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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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nicht tun!«, brauste Kull auf. »Ich kenne die Vorschriften!«
    »Die Vorschriften, jaja …«, seufzte der Wachtmeister. »Die kenn ich auch.«
    »Dann halten Sie sich gefälligst daran, ja?«
    Der Wachtmeister sah Kull mitleidig an. »Schauens, Herr Kull – wenn ich bei meinen Bezirksoberen vortrag, dass für den Gautag eine Störung zu befürchten war und ich deswegen sicherheitshalber eine Arretierung hab vornehmen müssen – glaubens, dass ich drauf was anderes als eine Belobigung zu hören krieg?« Er strich sich einige Krümel aus seinem Schnauzbart. »Die Sozen und die Kommunisten haben bei ein paar Kleinbauern und Holzknechten nämlich durchaus ihren Anhang. Ich hab mir sagen lassen, dass sie sich die Gaudi übermorgen auf keinen Fall bieten lassen werden. Da muss ich doch schließlich Maßnahmen treffen, oder?«
    »Absolut lächerlich!«
    Schmaus überging den Einwurf. »Außerdem hats, seit der Flieger abgestürzt ist, ein paar ziemlich seltsame Vorfälle gegeben. Einer von den Revierjägern hat schon einmal ein paar Auswärtige gesehen, die sich da oben rumgetrieben haben. Dass mich interessiert, was da dahinterstecken könnt, werden grad Sie gut verstehen.« Er genoss Kulls überraschte Miene, als er hinzufügte: »Man nennt Sie wahrscheinlich nicht umsonst ›Gustav, die Nase‹.«
    Kull sah zum Telefon. Der Wachtmeister war seinem Blick gefolgt. »Richtig, mein Herr. Die bayerische Gendarmerie kann bereits mit einem Telefonapparat umgehen.« Er beugte sich mit einem Ruck vor und sagte scharf: »Gustav Kull, gebürtig aus Berlin, daselbst auch wohnhaft. Privater Ermittler, war mehrere Jahre bei der deutschen Pinkerton-Niederlassung tätig, seit einigen Jahren selbstständig. Politisch undurchsichtig, eingebildeter und cholerischer Giftzwerg, der einem Streit nur dann aus dem Weg geht, wenn sichs nicht vermeiden lässt. Soll die Berliner Polizei immer wieder zum Wahnsinn bringen, leider aber manchmal richtigliegen.« Schmaus grinste schief. »›Vorsicht vor der Schnauze‹, hat mir der Berliner Kollege gestern noch als Warnung mitgegeben.«
    Kull räusperte sich. »Wieso schikanieren Sie mich dann erst?«
    »Da bin ich halt eigen.« Der Gendarm zuckte leichthin die Achseln. »Wenn einer meint, er könnt mich allzu leicht aufs Glatteis führen, lass ich ihn gern ein bisserl beizen.«
    »Und? Zufrieden?«, murrte Kull.
    Aus Schmaus’ Miene sprach satte Genugtuung. »Tuts schon«, meinte er.
    »Na gut«, sagte Kull. »Dann bringen wirs hinter uns. Jawohl, ich bin von der ›Olympia‹-Versicherung beauftragt, den Absturz noch einmal zu untersuchen. Es geht immerhin um eine ziemlich hohe Summe, die von der Gesellschaft zu bezahlen wäre, sollte es an der Maschine gelegen haben. Mein Auftraggeber wollte dabei, dass ich zunächst verdeckt vorgehe.« Er griff nach der Tischkante, um seinen Stuhl zurückzuschieben. »Alles geklärt? Kann ich gehen?«
    Schmaus schien die Frage überhört zu haben. »Aber die Landeskriminalpolizei hat da oben doch jeden Stein zweimal umgedreht?«
    Kull nickte herablassend. »Sie hat untersucht, richtig. Allerdings so, dass meiner Gesellschaft der eine oder andere Zweifel gekommen ist, ob alles mit der nötigen Sorgfalt durchgeführt worden ist. Die Junkers F13 gilt nämlich als äußerst zuverlässiges Flugzeug. Auf unsere Nachfrage bei der Kriminalpolizei wurde natürlich energisch zurückgewiesen, nachlässig gearbeitet zu haben. Allerdings ließ man durchklingen, die Ermittlungen seien durch den Umstand erschwert worden, dass die örtliche Gendarmerie unvorschriftsmäßig vorgegangen sei. Spuren seien zertrampelt worden, ob alle Beweisstücke ordnungsgemäß behandelt worden seien, sei ebenfalls fraglich. Und so weiter.«
    »Was?!« Der Gendarm fuhr auf: »Diese … diese … aufgeblasenen …!«
    »Regen Sie sich nicht auf, Herr Wachmeister«, tröstete Kull. »Ist doch schließlich bekannt, dass es immer das Einfachste ist, die Schuld auf andere zu schieben, nicht wahr?«
    »Bagasch, eingebildete«, brummte Schmaus.
    Kull öffnete die Hände. »Tja, nun wissen Sie Bescheid. Kann ich endlich gehen?«
    So, dachte Kull. Und jetzt möchte ich was hören.
    »Herr Wachtmeister? Ich fragte, ob ich jetzt gehen …?«
    Der Gendarm sah an ihm vorbei. »Jaja … ich streit ja nicht ab, dass da … ein paar Dinge ziemlich komisch gewesen sind. Beispielsweis, dass wir eine Pistole gefunden haben. Hab mir noch gedacht: Zu was braucht man so was in einem Flieger? Ich kann mir keinen

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