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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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beschweren und beim Abendessen die Zähigkeit des Ochsenfleisches reklamieren musste, sich dabei erst mit der Kellnerin, dann mit der tödlich beleidigten Köchin (und zuletzt mit einigen Wichtigtuern, die meinten, sich auf ihre Seite schlagen zu müssen) angelegt hatte, war schließlich nicht zu vermeiden gewesen. Das konnte doch unmöglich der Grund sein, dass diese bockbeinigen Bergler einen Bogen um ihn machten. Verübelte man ihm womöglich gar, dass er Berliner war? Und diese Stadt nun einmal in Preußen lag? Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Lächerlich! War er vielleicht daran schuld, dass sich ihr dämlicher König vom ollen Bismarck hatte einseifen lassen? Das hatten sie doch selber verbockt! Ein Volk, das selbstständig bleiben will, bleibt es auch! Und eins mit Anstand hätte dieses grässliche Neuschwanstein, mit dem sich Preußen die bayerische Souveränität unter den Nagel gerissen hatte, als Denkmal seiner Schande längst in die Luft gesprengt!
    Wie auch immer. So kam er nicht weiter. Er musste eine andere Strategie wählen, um diesen Dickköpfen die Zunge zu lösen. Aber welche?
    Fluchend stampfte sich der Ermittler in der Diele des Gasthofs den Straßenkot von den Schuhen. War zu diesen Käffern eigentlich noch nicht durchgedrungen, dass man Straßen auch teeren konnte?
    Er schüttelte den Regenschirm aus. Ein Plakat neben dem Eingang zur Gaststube erregte seine Aufmerksamkeit. Für das Wochenende war im Dorf eine Veranstaltung der SA angekündigt. Mit Aufmarsch unter Mitwirkung eines Spielmannszugs und anschließender Versammlung, sportlichen Vorführungen, einem Vortrag einer ehemaligen Reichswehrgröße im Dorfkino, betitelt mit »Ehre und Vaterland – wider die Schmach des Versailler Vertrages«. Für die Kinder eine Aufführung eines Stückes namens »Christelflein«. Danach im Festsaal Ehrung verdienter SA-Mitglieder.
    »Idioten«, brummte der Ermittler. »Proleten und Idioten.«
    Er warf einen Blick durch die geöffnete Tür des Gastraums. An einem Tisch in der Nähe des Kachelofens saßen zwei ältere Männer. Den Bierseidel vor sich, suckelten sie an ihren Jägerpfeifen und schäkerten mit der drallen Kellnerin, die daran Spaß zu haben schien. Am Honoratiorentisch im hinteren Ende des Raums schlug ein Mann im Lodenanzug gerade eine Zeitungsseite um. An der Theke stand der Wirt. Er war in ein Gespräch mit zwei Männern in SA-Uniform vertieft. Kull schüttelte den Kopf. Das Mittagessen konnte noch warten. Er steuerte gerade den Treppenaufgang an, als er eine aufgeregte Stimme hinter seinem Rücken vernahm.
    »Ein Momenterl bittschön, der Herr!«
    Der Ermittler drehte sich missmutig um. Der Wirt stürzte auf ihn zu, beflissen seine Handrücken massierend.
    »Bittschön, der Herr … Wissen der Herr vielleicht jetzt schon, wann der Herr abzureisen gedenkt?«
    Kull warf ihm einen ungnädigen Blick zu. »Kann morgen sein, übermorgen, vielleicht auch erst Sonntag. Habe ich bei der Ankunft nicht ausdrücklich erwähnt, dass ich mich wegen dieses Mistwetters noch nicht festlegen will?«
    »Schon, schon«, beeilte sich der Wirt zu bestätigen. »Aber – hm, hm …« Er zog die Stirn in Falten. »Aber … sagens, Herr, würds dem Herr eventuell was ausmachen, wenn er ein anderes Zimmer kriegen tät?«
    »Wieso? Es gefällt mir. Wenn es auch ein bisschen laut ist, wenn ich das bei dieser Gelegenheit anmerken darf.«
    Das Gesicht des Wirts hellte sich auf. »Ich hätt noch eine Kammer hinten raus, Herr! Da hörens garantiert nichts mehr!«
    »Zum Hof etwa?«, brauste Kull auf. »Mit Blick auf Ihren Misthaufen?«
    »Aber wenns nicht runter, sondern hinauf schauen, mit wunderbarer Aussicht ins Gebirg, Herr!« Der Wirt senkte vertraulich die Stimme: »Wissens – ich mein, das dürfens net falsch verstehn, Herr. Aber wir haben doch übermorgen den Gautag, und da müsst ich halt wissen …«
    »Den was?«, unterbrach der Ermittler unwirsch.
    Der Wirt warf einen unbehaglichen Blick auf die beiden Uniformierten, die auf das Gespräch aufmerksam geworden waren und die Szene mit blasierter Miene verfolgten.
    »Den Gautag, Herr. Ein paar hohe Herrschaften haben sich angesagt, und ich hätt die Anfrag, ob sie bei mir …«
    Wieder fiel ihm Kull ins Wort: »Gautag von wem? Vom Trachtenverein, oder was?«
    Der Wirt schüttelte den Kopf.
    »Doch nicht etwa von den Nazis?«
    Das Gesicht des Wirts verfärbte sich. Er presste die Lippen zusammen und nickte gequält.
    »Ach, so ist das!« Kull warf den Kopf

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