Am Ende der Wildnis
Landesinneren des gesamten Nordwestens durch Käfer oder Feuer zerstörtes Holz im Rahmen sogenannter fire sales verkauft. So erhöhen sich die zulässigen Fällungen, während die stumpage fee an die Regierung (die pro Stumpf zu zahlende Abgabe, die für Holz produzierende Bundesstaaten und Provinzen eine der wichtigsten Ein nahmequellen ist) auf eine »Bergungsgebühr« reduziert wird. Eine solche Situation kommt den Waldarbeitern sehr zugute, wenn auch nicht dem Marktpreis von Holz, der angesichts eines Überangebots in der Regel sinkt.
Draußen auf Haida Gwaii verhindert der Regen die meisten Brände, und Küstenwald ist viel weniger anfällig für den Käferbefall, der das Hinterland verwüstet. Die größte Bedrohung für die Inseln ist immer noch der Mensch und das, was er mit sich herumträgt. Schreckliche Ironie liegt in der Tatsache, dass Hadwin weltanschaulich mit großen Teilen der einheimischen Bevölkerung auf einer Linie lag: Im Dezember 2000 erhob eine gemischtrassige Gruppe von Inselbewohnern Protest – im Grunde wurde ein Misstrauensvotum ausgesprochen – gegen die Vorgehensweise des Forstministeriums hinsichtlich der Holzfällerei auf den Inseln. Seit einem Jahrzehnt hatte es keine Demonstration dieser Art gegeben, und diese war die größte aller Zeiten: Zwanzig Prozent der erwachsenen Bevölkerung der Inseln nahmen teil. Seitdem hat es einige erstaunliche Veränderungen gegeben, nicht nur, was die Praktiken der Holzfällerei betrifft, sondern auch in Bezug auf den Status der Inseln.
Weder die Haida noch irgendein anderer Stamm der Westküste Kanadas hat umfassende Verträge mit britischen oder kanadischen Regierungen unterschrieben, als diese ihr Land kolonialisierten. ********
Verschiedene Stämme stehen zurzeit mit der kanadischen Regierung in Verhandlung, um Streitigkeiten über Landforderungen beizulegen, und dies sind haarsträubend komplexe Vereinbarungen, die am Ende womöglich auf Einmalzahlungen von Bargeld, Land un d / oder prozentualen Anteilen an Erlösen aus lokalen Ressourcen hinauslaufen. Im Jahr 2003 machte die Provinzregierung den Haida ein Angebot über zwanzig Prozent der Inseln einschließlich Erlösen, doch die Haida lehnten diesen Vorschlag kurzerhand ab. Der Stamm machte unmiss verständlich klar, dass er sich mit nicht weniger als den Haida Gwaii in ihrer Gesamtheit zufriedengeben wird, einschließlich der Fischerei- und Mineralrechte der umliegenden Gewässer. Das ist nichts Neues – seit ihrem offiziellen Rückzug aus Ottawas umfassendem Landforderungsprozess 1989 drohen die Haida damit, ihre eigenen Pässe auszustellen. »Wir haben absolut nicht die Absicht, den Haida zustehende Rechte an den Haida Gwaii jemals zu veräußern«, so Miles Richardson, ehemaliger Ratspräsident, damals wörtlich zu einem Journalisten. »Wir werden als Nation niemals bei irgendwelchen Leute betteln gehen.«
In dieser Hinsicht hat sich in zweihundert Jahren kaum etwas verändert. Der einzige Unterschied ist, dass die Haida (genau wie die meisten anderen nordamerikanischen Stämme) von der Bundesregierung subventioniert werden, seit sie die Kontrolle über ihre historischen Landflächen, Nahrungsquellen und über ihr persönliches Schicksal verloren haben. Obwohl das subventionierte Jagen und Fischen im Leben der Haida immer noch eine wichtige Rolle spielt, liegt die Arbeitslosigkeit – im europäischen Sinne des Wortes – bei um die achtzig Prozent (etwa so hoch wie im Gazastreifen). Ungeachtet dieses Umstands sind nur wenige Stämme so geschickt im Umgang mit den Medien und besitzen so viel Charisma wie die Haida. ********
So düster einige ihrer demografischen Statistiken auch aussehen, die Haida sind eine potente politische und soziale Macht. Eine erstaunliche Leistung, wenn man bedenkt, dass sie sich auf ganz ähnliche Art und Weise wiederauferstehen lassen, wie Botaniker versuchen, die goldene Fichte zu neuem Leben zu erwecken. In regelmäßigen Abständen halten sie große, allumfassende Zeremonien ab, deren Pracht, Komplexität und spirituelle Spannung schier atem beraubend sind. Die heilende und verbindende Kraft dieser Feierlichkeiten können selbst diejenigen intensiv spüren, die auf den Inseln nur zu Besuch sind.
Im Jahr 2002 erwirkten die Haida ein bahnbrechendes Gerichtsurteil, durch das Weyerhaeuser verpflichtet wurde, vor dem Abholzen bestimmter Gebiete den Stammesrat zu konsultieren. ********
Infolgedessen wurde der jährlich zulässige Einschlag für die Inseln
Weitere Kostenlose Bücher