Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
Vom Netzwerk:
damals mit seiner schriftlichen Aussage begnügte. Zu Protokoll wurde auch die Stellungnahme seines damaligen Kommandeurs genommen, der seine Ankunft in Mühldorf bestätigte und ihm ein vor Lob geradezu strotzendes Zeugnis ausstellte und seine – ich zitiere, wohlgemerkt – ›Tapferkeit bei der Befreiung Münchens‹ hervorhob. Das Gericht ging offensichtlich davon aus, dass Helden wie er unmöglich die Unwahrheit sagen können.«
    »Wie auch immer. Als Täter fällt er demnach aus.«
    »Auch wenn Fürst und sein damaliger Kommandeur gelogen haben sollten – das Alibi ist in der Tat nach so langer Zeit nicht mehr angreifbar«, bestätigte Herzberg unfroh. Er sah auf. »Noch Fragen?«
    Kajetan verneinte.
    »Gut.« Der Anwalt sah Kajetan erwartungsvoll an. »Es darf keine Zeit mehr verloren werden. Sie sollten sich so bald wie möglich nach Riedenthal aufmachen, was meinen Sie?« Er wartete Kajetans zustimmendes Nicken ab und fuhr fort: »Es scheint mir nach meinen bisherigen Erfahrungen sinnvoll, zunächst verdeckt zu ermitteln. Haben Sie bereits eine Idee, wie Sie aufzutreten gedenken? Als Versicherungsagent? Als Reisender in Mehl und Hopfen?«
    »Muss ich mir noch überlegen«, sagte Kajetan. »Vielleicht als der, der ich bin?«
    Der Anwalt warf ihm einen zweifelnden Blick zu.
    »Die Leut da unten sind nicht dumm«, sagte Kajetan.
    »Das wollte ich damit nicht gesagt haben«, erwiderte Herzberg. »Die Frage ist nur, ob man dort über erneute Nachforschungen so erfreut sein wird. Aber gut. Es ist schließlich Ihr Metier.«
    »Richtig«, sagte Kajetan.

13.
    Wachtmeister Schmaus schob den Ausweis über den Tisch und lehnte sich zurück.
    »Was hat der Herr in meiner Gemeinde verloren?«
    Der Ermittler steckte seine Papiere ein. »Darf man sich bei Ihnen nicht als Urlaubsgast aufhalten, ohne gleich verdächtigt zu werden?«
    Schmaus legte die Hände übereinander. »Wie wärs, wenn wirs einfach so halten, Herr: Ich frag, und Sie antworten mir?«
    »Ich habe diesen Streit eben nicht angefangen. Ich habe mich lediglich meiner Haut gewehrt. Einer der Burschen ist immerhin mit einem Messer auf mich losgegangen!«
    »Nachdem Sie ihn offenbar bis aufs Blut gereizt haben.«
    »Ich habe lediglich meine Meinung gesagt. Ist das hierzulande verboten?«
    »Eigentlich nicht«, sagte der Gendarm ungerührt. »Aber ich hab eben gesagt: Ich frage. Drum nochmal. Was haben Sie hier zu suchen?«
    »Meine Sache, ja?«, sagte der Ermittler. »Ich liebe eben das Gebirge.«
    »Glaub ich Ihnen aufs Wort, Sie Sportskanone.«
    Witzbold, dachte Kull.
    »Wie sich vielleicht bereits herumgesprochen hat, bin ich Privatfotograf.«
    Der Wachtmeister sah ihn unverwandt an. »Dem es aber gegen den Strich zu gehen scheint, wenn die Hitler-Leut einen Propagandatag abhalten, und der sich …«
    »Völliger Quatsch!«, fiel ihm Kull ins Wort. »Dieses Theater ist mir völlig schnuppe!«
    »Dürft ich vielleicht einmal ausreden?«, sagte Schmaus scharf.
    »Bitte.«
    »… und der sich von gewissen Kunden, die ich schon seit einiger Zeit wegen Schmuggelei im Gucker hab, ins Gebirg führen lässt …«
    »Nicht möglich!«, rief Kull. »Schmuggelei?«
    Der Gendarm hob die Stimme, »… und der sich außerdem in ziemlich auffälliger Weis für ein abgestürztes Flugzeug zu interessieren scheint.«
    Alois, dachte Kull. Bringt bei mir das Maul nicht auf, gibt im Dorf aber das Waschweib.
    »Wofür?« Er spielte den Verwunderten. »Ach, das – richtig, ich kam zufällig an einem Ort vorbei, wo eine Maschine abgestürzt ist. Ist schließlich nichts alltäg…?«
    »Jetzt hörens endlich auf mit diesem Krampf, ja?«, fuhr der Wachtmeister gereizt dazwischen. »Ein Wandergast wollen Sie sein? Sie haben ein Schuhwerk, bei dem man Ihnen bei Strafe verbieten müsst, auch nur einen Fuß ins Gebirg zu setzen. Zum letzten Mal: Was haben Sie bei uns verloren?«
    Kull verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin kein Papagei, ja?«, sagte er bockig. »Womit ich ausdrücken möchte, dass ich mich ungern wiederhole.«
    Der Stationsleiter lehnte sich zurück. »Ich hab Zeit, Herr.« Er griff nach einer Dose vor ihm, entnahm ihr eine Prise Schnupftabak und schob sie sich mit der Handkante unter seine Nase. »Möchtens ein bisserl überlegen? Ich hätt da im Keller eine kleine Kammer. Ich tät sogar von außen zusperren, damits auch wirklich Ihre Ruh haben.« Er grinste boshaft. »Gut, ganz so gemütlich wie beim Postwirt ist es natürlich nicht.«
    »Das können Sie

Weitere Kostenlose Bücher