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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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aufrechter als sonst und meine Augen glänzen, als ich den Spiegel am Ende des Treppenhauses streife.
    Ich trage keine schwarze Sonnenbrille, keinen schwarzen Mantel, keine schwarzen Boots.
    Ich trage eine geblümte Strandshorts. Mächtige Kopfhörer bedecken meine Ohren, »Bullet in the Head«, und neben mir geht Patrick, hat ein grünes Trikot mit der Nummer 16 an. Darunter steht Maximilian Flieger. Euphorisch schwenkt er einen Wimpel und fängt an zu singen, und statt Zack De la Rocha kommt seine Stimme aus den weichen Lautsprechern:
    »Let’s go, Maxi, let’s go.«
    »Let’s go, Maxi, let’s go.«
    »Let’s go, Maxi, let’s go.«
    Er fächelt mir Luft mit einem Handtuch zu, massiert meinen Nacken im Gehen, klapst mir motivierend auf den Hintern.
    Ich erreiche das Esszimmer, da riecht es schon wieder nach Gegrilltem, lachen Hannah und Silas sich verliebt an. Über die Kopfhörer sagt Patrick: »Sieh sie dir an. Sie freuen sich, weil sie nicht glauben können, wie lasch du bist. Dass sie so einfach davonkommen, hätten sie nicht für möglich gehalten. Was, glaubst du, würde ihr hübscher Timon tun, falls ihnen etwas zustößt? Ich meine, anscheinend kann er ja nicht mal Englisch. Also: Let’s go, Maxi!« Mit der Linken will ich mir die Sonnenbrille von der Nase nehmen, die ich nicht trage, mit der Rechten hebe ich die Pistole an, ziele auf Silas Kopf und drücke ab.
    Peng!
    Sein Gesicht plumpst auf den Teller, zwischen Schweinehals und Gemüse. Hannah schreit und Patrick schaltet sich dazwischen: »Wenn einer Grund hat zu schreien, dann du!« Ich laufe zu ihr hin und brülle, so laut ich kann: »Halt’s Maul! Es war dein beschissenes Haus.« Ich drücke den Lauf gegen ihre Schläfe, Patrick singt »How does it feel« und sie sagt
    »Max?«
    Hastig lege ich die Pistole zurück in ihr schlechtes Versteck. Kaum aus dem Zimmer getreten, kommt Hannah um die Ecke. Sie hat kein Loch im Kopf und sagt: »Ah, da bist du. Es gibt jetzt Essen.«
    Ich nicke.

36
    Jeder in Königsburg wird schon Bescheid wissen. Maria wird mit ihren Eltern gesprochen haben und ihre Mutter wird es den Frauen, die sich von ihr die Füße pflegen lassen, erzählt haben. Ein Dominostein kippt gegen den anderen.
    Bei der Vorstellung, in ein paar Tagen bei der Beerdigung eine kühle Hand nach der anderen schütteln zu müssen, wird mir angst und bange. Vielleicht bitte ich Valentin, ein Hawaiihemd anzuziehen und mich während der gesamten Zeremonie im Arm zu halten.
    »Dann sehen wir uns in ein paar Tagen wieder, Max. Silas wird nicht mitkommen können. Er hofft, dass du das verstehst … du bist sehr tapfer.«
    Hannah drückt mich, ich spüre ihre Brüste und frage mich, wieso sich diese Faszination nach den Säuglingsjahren verliert, bloß um in der Pubertät bei vielen Jungen wieder zurückzukehren und von da an dauerhaft einen der obersten Plätze in der Bedürfnispyramide zu belegen.
    »Auf Wiedersehen.«
    Mehr sage ich jetzt nicht, befolge Papas Universalrat, der da lautete: »Eins nach dem anderen.«

37
    Stuttgarts Luftraum wird von einem Sommersturm eingenommen. Wackelnd nähern wir uns dem Boden, einige Passagiere rechnen offensichtlich nicht mehr mit einer Landung, krallen sich in die Armlehnen und schließen die Augen für den freien Fall. Der Kopilot beschwichtigt zunächst in schwäbisch gefärbtem Deutsch und wiederholt in angenehmem British-English.
    Minuten später stellen die Passagiere erleichtert ihre Mobiltelefone an und schnallen sich ab, noch bevor die Verbotslichter über ihnen aufhören zu leuchten. Der Mann neben mir hat wegen der Luftlöcher so sehr geschwitzt, dass sein weißes Oberhemd einem vollgesaugten Küchentuch gleicht.
    Vor der Kabinentür steht der Steward mit einer Nasch-Box. Mein durchgeweichter Nachbar greift sich eine Handvoll Drops, will wohl ein klares Statement in Richtung der Airline setzen.
    Maria sieht sich die Auslagen einer Snack-Bar nahe dem Ausgang an. Für einen Moment wünsche ich mir, dass das alles hier Kulisse ist, Maria meine Schauspielpartnerin, wir uns gleich um den Hals fallen und küssen und dadurch ein Millionenpublikum glücklich machen. Als ich den kleinen Polarfuchs auf ihrem Windbreaker entdecke, wird mir klar, dass ich viel zu dünn gekleidet bin für den Schwarzwälder Spätsommer. Und ich erinnere mich an das flatternde Geräusch der Jacke am böigen Hafen von Göteborg, daran, wie ich Maria vorschlage, sie an einer Schnur in den Himmel steigen zu lassen und Geschichte als

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