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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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benötigten dringend Informationen über die Free Cyber – und vielleicht noch dringender mussten sie die Impris finden. Nicht nur, um ihre Rolle in der Geschichte zu klären und von jedem schändlichen Verdacht reinzuwaschen. Mit Legroeder standen ihre Chancen auf einen Erfolg besser als ohne ihn.
    El'ken wandte sich wieder Mrs. Mahoney zu. »Seien Sie sich nicht so sicher, dass die Kidnapper auch McGinnis' Mörder sind«, warnte er, nachdem er zu dem Schluss gelangt war, zumindest so viel dürfe er preisgeben. »Und gehen Sie ruhig davon aus, dass diese Frau noch am Leben ist.« Woher will ich das wissen?, fragte er sich in Gedanken. »Vielleicht finden Sie darin einen gewissen Trost. Warum ich das glaube, kann ich Ihnen auch nicht sagen. Aber irgendwie bin ich davon überzeugt.« Den genauen Grund für Robert McGinnis' Tod kannte er ebenso wenig; doch er war sehr daran interessiert, die Wahrheit zu erfahren. Er atmete tief durch und fügte hinzu: »Wenn Sie in diesem Fall vorankommen, werden Sie mich hoffentlich informieren.«
    »Ganz bestimmt«, versprach Harriet. »Noch einmal vielen Dank. Und auf Wiedersehen.«
    »Ich wünsche Ihnen und Ihrer Tochter eine sichere Heimreise«, erwiderte El'ken und hielt ihr seinen Handrücken entgegen.
    Harriet nickte und entfernte sich eilig. Nachdem sie fort war, tauchte der Narseil wieder in seinen Pool hinab und ließ sich langsam auf den Boden sinken. Eine Weile ruhte er dort, starrte zur schimmernden Wasseroberfläche hinauf und betrachtete die Sterne, die durch die transparente Kuppel glitzerten. Dabei fragte er sich, ob er richtig gehandelt hatte.
    *

    »Was ist? Fliegen wir ab?«, fragte Morgan, als ihre Mutter ins Zimmer zurückkehrte.
    »Wir fliegen ab.« Harriet packte noch ein paar Sachen in ihre Tasche, dann sah sie Morgan an, die nervös im Zimmer herumlief. »Stimmt was nicht?«
    »Alles okay«, schnauzte Morgan.
    »Was ist los?«
    »Nichts. Habe ich doch gerade gesagt.«
    Harriet seufzte. »Wie lange bin ich schon deine Mutter?«
    Morgan zuckte die Achseln und ließ das Schloss ihrer Reisetasche zuschnappen. »Keine Ahnung. Kommt mir wie eine Ewigkeit vor.«
    »Meine Güte! Was liegt dir auf der Seele?«
    Morgan seufzte. »Nichts. Entschuldige bitte. Ich mache mir nur Sorgen wegen Legroeder, das ist alles.«
    »Aus beruflichem Anlass, nehme ich an?«
    Morgan stöhnte theatralisch. »Nein, Mutter – ich trage sein Kind unter meinem Herzen. Herrje! Was denkst du dir eigentlich?«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich frage mich nur, ob du vielleicht gefühlsmäßig an ihm hängst. Ihn lieb gewonnen hast.« Harriet hob die Augenbrauen, dann schloss sie ihre Tasche. »Stimmt's?«
    »Was soll stimmen?«
    »Dass du von ihm schwanger bist?«
    Morgan schnaubte durch die Nase. » Nein , Mutter. Ich bin nicht schwanger.« Sie griff nach den beiden Taschen und steuerte auf die Tür zu. »Können wir?«
    »Mein Gott, was sind wir heute wieder empfindlich!« Schmunzelnd folgte Harriet ihrer Tochter nach draußen.
    *

    Das Botschaftsschiff der Narseil war einerseits luxuriöser als das firmeneigene Schiff, das sie zum Asteroiden gebracht hatte, zum anderen wies es mancherlei Unbequemlichkeiten auf. Ihre privaten Quartiere – man hatte zwei Kabinen auf menschliche Maße und Bedürfnisse umgerüstet – waren geräumig und komfortabel. Zum anderen wirkte die Umgebung ziemlich fremdartig. Die Oberflächen waren entweder zu glatt oder zu rau, das Licht hatte eine irritierende grünliche Färbung, über das ganze Schiff verteilt plätscherten kleine Bäche und Wasserbecken, die im Falle eines Schwerkraftverlusts für eine Katastrophe sorgen würden. Die Narseiller Crew benahm sich mit ausgesuchter Höflichkeit, überließ die beiden Damen aber sich selbst.
    Auf diese Weise blieb ihnen viel Zeit zum Planen; das Narseiller Schiff reiste in gemächlichem Tempo nach Faber Eridani, weil man möglichst nicht die Aufmerksamkeit der Raumfahrtbehörde auf sich ziehen wollte. In Peters letzter Botschaft an Harriet hatte gestanden, dass zumindest ihr eine Verhaftung drohte, sowie sie das Territorium der Narseiller Botschaft verließ. Man warf ihr Komplizenschaft im Mordfall Robert McGinnis vor, sowie Beihilfe zur Flucht von Renwald Legroeder. Zwar hatte Harriet immer noch genug Freunde in einflussreichen Positionen, und dieser Umstand bot ihr eine gewisse Sicherheit, dass man den diplomatischen Schutz, den die Narseil ihr boten, auch achtete – wenigstens für die nächste Zeit.

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