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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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Zapfen.«
    Sie hält ein neues Glas unter den Hahn, betätigt den Hebel, aber es zischt und schäumt nur noch.
    »Mist«, stöhnt Hannah und schreit: »Silas!«
    Durch die Schwingtür schallt es zurück. Die Sprache klingt genauso kompliziert, wie ihr Schriftbild aussieht.
    Fluchend kommt Silas aus der Küche. Als er mich sieht, verzögern sich seine gehetzten Schritte. Er läuft um den Tresen herum und gibt mir die Hand, zieht mich an seine Brust, die von einem weißen T-Shirt voller Kochspuren bedeckt ist und nach dem Fleisch und dem Fisch und den Kräutern riecht. Und nach frischem Schweiß. Er drückt mich fest und es ist nicht unangenehm. Silas hat schwarz-graue Locken, Dreitagestoppeln, den obligatorischen Probierbauch eines Küchenchefs und Tränen in den Augen.
    »Wie sie«, sagt er und wischt sich die Augen.
    In einem Mix aus Griechisch, Englisch und Deutsch spricht er mir sein Beileid aus und hastet dann in den Keller, um ein neues Fass zu holen. Ein neues Fass von diesem Bonbon-Bier.
    Mittlerweile sind die letzten Urlauber nach Hause gegangen, und ich esse junge Ziege. Der Deckenventilator weht die Petersilie vom Fleisch. Es schmeckt sehr gut, gar nicht streng oder zäh. Während ich kaue, macht sich Müdigkeit in mir breit. Der Flug, das Dreieck, der Ort ihres Todes, all das hat mich doch sehr geschlaucht. Hannah und Silas sitzen mit mir am Tisch und trinken Raki.
    »Habt ihr eigentlich auch Kinder?«
    »Wir haben einen Sohn«, antwortet Hannah. »Sein Name ist Timon. Er ist gerade auf Malta und macht einen Ferienkurs. Englisch ist sein Problemfach.«
    Sie leben auf einer Insel und schicken ihren Jungen auf eine andere Insel, um sein Fremdsprachenniveau zu verbessern. Vielleicht macht das Festland ihnen Angst.
    »Wie alt ist er?«
    »Er ist gerade achtzehn geworden.«
    Im Gegensatz zu mir war Timon tatsächlich eine späte Geburt. Ich gähne und lege mein Besteck in die Fertig-Position.
    »Es war lecker. Danke schön.«
    Silas nickt und schenkt mir auch ein Glas Raki ein.
    Zwei alte Griechen betreten das Lokal. Zuerst machen Silas und Hannah abwehrende Gesten und diskutieren mit den beiden, deuten auf ihre Armbanduhren und auf mich. Daraufhin verstummen sie. Der Dünnere nimmt seine Mütze vom Kopf, eine rote, mit der er aussieht wie Jacques Cousteau.
    Wir trinken die vierte Runde. Ich habe Mühe, aufrecht zu sitzen vor lauter Müdigkeit, zwicke mich in den Arm, um sicherzugehen, dass ich nicht schon träume. Die Männer schimpfen über Politik.
    »Ich kann das heute wirklich nicht brauchen«, sagt Hannah.
    Silas knallt sein Glas auf die Tischplatte und wischt mit der Hand ein Genug in die Luft. Alle schweigen und trinken. Ich will mich verabschieden. Der betrunkenere der beiden alten Griechen schaut mich an.
    »I am sorry«, brummt er.
    Seinem Englisch nach zu urteilen war er nie auf Malta. Er spricht griechisch weiter und Hannah redet ihm dazwischen. Das einzige Wort, das ich raushören kann, ist »Stop«.
    Ich will, dass Hannah übersetzt.
    »Er sagt, die Explosion war so laut, dass er aus dem Bett gefallen ist. Wie fast alle aus dem Dorf ist er sofort hin und hat versucht zu helfen. Aber er konnte nichts mehr tun.« Die Alten schütteln den Kopf.
    Ich sage: »Thank you.«
    Sie schütteln weiter den Kopf.
    »Ich bin ziemlich müde. Außerdem würde ich gern noch kurz ins Internet.«
    »Ich zeige dir das Gästezimmer«, erwidert Hannah.

31
    Ich sitze auf einem Stuhl mit Rollen im Büro von Silas und Hannah und google.
    Zuerst die Kombination: Käfer Feuer. Der Klick auf das drittbeste Ergebnis zeigt das von mir aufgenommene Insekt. Es handelt sich um den Schwarzen Kiefernprachtkäfer, ein pyrophiles Wesen, das kurz nach Bränden seine Eier ins verkohlte Holz legt. Eigentlich können sich die Larven nur in geschädigtem Kiefernholz entwickeln.
    Anschließend recherchiere ich Kretas Fauna. Laut Wikipedia gibt es hier unter anderem folgende Tiere/Motive/Protagonisten:

Kretische Bergziege, auch Agrimi oder Kri-Kri (eher selten)

Etrusker-Spitzmaus

Fischadler (selten)

Feldhase (selten)

Kretische Wildkatze (galt bis 1996 als ausgestorben)

Bartgeier (sehr selten)

Gänsegeier (häufig)

Mittelmeer-Mönchsrobbe (sehr selten)

Steinmarder

Mauswiesel

Siebenschläfer

Kretischer Dachs (wird sehr häufig überfahren)

Schlangen, ungiftig: Leopardnatter, Würfelnatter, Balkan-Zornnatter; giftig (für den Menschen aber ungefährlich): Europäische

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