Am Ende des Tages
brummte schläfrig. Sie rüttelte ihn sacht.
»Komm. Die Sonn wird bald aufgehen.«
Er ächzte leise und wandte ihr das Gesicht zu. In ihren Augen spiegelte sich der schwache Widerschein einer Straßenlaterne vor dem Fenster.
Er roch den Duft ihres Körpers. Die Erinnerung kehrte zurück.
Der Abend im Gasthaus auf der Praterinsel war schön gewesen. Kein Krampf, kein Gegockel, kein verschämtes Getue. Kajetan war gar nicht zum Nachdenken darüber gekommen, ob es gut oder schlecht, vernünftig oder unvernünftig war, dass er Burgi noch in ihre Kammer gefolgt war. Es war, wie es war. Wie es sein musste. Und wie es nicht anders sein konnte.
Sie hatten miteinander geschlafen. Kein großes Theater, beide waren ein wenig beschwipst, aber es war in Ordnung. Dann hatte der Schlaf seinen Tribut gefordert.
Kajetan grunzte wohlig und zog sie an sich. »Ist noch ein bisserl Zeit«, raunte er.
Sie gab ihm einen Kuss und schob seinen Arm weg. »Ich hab meiner Hausfrau versprochen, dass ich ihr kein Mannsbild über die Nacht ins Haus bring. Versprochen ist versprochen. Auch wenn ich bald auszieh.«
Er lachte leise. »Bist halt doch eine keusche Jungfer.«
»Depp.« Sie gab ihm einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen.
Er beugte sich über sie, schob eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und küsste ihren Mund. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und erwiderte den Kuss.
»Armer Paule.« Ihre Stimme lächelte. »So arg ist er wieder enttäuscht worden, der Arme, stimmts?«
»Furchtbar, ja.«
Sie kicherte leise und schlang ihre Arme um ihn. Er spürte die Hitze, die von ihrem Körper ausging. Es trieb ihn auf sie. Sie nahm in auf. Das Bettgestell knarzte leise. Die Zeit blieb stehen. Er bäumte sich auf. Sie legte ihre heiße Hand auf seinen Mund und schniefte leise.
Dann rollte er neben sie. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Burgi gab ein leises Prusten von sich. »Schnaufst ja wie ein Bräuross«, flüsterte sie. »Könnt eins direkt Angst kriegen um dich.
»Wenns halt an der Übung fehlt?«
Sie gab ihm eine zärtliche Ohrfeige und lachte leise. »Lügen auch noch.«
Sie schwiegen eine Weile. Ihr Atem wurde ruhiger.
»Musst wirklich gehen?«, sagte er schließlich.
»Hör auf«, sagte sie.
Als sie beim Unionsbräu aßen, hatte Burgi ihm erklärt, warum sie München verließ. Ihr jüngerer Bruder war kürzlich gestorben, eine harmlose Verletzung bei der Arbeit hatte sich in nur wenigen Tagen zur tödlichen Sepsis ausgewachsen. Ihre alten Eltern hatten sich außerstande gesehen, die Gastwirtschaft in Kraiburg allein weiterzuführen und sie gebeten, wieder nachhause zu kommen.
»Hast deinen Bruder gern mögen, hm?«
Sie ließ sich mit der Antwort Zeit. »Bruder ist Bruder«, sagte sie schließlich. »Aber was meinst, warum ich von daheim fort bin? Der Maxl ist nicht unrecht gewesen, aber furchtbar rechthaberisch. Hat nie gelten lassen können, was ein anderer sagt. Was eine Frau meinen könnt, hat schon gleich gar nicht gezählt.«
»Da ist er bei dir an die Falsche gekommen«, stellte Kajetan fest.
Sie drehte sich auf die Seite, legte den Arm über seine Brust und barg ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Ihr warmer Atem dampfte über seine Haut. »Da liegst nicht ganz verkehrt«, sagte sie.
Er schüttelte leicht den Kopf. »Aber du als Wirtin …?«
»Wer einmal beim ›Soller‹ Kellnerin gewesen ist, den haut nichts mehr um.«
»Wirst es dir ja auch gut überlegt haben.«
»Ich überleg nie lang, Paule. Ich weiß einfach, wanns passt. Heut, mit uns zwei, hats auch gepasst. Glaub bloß nicht, dass ich gleich einen jeden an mich ranlass.«
»Tu ich nicht.«
»Außerdem hats pressiert. Das mit dir hab ich einfach noch wissen müssen, bevor ich fortgeh.«
Er suchte im dämmerigen Dunkel ihren Blick.
»Und? Was weißt jetzt?«
Sie seufzte. »Frag nicht so blöd.«
»Sags trotzdem.«
Sie hob den Kopf und schaute ihn an. Ihre Lippen zuckten.
»Hat gepasst.« Sie strich über seine Wange. »Wärst schon zum Brauchen.«
Sein Herz pochte. Er schmiegte sich an sie und flüsterte ihr ins Ohr: »Du auch«, sagte er. »Mit dir könnt ichs glatt aushalten.«
Sie kicherte leise.
»Nicht gleich gar so stürmisch, Paule.«
»Ich meins ehrlich.«
»Tät ich dir auch raten.«
Sie ließ ihren Kopf wieder auf seine Brust zurücksinken. Er spürte ihr schweres Haar.
»Ich hör dein Herz pumpern, Paule«, flüsterte sie.
Er sagte nichts und drückte sie an sich. Sie lauschten in die Stille.
»Schad«, sagte er nach
Weitere Kostenlose Bücher