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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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schlammbraunes Wasser in die südchinesische See. »Zu entdecken, wie die ausgestorbenen Arten von Zeit zu Zeit durch neue ersetzt wurden, bis hinunter in die allerspätesten geologischen Perioden, das ist das schwierigste, aber zugleich auch das interessanteste Problem der Naturgeschichte der Erde. Die vorliegende Untersuchung, welche aus bekannten Tatsachen ein Gesetz zu abstrahieren sucht, dessen Herrschaft bis zu einem gewissen Grade bestimmen musste, welche Arten zu einer gegebenen Zeit erscheinen konnten und erschienen, wird, so hoffe ich, als ein Schritt in gerader Richtung hin zur vollkommenen Lösung des Problems betrachtet werden.«
    Und dann formuliert Wallace als Lösung dieses Problems jenes Naturgesetz: »Every species has come into existence coincident both in space and time with a pre-existing closely allied species.« – Jede Art ist sowohl räumlich als auch zeitlich aus einer vorher existierenden, nahe verwandten Art in Erscheinung getreten. Kurz und knapp, ein Satz gleichsam als evolutionäres Manifest. Es ist eine Formulierung, die zeigt, wie nahe Wallace mit seinen Überlegungen zur Abfolge ähnlicher Arten in Raum und Zeit inzwischen einer Abstammungstheorie gekommen ist. Denn wenn Tochterarten aus Elternarten hervorgehen, so führt dies – rückwärts gelesen – unweigerlich zur Überlegung der gemeinsamen Abstammung und von Stammbäumen, wie wir sie heute kennen. Mit kühnem Schwung skizziert Wallace hier auf der Grundlage seiner Überlegungen zum Vorkommen verwandter Arten eine Evolutionstheorie. Verfasst bereits nach weniger als einem Jahr des Reisens im Archipel in einem seiner wohl elegantesten und schönsten Artikel. »Wir nehmen an, das Gesetz trifft zu, und viele der wichtigsten Tatsachen in der Natur können nicht anders gewesen sein, sondern sind fast ebenso notwendige Deduktionen aus demselben, wie es die elliptischen Bahnen der Planeten aus dem Gesetze der Gravitation sind.«
    Wallace, dem mittlerweile zweiunddreißigjährigen Autodidakten aus Wales, ist ein Meisterstück gelungen. In jedem Fall ist es eine seiner wichtigsten Arbeiten, brillant strukturiert und formuliert, von einer erstaunlichen Weit- und Klarsicht, gegründet auf seiner Fähigkeit, den Stand der Kenntnis zusammenzufassen und darüber hinaus weiterzudenken. Es ist eine Arbeit von historischem Rang; sie wird zum Meilenstein der Evolutionstheorie werden. Und ihr Entstehen in Sarawak macht das Haus, das es indes längst nicht mehr gibt, oder wenigstens diesen Ort am Fuße der Santubong-Berge zu einem Mekka der Wissenschaftsgeschichte.
    Zu Gast beim »weißen Raja« Sir James Brooke: Wallace ist am Beginn der Regenzeit nach Sarawak, dem heutigen Kuching, gekommen. Er wird vierzehn Monate hier im Norden Borneos verbringen, bis zum Ende einer zweiten Regenzeit. Es ist einer seiner längsten und einer seiner produktivsten Aufenthalte an ein und demselben Ort des Archipels. In den ersten vier Wochen sammelt er gemeinsam mit seinem Gehilfen Charles Allen von Sarawak aus flussaufwärts und flussabwärts. Im November 1854 öffnet er ein neues Notizbuch; später wird es im Archiv als »Species Registry Notebook no. 3« zu finden sein. Als ersten Eintrag darin vermerkt Wallace unter den Säugetieren: »Macacus cynomulgus«; gefunden in den »Serambo Mountains, Sarawak«. Unter dem Namen Macaca fascicularis (Raffles, 1821) findet sich dieser Langschwanzmakak oder Krabbenesseraffe heute in der Sammlung des Naturhistorischen Museums in London. Bis Anfang 1855 bringen Wallace und Charles immerhin 1386 Exemplare von vielen verschiedenen Tieren zusammen, die meisten Insekten; darunter wieder viele neue Formen, wie Wallace akribisch vermerkt, bevor er sie zu Stevens nach England auf die Reise schickt.
    Doch es ist Monsunzeit und der Regen wird immer heftiger; es bleibt ihnen in den ersten vier Monaten wenig zu tun. Als Gäste des Raja Brooke indes sind sie in einem kolonialen Paradies gelandet. Sir James residiert in Sarawak in einem geräumigen Haus, »The Grove«, genannt. Es ist auf einem kleinen Hügel direkt am Fluss gelegen, mit vier großen Zimmern: Bibliothek, Esszimmer, zwei Schlafräumen, davor unter einem herabgezogenen Dach eine breite Veranda. Umgeben von einem Garten mit tropischer Vegetation, der sich bis hinab zum Fluss erstreckt. Brooke hat für sich einen eigenen Flügel anfügen lassen und überlässt das Haus seinen Besuchern. Wallace genießt die Freundschaft des Herrschers über diesen Flecken Borneos. Er

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