Fine zu tun hatte.
«Rabbi, haben Sie denn gar keine Phantasie? Erinnern Sie sich: Dieser Ekko hat uns gesagt, dass Fine gegen die Studenteneingabe zu seinen Gunsten war, weil er Dean Hanbury und vermutlich auch Hendryx versprochen hat, keinen Ärger zu machen. Und ausgerechnet an diesem Nachmittag kommt eine Studentenabordnung, um seinetwegen eine Bittschrift einzureichen. Da Dean Hanbury beschäftigt ist, geht Fine zu Hendryx ins Büro, um ihm zu versichern, dass er nichts mit der Studentenabordnung zu tun hat. Ich kann mir ausmalen, wie Hendryx, der schon am Abend davor von Betty Macomber von seiner Bestallung gehört hat, sich in seinen Stuhl zurücklegt und die Situation bis zur Neige auskostet. Ich kann mir vorstellen, wie er mit einem gewissen sadistischen Vergnügen dem jungen Mann mitteilt, dass er nun der Chef der Abteilung ist und Fine nicht auf ein Empfehlungsschreiben von ihm hoffen darf und dass er vielleicht mal über einen neuen Beruf nachdenken soll.»
«Vielleicht», sagte der Rabbi. «Aber das Motiv scheint doch zum größten Teil aus Ihrer Einbildung zu stammen.»
«Jetzt sind Sie nicht objektiv, Rabbi», sagte Ames vorwurfsvoll. «Sie sprechen wie der Verteidiger. So weit sind wir noch nicht.»
«Gut. Machen Sie weiter. Oder ist das schon alles? Was ist mit dem Alibi? Haben Sie herausgefunden, wie Fine in Hendryx’ Wohnung gekommen sein kann?»
Ames strahlte. «In dem Punkt bin ich sogar sehr mit mir zufrieden. Ich habe die Putzfrau nochmal vernommen, und es scheint so, dass sie die Tür immer offen gelassen hat, während sie herein- und herausging, um die Papierkörbe zu leeren. Als sie fortging, hat sie einfach vergessen, den Riegel wieder
Weitere Kostenlose Bücher