Am Ende des Tages
ich, weil ich ordentlich dafür entlohnt werde, ebenso ordentlich erledigen möchte. Verstehen Sie, was ich damit sagen möchte?«
Der SA-Mann betrachtete ihn nachdenklich. »Durchaus. Sehr gut sogar«, sagte er. »Deshalb hören Sie mir jetzt genau zu. Erstens: Wir werden rücksichtslos gegen jeden vorgehen, der es wagt, verleumderische Gerüchte über die Partei in die Welt zu setzen. Zweitens: Wie bereits erwähnt, sind wir der festen Überzeugung, dass es die Partei des Führers ist, der diese finanzielle Unterstützung zusteht. Drittens dürfen Sie davon ausgehen, dass wir allen Versuchen, die nationale Bewegung zu dividieren, erbarmungslos entgegentreten werden.«
»Ähnliches habe ich vermutet«, sagte Kull. »Damit ist mir aber immer noch nicht klar, warum ich hier sitze.«
»Sollten wir Ihre Intelligenz doch überschätzt haben? Was vermuten Sie?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sie mich nur deshalb zu dieser Plauderstunde eingeladen haben, damit ich mit dem Eindruck nach Hause gehe, dass das Geld auf keinen Fall bei Ihrer Partei gelandet ist.«
Der Finanzbeauftragte lächelte fein. »Um schädliche Gerüchte aus der Welt zu schaffen, würden simplere Methoden ausreichen.« Er wurde wieder ernst. »Nein. Sie haben einen hervorragenden Ruf als Ermittler, Herr Kull. Unsere eigenen Untersuchungen dagegen, muss ich leider gestehen, sind ein wenig ins Stocken geraten. Nicht, dass ich mit der Arbeit unserer Leuten unzufrieden sein müsste. Aber auch wenn eine gewisse Robustheit gelegentlich angebracht ist, so sind andernorts doch eher Intelligenz, Raffinesse, vor allem Erfahrung erforderlich. Kurzum: Ich biete Ihnen Zusammenarbeit an. Sie wäre nicht nur in Ihrem, sondern auch in unserem Interesse.«
»Was hätte ich davon?«
»Einiges. Sie könnten davon ausgehen, dass wir das Honorar, das Sie mit dem Reichsministerium ausgehandelt haben, auf jeden Fall verdoppeln würden. Es würde sich außerdem mit Sicherheit auch positiv für Ihre körperliche Unversehrtheit auswirken, wenn Sie dieses Angebot annähmen.«
»Sie sind ein Mann der klaren Worte.«
»Das sagt man mir nach, richtig.« Der SA-Mann nickte selbstgefällig. »Ich freue mich, dass wir uns verstehen, Herr Kull. Ich kann Ihnen auch versichern, dass sich Ihr Aufwand in Grenzen halten würde. Er bestände lediglich darin, dass Sie mich über den Fortschritt Ihrer Ermittlungen auf dem Laufenden halten. Beispielsweise darüber, ob es Ihnen gelungen ist, der Mutter oder dem Bruder eines gewissen Hermann Hartinger relevante Informationen zu entlocken.«
»Was soll diese Frage?«, fuhr Kull ärgerlich auf. »Halten Sie mich für beschränkt? Hartinger war doch Ihr Mann!«
»Leider irren Sie. Die Partei verzichtet auf Individuen, die nicht mehr die Gewähr bieten, ihr kraftvoll und entschlossen dienen zu können. Hartinger war nicht unser Mann. Er wollte es zwar sein, war aber ein Krüppel.«
»Wollen Sie mir weismachen, dass es nicht Fürst war, der Hartinger von der geplanten Transaktion unterrichtet hat? Und Hartinger es war, der diese Information an Sie weitergegeben hat?«
»Meine Lust, mir Ihre Spekulationen noch länger anzuhören, hat Grenzen, Herr Kull. Auch die, Ihnen Ihre Arbeit abzunehmen.« Der Finanzbeauftragte legte seine Arme auf die Lehne. »Was mein Angebot betrifft, gebe ich Ihnen bis morgen Bedenkzeit.«
»Ich lasse mich ungern drängen«, sagte Kull. »Um präzise zu sein: Nie.«
»So wenig wie ich bereit bin, mich hinhalten zu lassen.« Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer. »Passieren lassen«, befahl er.
Kull stand auf. »Letzte Frage«, sagte er.
»Nur zu.«
»Sagen Sie: Wie geht es eigentlich derzeit der bayerischen Ziegelindustrie?«
Der SA-Mann schien von der Frage nicht überrascht zu sein. »Möchten Sie investieren?« Er lächelte. »Ich rate ab. Investieren Sie lieber in uns.«
Kull machte eine ironische Verbeugung. »Ich danke vielmals für diesen Ratschlag.«
Damit wäre auch das klar, dachte Kull. Die Sache ist diesen Schlaubergern ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Und jetzt haben sie auch noch die Hosen voll, dass Reichsregierung und Öffentlichkeit davon Wind bekommen könnten. Warum sie mir aber mit einem schmierigen Angebot kommen, anstatt mich einfach aus dem Weg zu räumen, kann nur eines bedeuten: Die Kerle haben noch immer keine Ahnung, wieso ihr großartiger Plan nicht aufgegangen ist.
32.
Kajetan spürte eine Hand an seiner Schulter.
»Du musst gehen, Paule«, flüsterte Burgi.
Er
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