Am Ende der Ewigkeit
vorüber ist, können Sie mich ja gleich wieder hierher fahren. Wenn ich die Aussage vor Gericht verwenden will, muss ich alles wissen. Wie sie klingt, welche Gefühle damit verbunden sind, sogar wie sie riecht. Keine elektronische Reproduktion kann diese Eindrücke vermitteln!«
Das Licht in den Augen des Clendornaners flackerte, als er Harriet anblickte.
»Peter, ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen. Aber ich muss es tun.« Und wenn ich nicht bald diese Botschaft verlasse, drehe ich durch. Ein wunderschöner Ort, aber mein Gefängnis.
Schließlich gab Peter nach. »Also gut. Aber lassen Sie mich wenigstens mit dem Botschaftspersonal reden. Vielleicht können wir in einem ihrer Vans fahren. Das vergrößert unsere Chance, unterwegs nicht angehalten zu werden.«
»Ich wusste, Sie würden mich verstehen.« Harriet fasste nach Peters Arm. »Kommen Sie, wir sprechen mit dem stellvertretenden Botschafter.«
*
Während der gesamten Fahrt im Van der Narseil checkte Harriet die Sicherheits-Sensoren und spähte durch die abgedunkelten Fenster, um zu sehen, ob sie verfolgt würden. Der Mut, der sie noch eine Stunde zuvor beseelt hatte, war verflogen. Seufzend lehnte sie sich in ihren Sitz zurück. »Harriet, es gibt keinen Grund zur Annahme, dass wir beschattet werden«, erklärte Peter, der vorn saß.
»Sie haben sicher Recht«, murmelte sie. Sie schielte nach rechts auf die große Gestalt des Botschafts-Attachés, Dendridan. Er war mitgekommen, um als Beobachter zu fungieren und die Benutzung des Narseiller Fahrzeugs zu legitimieren. Dendridans vertikale Augen glänzten, aber er sagte nichts.
Nachdem sie die Innenstadt hinter sich gelassen hatten, glitten sie durch die nordöstlichen Vororte, eine Gegend, die Harriet kaum kannte, obwohl sie schon sehr lange in Elmira wohnte. Der Narseiller Chauffeur folgte Peters Richtungsanweisungen, und zwanzig Minuten später parkten sie zwischen zwei anderen Fahrzeugen vor einem weißen Fachwerkhaus, von dem die Farbe abblätterte.
»Warten Sie einen Moment im Wagen, während ich mich umsehe«, ordnete Peter an. Er stieg aus und kam kurz darauf mit einem seiner Männer zurück. »Die Luft ist rein. Wir können ins Haus gehen.«
Der Chauffeur blieb im Wagen. Die anderen betraten das Haus durch die Küche und begaben sich nach oben in ein großes Schlafzimmer, das man in ein provisorisches VR-Studio umfunktioniert hatte. Überall standen Kameras auf Stativen, und ein großer weißer Bildschirm nahm eine Wand ein. Peter stellte seine Mitarbeiter Norman und Irv vor, die Harriet bereits von der früheren Holo-Aufzeichnung kannte. Rufus, den Hund, brauchte man nicht vorzustellen. Das Tier lag auf einem schmalen Feldbett und hechelte leise. Sein Kopf war über und über verkabelt. Der Hund wedelte leicht mit dem Schwanz, als er Harriet sah – ob er sich an sie erinnerte? – aber alles an ihm schien sich in Zeitlupe zu bewegen. »Er liegt unter einem Dämpfungs-Feld«, erläuterte Peter. Prüfend musterte er die Anordnung der Geräte. »Informationen von einem Hund downzuloaden ist nicht so einfach, wie Sie vielleicht denken.«
»Na so was«, entgegnete Harriet trocken.
»Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, warf der Narseil ein.
»Nun ja«, begann Peter, »da die Daten in Rufus' Implantaten direkt aus McGinnis' Gehirn stammen, sind nicht alle in verbaler Form gespeichert. Untermischt sind visuelle, olfaktorische, akustische und taktile Eindrücke. Dann gibt es noch reine Emotionen. Um als Beweismittel vor Gericht anerkannt zu werden, muss die Datei von einem vereidigten Dolmetscher interpretiert werden.«
»Einer Ihrer Leute?«
Peter schüttelte den Kopf. »Wir haben eine Kell engagiert; dieses Volk ist auf solche Arbeiten spezialisiert. Ich ließ eine Dolmetscherin von Port Huron kommen.«
»Das liegt doch auf der anderen Seite des Kontinents.«
»Richtig. Hier ist sie nicht besonders bekannt, aber sie gehört zu den Besten ihres Fachs.« Peter legte eine Pause ein und ließ den Blick ein letztes Mal über die Geräte wandern. »Wenn alle soweit sind, gehe ich sie jetzt holen.« Er betrat ein Nebenzimmer, derweil Harriet und Dendridan nervös warteten.
»Irv hat Rufus auf dem McGinnis-Anwesen gefunden«, erzählte Norman. Er war ein kräftiger Mann, der Hunde offenbar liebte. Irv hingegen war von magerer Gestalt und wirkte irgendwie zappelig. Harriet entsann sich, dass Peter gesagt hatte, Irv hätte Angst vor Hunden. Die Furcht schien er mittlerweile
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