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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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und wenn wir technisches oder menschliches Versagen und auch Witterungsgründe ausschließen, bleibt doch nur noch eines, oder?«
    Graber nickte grämlich. »Wenn sie nicht abgeschossen worden ist, was angesichts des unzugänglichen Geländes und auch sonst mehr als unwahrscheinlich ist – richtig.«
    »Eine Explosion, nicht wahr? Nicht erst am Boden, wie man zuerst annehmen musste, sondern bereits in der Luft? Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich Unsinn rede, ja?«
    »Wenn ich einen Anlass habe, mit größtem Vergnügen«, knarzte der Gutachter.
    Kull stand abrupt auf und ging nachdenklich umher, sein Kinn knetend. Er schüttelte den Kopf. »Aber nein. Völliger Unsinn. Dann hätten die Wrackteile ja in weitem Umkreis verstreut gewesen sein müssen.«
    »Korrekt.«
    »Was sie aber nicht waren.«
    Der Gutachter schwieg eine Weile und starrte Kull mit zusammengekniffenen Augen an. Dann rührte er sich. »Nicht unbedingt«, begann er, sich räuspernd. »Es käme auf die Menge des Explosivstoffs an. Sowie darauf, wo dieser sich befindet. Im hinteren Teil des Laderaums zerstört sie sofort das Leitwerk, vor allem das Höhenruder, wodurch augenblicklich eine Änderung der Lastigkeit eintritt und die Maschine mehr oder weniger senkrecht zu Boden schießt.«
    »Und warum lese ich darüber nichts in Ihrem Gutachten?«, fragte Kull.
    »Weil ich weder Dichter noch Spekulierer bin, Herrgottnochmal! Für mich zählen allein Fakten! Und Fakt ist, dass weder Spuren einer Explosion nachzuweisen waren noch ein Hinweis darauf, ob das Feuer bereits in der Luft oder erst beim Aufprall ausgebrochen ist! Wie oft muss ich es Ihnen noch erklären?«
    Kull hob beschwichtigend die Hände. »Ich hab es begriffen.«
    »Und gibts in Ihrer blühenden Phantasie auch eine Antwort darauf, wer überhaupt von so was profitieren könnt? Wenns jemand auf die Fracht abgesehen hat, dann hätt er sich doch keine dümmere Methode aussuchen können, oder?«
    »Wohl kaum«, stimmte der Ermittler zu.
    »Eben.« Der Gutachter legte klatschend die Hände auf die Schreibtischplatte. »Sind wir dann fertig? Ich hab zu tun.«
    »Sofort. Sagen Sie mir nur noch: Wenn sich in der Frachtkiste, sagen wir einmal, eine größere Menge Banknoten befunden hätte …«
    Der Gutachter hob die Brauen. »Geld war drin? Keine Dokumente?«
    »Ich sagte: Wenn«, erwiderte Kull. »Dann nämlich wäre meine Frage: Hätten dann nicht entsprechende Überreste gefunden werden müssen?«
    Der Gutachter dachte eine Weile nach, bevor er antwortete. »Eine Explosion und der drauffolgende Brand mit Ausglühen der Maschine sind zwei Paar Stiefel. Loses Material hätte durchaus beim Aufprall plus Explosion größtenteils herausgeschleudert werden können. Dagegen spricht aber, dass am Absturzort nur einige Fetzen gefunden wurden.«
    »Wurde die Fracht eigentlich kontrolliert?«
    Grabers Miene machte keinen Hehl daraus, dass er diese Frage wieder für ausgesprochen naiv hielt. »Selbstverständlich. Nachdem sich immer mehr zeigt, dass auch das kriminelle Gelichter mit der Zeit geht, sind Flugpolizei und Zoll in letzter Zeit sogar gehalten, stärker zu kontrollieren. In diesem Fall handelte es sich aber um Diplomatenfracht. Auf dem Flugplatz Oberwiesenfeld wurden also nur noch die entsprechenden Zertifizierungen geprüft. Wie ich selbst feststellen konnte, waren sie vom Reichsaußenministerium ausgestellt und über jeden Verdacht erhaben.«
    »Die Maschine ist aber nicht vom Außenministerium geordert worden?«
    Der Gutachter verneinte. »Von einem Herrn von Lindenfeld, der sich als Beauftragter des Ministeriums ausweisen konnte.«
    »Major Hugo von Lindenfeld?«
    Graber nickte. »Wenn, dann Major außer Dienst. Soviel ich weiß, ist er ein hier ansässiger Geschäftsmann.«
    »Wer hat die Maschine beladen?«
    »Die Fracht wurde von einem Beauftragten des Kunden angeliefert und vom Bordmechaniker im Laderaum vorschriftsmäßig verstaut und vergurtet.«
    »Könnte …?«
    »Nein! Könnt es nicht!«, unterbrach der Gutachter ärgerlich. »Es ist völlig unmöglich, dass jemand in der Nacht zuvor eine Sprengladung angebracht haben könnt. Alle Flugzeuge bleiben über Nacht hier in Schleißheim und werden strengstens bewacht.«
    Kull hob die Hand zu einer begütigenden Geste. »Ich glaube es Ihnen.«
    »Freut mich außerordentlich. Hätten wirs dann endlich?«
    »Nur noch diese Frage: Wieso befand sich für diesen kurzen Flug eigens ein Schmiermaxe an Bord?«
    »Weil der Kunde auf Begleitung

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