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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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tapfer ihre Positionen. Als imposante, wenn auch angeschlagene Flotte, setzten sie Segel und nahmen Kurs auf den Außenposten Ivan.

VIERTER TEIL

    Heiter wartet die Ewigkeit
    am Kreuzweg der Sterne.
    – Jorge Luis Borges

PROLOG – Erwachen

    Der Cyber-Agent wandte sich von der tragbaren Konsole ab und betrachtete die im Koma liegende junge Frau auf dem Bett. »Wie geht's ihr?«
    »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?«, schnauzte seine Partnerin und kontrollierte ihre Seitenwaffe. »Ich sorge dafür, dass der Perimeter gesichert ist.«
    Der Mann funkelte sie wütend an und schaute dann auf die medizinischen Monitore, an die die Gefangene angeschlossen war. »Ich bin sicher, dass mit dem Perimeter alles in Ordnung ist. Ich brauche dich jetzt hier.«
    »Woher willst du wissen, dass mit dem Perimeter alles stimmt?«
    »Ich bitte dich, verlass dich wenigstens für die nächsten fünf Minuten auf das Alarmsystem. Wenn die Frau stirbt, ist sie für uns nicht mehr von Nutzen. Das ist eine heikle Operation, und du müsst ihre Körperfunktionen beobachten. Klar?«
    Seine Partnerin machte aus ihrem Abscheu kein Hehl. Doch sie brummte zustimmend und trat an die Monitore heran. »Sie lebt.«
    Der Cyber nickte. Stirnrunzelnd musterte er die unnatürlich fahle Hautfarbe der Gefangenen und maß ihren Puls. Er erschien ihm ein bisschen schwach, aber er war kein Arzt und konnte nur mutmaßen. »Dann wollen wir mal«, sagte er. »Halten Sie durch, Miss O'Hare. Mit etwas Glück werden Sie den Eingriff überleben.«
    Ein letztes Mal checkte er die Elektroden im Nacken der Frau, dann widmete er sich wieder der Konsole; nach kurzem Zögern initiierte er das Programm. Die Subroutinen, welche die Daten checkten, traten in Aktion; bis jetzt sah alles ganz gut aus. Allerdings war er kein Implantat-Programmierer. Es ließ sich nicht ausschließen, dass er die Frau umbrachte.
    Kontaktieren Implantate; öffnen Command Processor …
    Mit verkrampften Händen sah er zu, wie das Programm immer tiefer in die Strukturen eingriff, bis es an einen kritischen Punkt gelangte.
    Die autonomen Interventions-Routinen werden ausgeschaltet …
    Er hielt den Atem an.
    Kommando-Kernprogramm gelöscht …
    Langsam blies er den Atem aus, als das Programm den Zyklus komplettierte. Er prüfte die Monitore. »Scheint noch mal gut gegangen zu sein. Ich glaube, wir können sie jetzt schlafen lassen.« Er hatte getan, was in seiner Macht stand. Mit der Zeit würde es sich herausstellen, ob die Operation geglückt war.
    *

    Plappernde Stimmen. Das Zischen und Knistern von Neutraser-Salven. Warnrufe, ein Drache spie feurigen Plasma-Atem aus, rennen, rennen, die Zeit drängte. Nach Luft ringen, das Bewusstsein verlieren. Ein Baby weint … warum … Mutter, bist du da? Ist die kleine Jessica bei dir?
    Mutter? Mutter ist nicht da. Sie starb vor zehn Jahren. Und Jessica … hundert Lichtjahre weit entfernt.
    Golen Space, die Flucht aus dem Golen Space. Was war passiert?
    Sonnenlicht strömt durch Fenstervorhänge. Der Fensterrahmen besteht aus Holz. Holz?
    Eine fremde Sonne.
    Für sie ist jede Sonne ein fremdes Gestirn.
    Sie blinzelt ein paarmal, dann öffnet sie die Augen. Betrachtet die Vorhänge.
    Wieso Vorhänge?
    Sie erinnerte sich daran, wie sie um ihr Leben rannte. Sich auf Legroeder stützte. Warum Legroeder? Sie flüchteten – wurden von Piraten verfolgt.
    Maris stöhnte leise. Vergeblich versuchte sie, sich aufzurichten. Ihr Kopf ruhte auf einem Kissen. Sie drehte ihn ein wenig und blickte sich um. Wo bin ich? , wollte sie fragen, doch sie verschluckte sich an den Worten. Sag noch gar nichts; du weißt nicht, wo du dich befindest. Sie entsann sich an fürchterliche Schmerzen – und polternde Schritte. Ihre Verfolger. Sie musste sich verstecken. Aber wo? Es gab kein Versteck.
    Sie fragte sich, ob sie sich bewegen konnte; vielleicht eine Hand. Langsam, um jeden Zoll kämpfend, zog sie die linke Hand über die Brust und berührte die schmerzende rechte Schulter und den Hals. Was war das? Neutraser-Feuer … sie wurde angeschossen … Unter den lose sitzenden Stoff ihres Hemdes fassend, fühlte sie einen Sprühverband; und darunter die Schwellungen und Ränder der Wunde. Zuerst fühlte sich die Stelle taub an, dann zuckte ein Schmerz bis in den Hals hinauf. Scharf zog sie die Luft ein und lag zitternd da, die Arme dicht an den Körper gepresst.
    Zu ihrer Rechten wurde eine Holztür aufgerissen.
    Sie zwinkerte ein paarmal, um ihren Blick zu klären. Im

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