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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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Ihnen her?«, sagte der Kripo-Leiter mit ungläubiger Miene. »Was ist das? Eine Komödie?«
    Kajetan grinste schief. »Dafür wars nicht lustig genug.«
    »Aber habens denn eine Erklärung dafür, warum er auf sie losgegangen ist?«
    Kajetan zuckte die Schultern. Darüber hatte er sich ebenfalls schon den Kopf zerbrochen. Zwar hatte er mit mehreren Leuten über Fürst gesprochen, doch keiner von ihnen hätte eine Veranlassung gehabt, den Mann auf ihn zu hetzen.
    Rosenauer stippte bedächtig seine Asche in eine Schale. »Und dass es sich tatsächlich um den Fürst gehandelt hat, wissen Sie von diesem Detektiv aus Berlin? Der wiederum selbst hinter ihm hergewesen sein will? Wie soll denn das zu verstehen sein? Hat der Doktor Herzberg vielleicht einen weiteren Ermittler engagiert? Ohne es Ihnen zu sagen? Wirklich, eine bizarre Geschichte.« Er kniff die Augen zusammen. »Oder was für eine Erklärung hat Ihnen Ihr Kollege für dieses seltsame Aufeinandertreffen gegeben?«
    »Er hat von einem Flugzeugabsturz erzählt, den er für eine Versicherung aufklären soll.«
    »Ach. Und er vermutet, dass dieser Fürst etwas damit zu tun zu hat?«
    Kajetan nickte unbestimmt. »Schaut danach aus.«
    »Wirklich seltsam, das alles.« Rosenauer wischte wie abwesend Aschereste von der Tischplatte. »Ich nehm an, dass es da um den Absturz vor einigen Wochen im Chiemgau geht. Wahrscheinlich sucht die Versicherung nach Argumenten, um sich vor der Auszahlung drücken zu können.« Er schüttelte belustigt den Kopf. »Aber Zufälle gibts, nicht wahr? Diesem dürfen wir sogar noch dankbar sein. Wär doch einigermaßen ärgerlich gewesen, wenn Sie kurz vor Ihrem Wiedereintritt noch unter die Räder gekommen wären, hm?« Wieder stieg eine Rauchwolke empor. Der Kripo-Chef blinzelte. »Was denkens übrigens? Könnens die Arbeit für den Doktor Herzberg vorher noch abschließen? Der Fall scheint mir doch einigermaßen kompliziert. Wie wollens überhaupt weiter vorgehen?«
    »Wenn ichs so genau wüsst«, sagte Kajetan.
    »Vielleicht kann ich Ihnen den einen oder anderen Rat geben?«
    »Glaub nicht. Was der Doktor Herzberg braucht, sind neue Beweise.«
    »Aber das falsche Alibi von diesem Fürst ist doch schon mal was?«
    »Sagen Sie und sag ich. Aber obs fürs Gericht ausreicht?«
    Rosenauer nahm die Zigarre aus dem Mund. »Da könntens Recht haben. Das allein wird nicht überzeugen, solang nicht auch der Lindenfeld einknickt und bestätigt, dass Fürst damals noch in der Näh vom Tatort gewesen sein muss.« Er überlegte. »Aber jetzt mal eins und eins zusammengezählt: Aus der Tatsach, dass Fürst und dieser Major Lindenfeld damals gelogen haben, kann doch geschlossen werden, dass da was vertuscht werden soll. Woraus in der Umkehr logisch folgt, dass die beiden Informationen haben müssen, die mit diesem Mord zusammenhängen. Oder?«
    »Aber wenns schon schwierig werden wird, den Fürst zum Reden zu bringen, dann erst recht beim Major.«
    Rosenauer wiegte den Kopf. »Möglich.« Ein feines Schmunzeln kräuselte seine Lippen. »Aber würd es Sie sehr wundern, wenn ich sag, dass es manchmal nicht zu vermeiden ist, gewisse ausgetretene Pfade zu verlassen?«
    »Das heißt jetzt was?«
    Rosenauer zuckte leichthin die Achseln. »Na, ich – wenn ich an Ihrer Stelle und nicht ein Mann des Gesetzes wär, der ich aber nun einmal bin – würd mir eben überlegen, wie dieser Major etwas gesprächiger gemacht werden könnte, verstehens mich?« Er beugte sich vor und senkte die Stimme. »Beispielsweise mit einer Aussicht, die einen Geschäftsmann, der derzeit von der wirtschaftlichen Konjunktur eh ein wenig gebeutelt wird, nicht sonderlich erfreulich sein dürfte. Nämlich, dass bekannt wird, dass er im letzten Kriegsjahr bei mehreren Bauern im Werdenfelser Land Pferde requirieren hat lassen und das mit der Notwendigkeit des Endkampfes, für den jeder Opfer zu bringen hätt, begründet hat. Er aber dann so dreist war, nicht nur die Tiere einem adeligen Gutsbesitzer ausgerechnet im gleichen Amtsbezirk mit Aufpreis zu verkaufen, sondern auch einen harmlosen Redakteur, der darüber in seinem Blatt eine vage Andeutung gemacht hatte, eine Kugel in die Brust zu jagen. Und dass ihm bei seiner selbstherrlichen Exekution dieses angeblich brandgefährlichen Spartakisten mit großer Wahrscheinlichkeit ein Untergebener namens Johann Fürst assistiert hat, dessen Schweigen er sich vermutlich unter anderem mit seiner Falschaussage im Fall Rotter erkauft hat.«

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