Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)
Martha nichts ekliger, als dem Monster den Hintern abzuputzen, aber sie greift sofort nach Poppys Hand. «Komm mit.» Sie ist froh, dem Pressefritzen zu entkommen. Der hält sich nun an ihre Mutter, aber was kann die schon sagen. Die weiß ja nicht, wie Martha zu Miller steht.
Auf der Mädchentoilette stehen Nora und Jill vor dem Spiegel und erneuern ihr Make-up. Jill dreht sich zu Martha um. «Ist das nicht alles aufregend? Da hat einer ein Interview mit mir gemacht.»
Martha nickt nur und schiebt Poppy vor sich her in eine Kabine. Sie zieht ihr die Hose runter und drückt sie unsanft auf die Klobrille.
«Jetzt kann ich nich mehr», sagt Poppy und glotzt Martha mit ihren riesigen Kulleraugen an.
«Du machst jetzt Aa!», sagt Martha drohend. «Nachher geht’s wieder in die Hose.»
Poppy kneift die Augen zusammen und runzelt vor Anstrengung die Stirn.
«Was machst du denn dadrin?» Das ist Jill.
«Penelope muss mal.»
«Und das kann die nicht alleine?»
«Nein!», sagt Martha wütend.
Kichern ist zu hören, dann schlägt die Tür zu.
Im Auto, auf dem Weg nach Hause, fragt Martha ihre Mutter: «Wie findest du ihn?»
«Wen?», fragt ihre Mutter.
«Na, Alexander Miller, meinen Englischlehrer.»
«Nett. Nicht so ein alter Knacker wie die anderen. Meine Güte, kann der nicht blinken? Idiot!»
Martha schweigt gekränkt. Sie hätte sich gern mit ihrer Mutter über Miller unterhalten, sie hätte überhaupt gern mit irgendjemandem über ihn gesprochen. Spürt denn niemand außer ihr, was für ein außergewöhnlicher Mensch er ist?
Rhythmisches Schmatzen ist zu hören. Poppy ist eingeschlafen, den Daumen im Mund.
15.
A m Samstagmorgen ist Martha mit ihrer Mutter allein beim Frühstück. Johannes hat die Nacht in der Klinik verbracht, und Constanze hatte Poppy schon früh zu einer Kindergartenfreundin gebracht, dort soll sie den Tag verbringen. Martha will mit ihrer Mutter shoppen gehen. Einerseits freut sie sich darauf, andererseits verspürt sie aber immer noch einen leisen Groll wegen gestern Abend. Hätte ihre Mutter nicht etwas mehr Begeisterung für Miller aufbringen können?
Sie greift zur Zeitung, blättert darin, findet aber keine Zeile mehr über den Mord an der Therapeutin.
«Die Polizei hat immer noch keinen Verdächtigen», sagt Constanze.
«Vielleicht war es ja Johannes!»
«Martha!»
«Das finde ich fast schmeichelhaft, dass mich deine Tochter für einen Mörder hält, Connie», sagt Johannes, der gerade zur Tür hereinkommt.
«Hab’s nicht so gemeint», sagt Martha verlegen.
Ihre Mutter springt auf und nimmt eine Kaffeetasse aus dem Schrank. «Möchtest du ein Brötchen?» Sie hält ihm den Brotkorb hin.
Die Glatze nimmt sich eins, setzt sich und schenkt sich Kaffee ein, dann schneidet er mit einer raschen Bewegung das Brötchen in zwei Hälften. Martha muss daran denken, dass er womöglich gerade mit der gleichen Bewegung einem Patienten den Bauch aufgeschnitten hat, und ihr wird übel.
«Es tut mir wirklich leid, dass ich gestern Abend nicht auf Poppy aufpassen konnte, aber ich musste für einen kranken Kollegen den Nachtdienst übernehmen.»
«Poppy hat sich fabelhaft benommen», sagt Constanze. «Saß anderthalb Stunden da ohne einen Mucks.»
Widerlich, diese Anschleimerei!
«Dann ist ja gut, ich hatte schon ein schlechtes Gewissen.»
Johannes nimmt die Brille ab und fährt sich über die Augen. Er sieht müde und noch älter aus als sonst, wahrscheinlich kommt das von den Bartstoppeln.
«Du legst dich am besten gleich hin, Johannes. Martha und ich machen einen Einkaufsbummel, und später hole ich dann Poppy bei Lea ab.»
«Machst du das?» Johannes blickt dankbar zu Constanze auf. «Das ist lieb von dir, ich bin wirklich total erledigt.»
Dann wendet er sich Martha zu. «Jetzt erzähl doch mal, wie war’s denn?»
«Super.»
«Schade nur, dass Simon sich das Bein gebrochen hat», sagt ihre Mutter. «Dieser Miller war schon gut, vor allem natürlich sein Englisch, aber ehrlich gesagt hat er mich in der Rolle nicht ganz überzeugt. Die muss von jemandem gespielt werden, der nicht so … na ja … so weich ist.»
«Weich?», ruft Martha wütend. «Willst du damit sagen, er ist ein Schwächling?»
«Nein, nein, das meine ich nicht, aber dieses Prollige, unterschwellig Gewalttätige passt einfach nicht zu ihm.»
Da muss Martha ihr recht geben.
«Aber zu Simon?», fragt Johannes und hält sich beim Gähnen die Hand vor den Mund.
«Simon hat sich schon in der ersten
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