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Am Ende ist da nur Freude

Am Ende ist da nur Freude

Titel: Am Ende ist da nur Freude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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Magenkrebs festgestellt worden war, war ich fix und fertig. Zwar hatte mein Studium für mich oberste Priorität, aber ich nahm mir trotzdem ein Freisemester, um ihm im Kampf gegen die Krankheit beizustehen. Fest entschlossen, mich allen schwierigen Herausforderungen zu stellen, die vor uns lagen, stieg ich in die Krebs-Achterbahn ein. Sehr schnell lernte ich, dass uns das nicht nur emotional, sondern auch finanziell auslaugte, denn unsere Krankenversicherung bezahlte viele notwendige Behandlungen nicht.
    Bevor all das geschehen war, hatte ich mich auf den Aufnahmetest ins Medical College vorbereitet und mir
war angst und bange. Ich wusste, dass von dieser Prüfung alles abhing: Würde ich Ärztin werden können oder nicht? Aber als sich der Zustand meines Vaters verschlechterte, erkannte ich, dass mein Plan, mir ein Semester frei zu nehmen, nicht realistisch war. Es würde viel schlimmer werden, als ich mir vorgestellt hatte.
    Mir wurde klar, dass ich den Tatsachen ins Auge sehen musste: Der Krebs hatte gestreut, und mein Vater lag im Sterben. Wie sich herausstellte, hatte ich ebenso große Angst, ihn zu verlieren, wie er vor dem Sterben. Mein Vater war schon immer ein ängstlicher Mensch gewesen, aber meine Mutter hatte es verstanden, ihm seine Ängste zu nehmen. Ich hatte diese Rolle längst übernommen, aber Dad und ich hatten nur noch einander. Ein Leben ohne ihn konnte ich mir nicht vorstellen.
    Eines Nachts war ich auf der Couch neben seinem Bett eingeschlafen. Plötzlich wachte ich auf und hörte seine Stimme. Ich schaute zu ihm hinüber und sah, dass er seine Arme zur Decke streckte.
    »Dad, was ist los? Wonach streckst du dich?«
    »Sie ist da.«
    »Wer?«
    »Deine Mutter … sie ist wirklich da.«
    Ich staunte. Konnte das stimmen? War es möglich, dass sie wirklich hier im Zimmer war? »Dad«, fragte ich, »was sagt Mam? Sag ihr, wie sehr sie mir fehlt.«
    Mein Vater war wie hypnotisiert von dem, was er sah, fing dann aber an zu sprechen: »Sie möchte uns sagen,
dass wir keine Angst zu haben brauchen. Sie hat über uns gewacht, und sie freut sich, wie gut du dich um mich gekümmert hast. Jetzt wird sie über dich und deine Familie wachen. Es gibt nichts, wovor wir Angst haben müssten.«
    Ich fragte mich, von welcher »Familie« meine Mutter sprach. Schließlich war ich Single, und mein Vater lag im Sterben. Als er am nächsten Tag starb, waren mir seine Worte nur ein schwacher Trost. Meine beiden Eltern waren fort, und ich fühlte mich mutterseelenallein. Und wie um alles noch schlimmer zu machen, waren meine Ersparnisse aufgebraucht, und ich hatte keinerlei Hoffnung, mein Medizinstudium bezahlen zu können.
    Ich schrieb mich stattdessen in einem College bei uns am Ort ein und studierte Psychologie. Ich wurde Therapeutin in eigener Praxis … und lernte den Mann kennen, den ich heiraten sollte. Innerhalb weniger Jahre hatte ich einen wunderbaren Mann und zwei gesunde Kinder. Ich wusste, das war die Familie, von der meine Mutter gesprochen hatte und über die sie wachen würde.
    Heute, fast 17 Jahre nach dem Tod meines Vaters, sind meine Kinder Jugendliche, und ich fühle mich durch seine Vision immer noch inspiriert. Ich erinnere mich an die Worte meiner Mutter: Es gibt nichts, wovor wir Angst haben müssten. Und so war es auch. Heute ist mir klar, dass Angst den Tod nicht aufhält – sie verhindert das Leben. Nachdem es mir schließlich gelungen war, meine Ängste und Zweifel zu überwinden, ging ich wieder an die Uni und bereitete mich auf den Aufnahmetest vor, wie
ich es vor so vielen Jahren schon einmal getan hatte. Heute sehe ich, dass die Krankheit meines Vaters mich zwar vorübergehend davon abgehalten hat, meinen Traum zu verwirklichen, dass aber seine Vision von der Ermutigung durch meine Mutter meinen Träumen wieder Leben eingehaucht hat.

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    von Maggie
     
    Ich bin Therapeutin auf einer Hospizstation in Florida. Ich erinnere mich an ein tragisches, schwieriges und berührendes Erlebnis, das ich als Sozialpädagogin Ende der 1980er Jahre hatte. Mein Patient hieß Sammy, und er war einer der ersten Aids-Patienten, mit denen ich gearbeitet habe. Damals war die Krankheit noch relativ unbekannt. Wenn also jemand mit Aids ins Krankenhaus kam, herrschten auf der Station für Infektionskrankheiten große Hysterie und Angst unter dem Personal.
    Die Krankenschwestern hatten Angst, etwas anzufassen, was ein Aids-Patient berührt hatte, und wenn sie ins Zimmer kamen, trugen sie

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