Am Ende des Tages

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Autoren: Robert Hültner

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hinzufügte: »Es ist ein Wetter wie seinerzeit …«
    Kajetan sah sie fragend an.
    »Na, wie an dem Tag, an dem die arme Fanny hat sterben müssen«, sagte sie.

19.
    »Kommen Sie in drei Wochen wieder«, fauchte der Gutachter. »Wie wärs außerdem damit, sich vorher anzumelden? Habe ich nichts anderes zu tun, als auf irgendwelche Besucher zu warten?«
    Kull betrachtete sein Gegenüber. Anton Graber war ein stämmiger Mann Anfang der Vierzig mit bereits schütterem Haarkranz und rundem, leicht gerötetem Gesicht. Der Ruf eines mürrischen Zeitgenossen eilte ihm voraus. Er galt aber auch als einer der gewissenhaftesten Luftfahrtsachverständigen innerhalb der Bayerischen Flugpolizei.
    Er sei nicht irgendein Besucher, erwiderte Kull kühl. Wie seinem Gegenüber bekannt sein dürfte, versichere seine Gesellschaft fast das gesamte Flugwesen des Reichs. Und der rasant wachsende Luftverkehr und laufende technische Neuerungen erforderen eine regelmäßige Aktualisierung der Risikobewertung.
    »Dennoch stören Sie mich gerade bei einem Gutachten, das schon längst bei Gericht liegen sollt«, raunzte Graber zurück. »Worüber die Leitung der hiesigen Flugwache sehr wohl informiert ist. Wie kommt der Major Huber überhaupt dazu, Sie mir aufzuhalsen?«
    Der kleine Detektiv drückte sein Kreuz durch. »Weil ich ihm das Begleitschreiben meines Auftraggebers und die darin enthaltene Ermächtigung vorgelegt habe, bei allen Flugwachen die notwendigen Erkundigungen einzuziehen. Dazu einen offiziellen lettre de commis des Reichsverkehrsministeriums , persönlich unterzeichnet von Herrn Staatssekretär Achenbach. Sie können gerne einen Blick darauf werfen und sich vergewissern, dass das Ministerium meiner Gesellschaft nicht nur das Anrecht auf Auskunft zubilligt, sondern Kooperation erwartet.«
    »Soso.« Der Beamte sah ihn böse an. »Und ich kann mir vorstellen, dass man in Berlin noch immer Schwierigkeiten mit der Einsicht hat, dass das Deutsche Reich kein Zentralstaat ist. Unsere Flugwache hier in Schleißheim jedenfalls ist eine Behörde der Bayerischen Landespolizei.«
    »Verehrter Herr Ingenieur Gruber.« Kull schürzte maliziös die Lippen. »Ich könnte Ihnen zwar jetzt empfehlen, das Reichsluftfahrtgesetz dazu noch einmal genauer zu studieren, möchte Ihnen das aber angesichts Ihrer knappen Zeit nicht zumuten. Sie sollten jedoch zumindest einen Gedanken daran verschwenden, wie man im Reichsministerium reagieren wird, wenn sein Schreiben als wertloser Wisch bewertet wird.«
    »Habe ich das getan?«, ruderte der Gutachter zurück.
    Der Ermittler sah ihn an. »Ich habe nur einige wenige Fragen«, sagte er.
    Graber wetzte auf seinem Stuhl hin und her. Schließlich legte er seinen Stift beiseite und knurrte: »Machen Sies kurz, ja?«
    Kull griff nach der Lehne eines Stuhls und setzte sich. Er erklärte, den kürzlich zwischen Reichenhall und Innsbruck erfolgten Absturz einer F13 als Beispiel für seine Untersuchung ausgewählt zu haben. Die Maschine sei bei seiner Gesellschaft versichert gewesen. Das, was die Behörden zur Absturzursache verlauten ließen, habe aber nicht wirklich befriedigt. Um es höflich zu sagen.
    Die Lider des Gutachters verengten sich.
    »Ich könnte es jetzt eine Unverfrorenheit nennen, ein von mir erstelltes Gutachten als fehlerhaftes Geschmiere zu bezeichnen. Und Sie mit einem Tritt vor die Tür befördern.«
    Der Sonderermittler nickte konziliant. »Das könnten Sie, zweifellos.«
    »Und ich gestehe, dass ich größte Lust dazu verspüre.«
    Mach mir nichts vor, dachte Kull. Du weißt genau, dass da einiges nicht koscher gewesen sein kann.
    Kull nickte wieder. »Vollstes Verständnis. Da ich Sie zwar nicht eben als Musterexemplar des charmanten Salonplauderers bezeichnen würde, Sie aber als akkuraten Fachmann wie auch als Person von Format einschätze, gäbe es da vielleicht noch andere Möglichkeiten.«
    »Und die wären?«
    »Das überlasse ich Ihnen. Ich vermute allerdings, dass Sie in diesem Fall mit mehr als ärgerlichen Versäumnissen der örtlichen Ermittler konfrontiert waren, was ihr Gutachten mehr als erschwert hat.«
    Der Gutachter sah ihn von der Seite an.
    »Ihre Fragen«, sagte er schließlich.
    Kull setzte sich gerade. »Ihr Gutachten legt sich in der Frage der Absturzursache nicht fest. Sie verweisen auf den Zustand des Wracks. Was heißt das?«
    »Dass die Maschine bereits am Absturzort auseinandergenommen wurde, was mir mit der Unzugänglichkeit des Geländes erklärt wurde.