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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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Ihres Meisterdetektivs voran? Der Mann kreucht doch offensichtlich schon eine ganze Weile in Bayern herum. Haben Sie vielleicht doch wieder einmal aufs falsche Pferd gesetzt, Schubarth?«
    Die Wangen des Staatssekretärs verfärbten sich. Er hüstelte. »Er hat seinen Bericht für morgen angekündigt. Ich werde Eure Exzellenz umgehend davon in Kenntnis setzen.«
    »Das wäre außerordentlich wünschenswert, mein lieber Schubarth.« Stresemann sah an ihm vorbei. »Besser jedenfalls als mich darüber auf dem Laufenden zu halten, ob sich in München jemand in die Hose macht. Ich habe leider noch ein paar wichtigere Sorgen.«
    Schubarth schloss kurz die Augen und neigte den Kopf.
    »Das ist mir bewusst, Eure Exzellenz«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich dachte lediglich …«
    Der Außenminister unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Aber wenn ich es recht bedenke, wäre diese Variante nicht einmal die Übelste. Wir wären fein raus. Dann nämlich wäre es nicht ein ungünstiges Schicksal, das Bischoff in seinen Schlamassel gebracht hat, sondern seine eigene Nachlässigkeit.«
    Wieder hüstelte der Staatssekretär. »Das war es, was ich Eurer Exzellenz damit mitteilen wollte.«
    Stresemann überging seinen Einwurf. Er nickte grimmig. »Bischoff kann sich auf den Kopf stellen. Wenn er, der sich doch als meisterlichster Stratege aller Zeiten fühlt, nicht einmal imstande ist, seinen eigenen Transport zu schützen, dann soll er die Sache mit dem Diebsgesindel selbst ausfechten.«
    Staatssekretär Schubarths Rücken krümmte sich leicht.
    »Ich bin mit Eurer Exzellenz völlig einer Meinung.«

43.
    Der schwarze Simson-Supra überquerte die Zoobrücke und erklomm den Isarhang. Fürst beugte sich zwischen den Vordersitzen nach vorne.
    »Zu was eigentlich solche Umständ?«, fragte er. »Ich wär auch zu ihm rausgefahren.«
    Allzu viel wird der Geizkragen eh nicht springen lassen, dachte er. Wozu also der Aufwand?
    Über dem Kragen des Beifahrers bildete sich ein Wulst, als er sich nach hinten drehte. »Darfst uns nicht fragen, Kamerad. Wir haben unsere Anweisungen, verstehst?«
    »Weiß man ja, wie grantig der Herr Major werden kann, wenn man sich nicht dran hält«, ergänzte der Mann an seiner Seite. Er war hager, sein jung wirkendes Gesicht narbig.
    Allerdings, dachte Fürst. Schlaftrunken hatte er den beiden Männern die Tür geöffnet. Sie erkärten, von Major von Lindenfeld beauftragt worden zu sein, ihn zu einem Treffen abzuholen. Der Herr Major habe gemeint, Fürst wisse schon Bescheid.
    Fürst hatte erfreut genickt. Lindenfeld hielt sein Versprechen. Er ließ ihn nicht hängen. Vermutlich nicht gern, aber egal.
    Aber wohin fuhren sie überhaupt? Das Büro des Majors war doch in Unterföhring?
    »Bloß ein bisserl aus der Stadt raus«, erklärte der Fahrer. »Der Herr Major hat gemeint, für gewisse Sachen wärs besser, wenns sowenig Zeugen wie möglich gibt.«
    »Verstehe«, sagte Fürst. »Ist nie verkehrt.«
    »Eben.«
    Der Fahrer sah geradeaus. Im Dorfzentrum von Grünwald verlangsamte er die Fahrt und bog in die Tölzer Straße ein. Bald hatten sie die letzten Häuser des Vororts verlassen. Es hatte zu regnen aufgehört. Auf den Feldern stand Nebel.
    Der stiernackige Beifahrer gähnte. »Bissl nervös kommt er mir aber schon vor in letzter Zeit, unser Herr Major.«
    »Könntst Recht haben«, meinte der Fahrer. »Aber gehts uns was an? Jeder hat heutzutag so seine Sorgen, oder?« Er drehte Fürst sein Profil zu. »Hab ich nicht Recht, Kamerad?«
    »Kann sein«, gab Fürst zurück. Eine leichte Übelkeit überkam ihn. Er kippte den Kopf zurück und schloss die Augen. Er hätte gestern nicht so viel saufen sollen. Er hörte plötzlich, wie Schotter gegen den Wagenboden prasselte. Er sah hinaus. Sie hatten die Hauptstraße verlassen und befand sich auf einem Feldweg. Als hätte er Fürsts Unruhe erspürt, wandte sich der Beifahrer um und nickte ihm beruhigend zu.
    »Wir habens gleich.« Kurze Zeit später trat die Piste in ein Waldstück ein und senkte sich zum Flusstal hinab. Nach einer weiteren Abzweigung bremste der Fahrer ab und hielt vor einem gedrungenen Jagdhaus.
    Fürst sah sich verwundert um. Die Fensterläden waren verriegelt. Wo war der Major?
    »Sind wir zu früh oder was?«
    »Glaub nicht.« Der Stiernackige hielt die Pistole auf ihn gerichtet und machte eine unmissverständliche Bewegung. »Raus.« Der Fahrer hatte bereits den Wagen umrundet und empfing ihn auf seiner Seite. Auch er hatte eine

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