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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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fühlt sich frisch und kühl an, er duftet ganz leicht nach einem Weichspüler.
    «Bleib noch einen Moment, Martha», sagt Miller am Ende der Probe.
    Martha dreht sich zu ihm um, der Rock des Kleides wirbelt um ihre Beine. «Warum?»
    Miller sieht sie flehentlich an. «Bitte.»
    Als die Letzten fort sind, geht Martha hinter die Bühne. Miller steht mit dem Rücken zu ihr vor dem Garderobenständer. «Mir wäre lieber gewesen, du hättest wieder das hässliche rote Kleid angezogen», sagt er tonlos.
    «Aber das hier ist doch perfekt, finden Sie nicht?»
    Endlich dreht er sich zu ihr um. Sein Gesicht ist bleich, seine Unterlippe zittert. «Natürlich ist es das. Perfekt. Zu perfekt.»
    Martha reißt die Augen auf und tut ahnungslos. «Wie meinen Sie das?»
    Er macht ein paar Schritte auf sie zu. «Du siehst aus wie –»
    «Wie denn?»
    Er schaut sie an, fasst sie an der Schulter. «Du siehst aus wie die Frau meiner Träume.»
    Schließlich reißt er sie an sich, sein Gesicht –
    «Hallo? Hallo!» Vincent schnipst mit den Fingern vor ihrem Gesicht. «Aufwachen!»
    «Ich hab nicht geschlafen, ich hab meinen Text geübt … wir haben heute Nachmittag Theaterprobe und ich …»
    Martha bricht ab, warum erzählt sie das alles?
    «Inzwischen tut’s mir fast leid, dass ich nicht mehr dabei bin», sagt Vincent. «Scheint ja echt gut zu werden. Ich hab in der Aula das Bühnenbild gesehen. Der Wahnsinn. Wie im richtigen Theater.»
    Martha freut sich über sein Lob. Sie freut sich so sehr, dass sie Vincent mit einer Handbewegung einlädt, sich zu ihr zu setzen.
    «Warte, ich hol mir nur was.»
    Martha schaut aus dem Fenster. Gerade im richtigen Moment, denn Miller kommt über den Hof. In diesem federnden, leicht hüpfenden Gang, als könne er es gar nicht erwarten, in die Schule zu kommen.
    «Vielleicht tut’s mir ja doch nicht leid», sagt Vincent und zeigt auf Miller. Dann setzt er sich und beißt in eins der labbrigen Croissants, die nur fettig sind, sonst nichts.
    «Der Typ geht mir so was von auf den Senkel.»
    Martha bereut, dass sie Vincent einen Platz angeboten hat.
    «Ständig muss er demonstrieren, wie jung er ist. Mit seiner Maschine, den Klamotten, dem ganzen Getue.» Vincent wischt sich Krümel vom Kinn und leckt sie vom Finger.
    «Aber er ist doch jung», sagt Martha.
    «Glaubst du? Der ist bestimmt über dreißig.»
    «Dreißig!» Martha ist so laut geworden, dass die Abiturienten sich zu ihr umdrehen.
    Martha hat nie darüber nachgedacht, wie alt Miller sein könnte. Sie hatte an irgendwas in den Zwanzigern gedacht, auf keinen Fall mehr als zehn Jahre älter als sie.
    «Er hat doch erzählt, dass er acht Jahre drüben an einem College war. Für das Studium braucht man mindestens sechs Jahre, und selbst wenn er mit achtzehn Abi gemacht hat, ist er jetzt 32 . Oder älter», fügt Vincent hinzu. «Ich tippe auf älter.»
    «Aber er macht guten Unterricht, das musst du zugeben.»
    Vincent zuckt mit den Schultern. «Besser zu sein als die Hühnerklein ist schließlich keine Kunst. Englisch kann er, aber er hat so was Glattes, kommt mir immer vor wie so ein typisch amerikanischer Sonnyboy, gut aussehend und oberflächlich.»
    «Er ist ja auch Amerikaner», sagt Martha. «Also zur Hälfte jedenfalls.»
    «Weiß ich doch. Hat er ja oft genug erzählt.» Vincent schaut Martha an. «Du findest ihn toll, oder?» Das ist keine Frage, sondern eine Feststellung.
    «Jill mag ihn auch nicht», sagt Martha ausweichend.
    Vincent lacht. «Das ist kein Wunder, die mag keinen, der nicht voll auf sie abfährt.»
    «Sie meint, er ist vielleicht schwul», sagt Martha und sieht Vincent gespannt an. Jungs erkennen doch bestimmt, ob einer von ihnen vom anderen Ufer ist, oder nicht?
    Vincent zieht die Nase kraus, dass seine Sommersprossen zu einem einzigen braunen Fleck zusammenfließen. Dann schüttelt er den Kopf.
    «Glaub ich nicht. Nee, der ist nicht schwul. Wahrscheinlich steht er nur nicht auf zickige Blondinen.»
    Martha ist erleichtert, sehr erleichtert.
     
    Die Probe verläuft dann allerdings ganz anders, als Martha es sich ausgemalt hatte. Enttäuschend anders. Miller nickt nur zerstreut, als er sie in dem neuen Kleid sieht. «Gut, das können wir nehmen. Das ist schön weit am Bauch und erklärt auch, warum Blanche nicht gleich sieht, dass ihre Schwester schwanger ist.»
    Er geht um Martha herum und betrachtet sie von allen Seiten, als wolle er ein Möbelstück prüfen. «Ich überlege, ob du am Ende des Stückes den Bauch

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