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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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der Enge, nur noch auf und ab läuft im verschissenen Vogelsand und sein Glöckchen fickt.
    Abrupt verschwindet die Zahlenschlange, leuchtet Mama auf dem Display, bei einem Empfangsbalken. Muss eine günstige Ecke sein hier in der Badewanne, auf dem Trockenen sitzend. Das Gerät brummt in meiner Hand, 1 Anruf in Abwesenheit . Nach dem Löschen der Info: Nur Notrufe . Na eben. Und weiter: 3 33 3 33 3 333 und dann das Festnetz: Hans mobil .
    Meine Mutter schwärmt ins Telefon. »Herrlich« ist ihr meist frequentiertes Adjektiv.
    Die einzigen Wörter, die ich verwende, sind gut und nein. Ich sage gut, als sie mich fragt, wie es so gehe. Ich sage nein, als sie vermutet, ich esse sicherlich nicht genug.
    »Ach Max, du bist mundfaul.«
    »Nein.«
    »Ich muss Schluss machen, Papa sagt, es wird zu teuer. Ich hab dich lieb, Schatz … Grüße von Papa. Und gieß die Pflanzen mal. Wenn was ist, rufst du an, ja?«
    »Gut.«
    In den nächsten zwei Tagen ist der Hof immer mal eine Idee, aber keine wirkliche Option.

20
    Ich sitze auf dem Hochstand, reiße ein paar Nadeln vom neben mir wogenden Ast und schnippe sie einzeln in die Tiefe. Schwer zu sagen, was ich tun würde, hätte ich ein Gewehr. Wenigstens wäre ich gewappnet, falls es zu einem Duell kommt. Ehrlich gesagt glaube ich aber, man wird mir aus dem Hinterhalt in den Kopf oder die Wirbelsäule schießen. Die Dinge passieren selten, wenn man sie erwartet, deswegen fällt den meisten Menschen das Sterben ja so schwer.
    Ich sehe über den Rand. Lio blickt zu mir auf. Mein Hund, mein Auftraggeber, dreimal am Tag. Er bewegt mich. Ich klettere nach unten, mit jedem Griff blättert Rinde von den Sprossen. Wieder ist alles so trocken, dass ein weggeworfenes Streichholz, ein besonders aggressives Glühwürmchen, ein labiler Lehrer im Handumdrehen ein Inferno anrichten könnte. Der Wind frischt auf, die Ähren unter mir wehen im Wechsellicht wie ein Ozean, und ich bin ein Matrose, der vom Ausguck die Takelage hinabsteigt, bedrückt, weil er kein Land mehr sieht.
    Peng!
    Ich falle.
    Ich komme zu mir.
    Lios Zunge schleckt warm über mein Gesicht. Ich scheine nicht verletzt zu sein, mein Genick ist nicht gebrochen. Etwas drückt im Rücken. Mühsam fummele ich es hervor.
    Ein Tannenzapfen, massives Gold.
    Mich immer wieder umblickend, laufe ich zurück zu unserem Haus.
    Maria hockt auf den Stufen vor der Haustür. »Wollte mal schauen, ob du noch lebst.«
    Ich lasse den Hund frei, wickle die Leine um meinen rechten Arm.
    »Lebe noch.«
    »Du siehst fertig aus, Max. Ist was passiert?« Ich würde es ihr erzählen, aber ich bin ja selbst nicht sicher, was geschehen ist, und habe keine Lust, mich vor ihr nackt zu machen.
    »Ich schätze, mir ist einfach zu heiß.«
    »Das passt. Ich wollte dich nämlich abholen, zum Schwimmen.«
    Schwimmen. Irgendwie habe ich, trotz der Hitze in den letzten Tagen, vergessen, dass ich ziemlich gerne schwimme.
    »Gute Idee, ich hole meine Badehose.«
    Und während ich mich aus den Klamotten pelle und in die Badehose schlüpfe, den Gummizug festzurre, wird mir klar, dass ich es jetzt doch tue. Ich mache mich nackt vor ihr, freiwillig und für Stunden.
    Tropenauto. Der Metallstecker meines Sicherheitsgurts glüht so heiß, dass ich, als er meine Haut berührt, fürchte, eine Narbe zu behalten. Ich sauge an der Stelle, wie nach einem Schlangenbiss. »Autsch«, kommentiert Maria. Sie war definitiv schon mal geistreicher, und ich war definitiv schon mal dünner. Ich spüre meinen Bauchansatz gegen die eng geschnürte Badehose drücken, schiele auf Marias Unterleib. Der ist flach wie eh und je.
    Jetzt also nach Donaueschingen. Da liegt der Baggersee, der Türke, der so heißt, weil seine Farbe im Sonnenschein bestechend türkis ist. Wir rollen über die höchste Brücke der Umgebung. Maria dreht das Radio an. Nachrichten. Es gibt keine Meldung ohne Tote.

21
    Unsere Körper glänzen cremig in der Sonne, ein Heißluftballon steigt ihr entgegen. Jungs springen schreiend vom rostigen Bagger.
    Maria trägt einen schlichten Bikini und an ihren Oberschenkelinnenseiten, dort, wo der Hosenstoff aufhört, sind einige Poren verstopft und entzündet vom Rasieren.
    Sie zupft ihre Bikinihose zurecht und geht voran ins Wasser. Ich folge ihr und spüre beim Anblick ihres noch immer festen Hinterns nicht die geringste Spur von Erregung.
    Wir tasten uns hinein. Knöcheltief im Wasser lassen wir ein paar Steine über die Oberfläche springen. Ich schaffe zweimal drei Hüpfer.

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