Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
Vom Netzwerk:
zurück. »Diese Hitler-Idioten machen neuerdings auch die Provinz unsicher, nachdem sie in der Stadt kein Mensch mehr will?«
    Die Hände des Wirts flatterten beschwichtigend.
    »Bittschön, Herr …«, stammelte er.
    Einer der beiden SA-Männer hatte sich in Bewegung gesetzt. Der zweite folgte ihm. Sie bauten sich mit verschränkten Armen vor dem Ermittler auf.
    »Wir haben uns doch eben nicht verhört?«
    »Keineswegs.« Kull bedachte die Männer mit einem überheblichen Blick. »Man ist hier doch stolz darauf, ein Freistaat zu sein. Da wird man wohl noch seine Meinung sagen dürfen, oder?«
    »Sie nehmen Ihre Frechheiten augenblicklich zurück«, sagte der Kräftigere der beiden.
    Kull sah ihn fest an. »Eigentlich kann ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern, Sie um Ihre Meinung befragt zu haben.«
    Im Gesicht des Uniformierten zuckte es. Im Gastraum war es mit einem Mal still geworden. »Ein … ein Missverständnis«, stammelte der Wirt. »Bittschön, die Herrschaften … wir wollen doch …«
    Der Ermittler fuhr verärgert herum. »Sorgen Sie einfach dafür, dass Ihre Gäste nicht belästigt werden, ja? Schließlich verdienen Sie Ihr Geld damit.«
    Die Nasenflügel des Uniformierten bebten. Auf seiner Schläfe pulste eine dicke Ader. »Sie … Sie nehmen das zurück«, schnaubte er.
    »Aber stantepede«, sekundierte sein Kamerad.
    »Sagen Sie mal, sind Sie etwas schwer von Begriff? Habe ich nicht deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ich keinerlei Bedürfnis habe, mich mit Flegeln wie Ihnen abzugeben?«
    Vom Tisch der Alten war ein belustigtes »Hoho!« zu vernehmen.
    Der Uniformierte griff nach Kulls Schulter und riss ihn herum. Mit der anderen, zur Faust geballten Hand holte er aus. Kull entwand sich flink, trat einen Schritt zurück und sah den Uniformierten herausfordernd an. »Behalten Sie Ihre ungewaschenen Pfoten gefälligst bei sich, ja?«.
    »Die Herrschaften … bittschön …«, jammerte der Wirt. Er versuchte, sich zwischen die beiden Kampfhähne zu drängen. Der Uniformierte schleuderte ihn beiseite und stürzte sich wie ein gereizter Stier auf Kull.
    Der Ermittler wich seinem Hieb aus, packte blitzschnell den Arm des Angreifers, duckte sich und stellte seinen Fuß breit aus. Der SA-Mann flog durch die Luft und landete krachend auf dem Steinboden. Stöhnend blieb er liegen.
    »Hoho …«, sagte jemand. Es klang anerkennend.
    Aus dem Gesicht des zweiten Uniformierten, der die sich neugierig nähernden Alten mit ausgebreiteten Armen am Eingang zurückgehalten hatte, war das Grinsen gefallen. Er schluckte.
    Der Wirt, noch auf allen vieren, glotzte erst ihn, dann Kull an. Der Ermittler wischte sich mit einer gespreizten Bewegung einen imaginären Staubflusen vom Ärmel und richtete seine Krawatte. Überheblich blickte er in die Runde. »Jiu-Jitsu«, sagte er. »Letzter Schrei bei Polizei und Heer. Noch nie was davon gehört, Herrschaften?« Er fixierte den zweiten SA-Mann. »Der Kollege in Kackbraun – auch eine Demonstration gefällig?«
    In den Angesprochenen kam jetzt Leben. Sein Gesicht hatte sich dunkel verfärbt.
    »Aufhören … so hörts doch auf …«, zeterte der Wirt mit weinerlicher Stimme.
    »Dann schauen wir mal, ob ihm das schmeckt.« Der Uniformierte hatte einen Dolch aus dem Gürtelschaft gezogen. Vom Schankraum war der erschrockene Ausruf der Kellnerin zu hören. Kull wich zurück. Der Angreifer kam näher, machte einen Scheinangriff. Kull zuckte zurück. Hilfesuchend blickte er um sich. Er musste seinen Gegner auf Distanz halten. Doch womit? Er sah hinter sich.
    Er hörte ein dumpfes »Klonk« und fuhr herum. Der Dolch polterte auf die Fliesen, der Körper des SA-Mannes sank langsam auf die Knie, dann kippte er mit einem Ächzen zur Seite. Hinter ihm hatte sich die Köchin aufgebaut. Sie nickte befriedigt. An ihrer Rechten baumelte eine schwere Pfanne.
    »Ja, spinnst du jetzt komplett, Wally?«, japste der Wirt. Sich an die Wand abstützend, rappelte er sich auf. »Das … das ist doch Kundschaft! Du kannst doch net …!«
    Ihr Busen wogte. »Ob Soze oder Naze, bei mir herin wird nicht gerauft! Des fangen wir uns gar net erst an!«
    »Was heißt da bei dir herin«, protestierte der Wirt. » Ich bin der Wirt!«
    Sie warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Ein Lapp bist.« Sie wandte sich gebieterisch an die verschüchterte Kellnerin. »Und du schaust net so blöd, sondern schwingst dich rüber und sagst dem Gendarm Bescheid. Der soll die ganze Bagasch mitnehmen, ich möchts

Weitere Kostenlose Bücher