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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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Maria schafft einmal keinen und einmal vier.
    Am gegenüberliegenden Ufer raucht es so stark aus einem Grill, als würde eine Holzkohlefabrik abgefackelt. Fetzen von Marinadegeruch und orientalischer Tanzmusik umwehen uns.
    »Schwimmen wir rüber?«, fragt Maria und schöpft Wasser mit der rechten Hand über ihren Nacken. Obwohl ich unsicher bin, was meine Kondition angeht, antworte ich: »Klar.«
    Auch weil ich weiß, dass es auf halber Strecke eine Sandbank gibt. Ich entdeckte sie zu der Zeit, als wir mit dem Schlauchboot nach der Leiche suchten.
    Eine Woche lang paddelten Konrad, ich und ein anderer Junge aus unserer Klasse über den See, wobei einer von uns immer vornüber mit dem Kopf im Wasser hing und durch eine Taucherbrille ins Trübe blickte, in Erwartung des Ertrunkenen, eines alten Mannes, der beim Frühschwimmen untergegangen war. Wir machten uns keine Gedanken darüber, was dann gewesen wäre, was der Anblick mit uns gemacht hätte. Konrad und ich hatten kurze Zeit vorher Stand By Me gesehen und waren sicher, dass Tote-Suchen die Freundschaft stärkt. Nach einer Woche wurde es uns dann doch zu langweilig, und auch der Junge, dem das Schlauchboot gehörte – ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern, weiß nur noch, dass sein Rücken übersät war mit Sommersprossen –, fuhr mit seinen Großeltern in die Berge und kam nach den Sommerferien nicht wieder. Der Leichnam wurde wenige Tage später geborgen. Er hatte sich im Kettengewirr des Baggers verfangen, wir waren etliche Male über ihn hinweggeglitten.
    Maria krault los. Ich hole Luft und tauche hinterher.
    Im Kescher des kleinen Mädchens zappelt kein Fisch, nur tropfende Steine liegen im Netz. Sie schmeißt sie zurück in den See und stakst zurück an Land. Die Mutter wartet schon, eine geschälte Banane in der Hand.
    Ich war auch so ein Kind mit Fischernetz. In jedem Urlaub bekam ich eins. Nach jedem Urlaub vergaß ich es.
    Ich pumpe ganz schön. Hundertfünfzig Meter, schätze ich, sind es von einem Ufer zum anderen, für einen wie mich, der meistens nur kurz ins Wasser springt, um sich abzukühlen, ist das schon eine respektable Distanz. Maria sitzt neben mir und sieht in Richtung des qualmenden Grills.
    »Wir könnten uns dazusetzen, einfach so. Wäre sicher lustig.«
    Ohne mir Zeit für eine Antwort zu lassen, wird sie ernst.
    »Du findest das alles bescheuert, nicht wahr? Uns, den Hof, wofür ich mich entschieden habe. Stimmt doch, oder? Außerdem denke ich, dass du immer noch böse auf mich bist. Ich wollte mich ja melden, aber ich wusste einfach nicht, ob du das willst. Ich wünschte, wir könnten gut miteinander umgehen und …«
    Maria hält inne, weil ich lachen muss.
    »Was ist, Max, ist das alles so lächerlich?«
    Ich sehe in ihr ratloses Gesicht.
    »Willst du die Wahrheit hören?«, frage ich.
    Sie nickt fordernd.
    »Ich bin neidisch. Sehr sogar.«
    Ich spurte zurück in den See. Das kleine Mädchen lacht mich an, Maria bleibt sitzen und unter Wasser ist es leise.

22
    Die Zeit haben wir gebraucht. Die miteinander und die ohne und vor allem die der letzten Tage. Das ist es, was ich Maria sagen möchte, während wir über die Kiesberge zurück zum Auto klettern. Doch gerade, als ich den Mund öffnen will:
    Peng!
    Ich werfe mich in die aufgeschütteten Steine, schlage die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Hast du das gehört? Scheiße, hast du das auch gehört?«
    Maria lacht.
    »Hör auf mit dem Quatsch.«
    »Verdammt, ich mein es ernst. Hast du es nicht gehört? Da war ein wahnsinniger Knall, ein Schuss.«
    »Da war nichts. Und jetzt steh wieder auf, du machst mir ja Angst.«
    Langsam drehe ich mich auf den Rücken und blicke Maria an. Sorgen falten ihre Stirn.
    »Du hast wirklich nichts gehört?«
    »Nein.«
    Sie streckt mir ihre Hand entgegen. Ich ziehe mich hoch.
    »Vielleicht liegt es an der Sonne, dein Kopf ist auch ganz rot.«
    Ich schüttle den Kiesstaub aus meinem T-Shirt, blicke mich zu allen Seiten um.
    »Komm, ich fahr dich nach Hause und du stellst dich unter die kalte Dusche.«
    Ich nicke.
    Nach ein paar Schritten vermutet Maria: »Vielleicht hörst du Gewitter, bevor sie kommen.«
    Der Himmel ist einmal mehr vollkommen wolkenlos.
    »Du kannst auch mit zu uns, wenn du willst.«
    »Nein, besser, du fährst mich nach Königsburg.«
    Ich stecke mir den Finger in den Hals. Nichts kommt raus. Erst jetzt merke ich, dass ich heute noch gar nichts gegessen habe.
    Kraftlos schneide ich eine Scheibe vom Laib. Das Brot ist schon

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