Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)
schnell dahintergekommen, dass er eine Strandparty organisiert hat. Ich freue mich drauf, auch wenn ich wohl mit Abstand der Älteste sein werde.
Ich berühre mich. Es ist eine Weile her, dass ich an Sex gedacht habe. Glitschige Körper reiben sich an mir, drängen mich, die Hosen fallen zu lassen und dann … klopft es an die Tür. Erschrocken klemme ich meinen Ständer zwischen die Oberschenkel und richte mich auf.
»Ja … herein.«
Hannah erscheint im Rahmen.
»Hab ich dich geweckt?«
»Nein, ich hab nur so rumgelegen.«
»Gut, ich habe vorhin vergessen, dir das hier zu geben.«
Sie überreicht mir ein Paket. Es kommt von Valentin Bundschuh, Donaustraße 48, 28199 Bremen.
»Von deinem besten Freund, oder?«
»Ja, genau.«
Sie geht, und ich überlege, ob ich zuerst das Paket oder erneut meine Hose öffnen soll.
Mit der Spitze des Kugelschreibers schlitze ich den Karton auf: Eine CD ohne Beschriftung, eine Karte, ein Briefumschlag. Die Postkarte zeigt einen Deich im Sommer und auf dem Umschlag steht: Für meinen besten Freund, den wahren David Copperfield.
Ich lege die CD in das Deck der winzigen Stereoanlage. Aus den Boxen kommt Dancing in the Dark . Wieder muss ich lächeln, wieder schwimmen meine Augen. Beim ersten Refrain angekommen, hat das Lächeln gewonnen und ich beginne die Karte zu lesen:
»Lieber Max,
herzlichen Glückwunsch!
Ich schicke dir 3 . 42 Minuten beste Zeit. Erinnerst du dich? Du fehlst mir sehr, komm bald wieder.
Valentin.«
Ich erinnere mich sehr gut, wie wir im Sommer 2010 im Morgengrauen aus der Capri Bar stolperten. Hochmotiviert durch eine Mischung aus Wodka auf Eis und Koffeintabletten. Jonas, der einzige Lehrerkollege, mit dem ich etwas anfangen konnte, war schon früh gegangen, da er noch stapelweise Aufsätze lesen und benoten musste, Louise, Valentins erste und einzige Freundin vor seinem Coming-out, hatte sich mit drei Antifa-Buben ins Zucker abgeseilt, und Levy, ein junger Geiger aus Israel, der zu dieser Zeit manchmal mit Valentin nach Hause ging, war mit einem der Bartender auf die Toilette verschwunden und nicht mehr aufgetaucht.
Wir taumelten über den Deich heimwärts, das Licht war pathetisch und wir auch. Valentin drückte mir und sich einen Stöpsel ins Ohr und spielte Dancing in the Dark von seinem MP3-Player. Wir johlten den Text über die Weser, ein Reiher floh vor uns, ein Fisch bedankte sich springend, und Valentin tanzte. Wir hörten es viermal hintereinander, dämmerten eine Stunde auf dem schrägen Deichgras und sprangen am Ende nackt in den Fluss.
Im Umschlag stecken eine Eintrittskarte für das Open-Air-Konzert von Bruce Springsteen nächsten August im Weserstadion und ein Foto. Es zeigt mich zwischen Jan und Maria am Lagerfeuer. Ich sehe zufrieden aus. Auf der Rückseite steht: Die Schatten deiner Vergangenheit.
Ich starte das Lied von vorn.
59
Weil ich das mit der Party erraten habe, hat Timon gesagt, dass ich pünktlich um 21 Uhr an den Strandpavillon kommen soll, um die Gäste zu empfangen. In der Hauptsaison werden dort Getränke und Sandwiches verkauft, heute dürfen wir ihn nutzen.
Timon hat Fackeln in den Sand gesteckt und nah der Brandung Holz für ein Feuer aufgeschichtet. Ich kann kaum fassen, wie viel Mühe er sich für mich gibt, und hoffe, dass auch eine gute Portion Eigennutz dahintersteckt. Schließlich kenne ich hier niemanden außer ihm, sind es seine Freunde, die er zu meinem Geburtstag bestellt hat. Ich bin gespannt, ob ich ihm heute beim Flirten zusehen werde.
Timon trägt einen weiten Troyer und ein rotes Halstuch und tackert gerade eine Lichterkette über die Bar. Aus der Entfernung sehen die im Wind schaukelnden Lichter aus wie in Reih und Glied schwirrende Glühwürmchen. Für einen Augenblick vermisse ich die Waldlichtung, den Hof, die anderen.
Hinter der Lichterkette hat Timon ein Papierschild angebracht. Darauf steht in dicken, schwarzen Buchstaben: POINT FIVE PARTY.
»Sieht super aus«, sage ich.
Timon hopst von der Theke in den Sand. Er umarmt mich und sagt: »Ich habe keine Kosten gescheut.«
Letzte Woche haben er und ich Jurassic Park geguckt. Richard Attenborough sagt im Verlauf der zwei Stunden ungefähr ein Dutzend Mal, dass er keine Kosten gescheut hat. Timon fand das, und den Dilophosaurus, ziemlich witzig.
»Du siehst gut aus, Gastbruder.«
Ich habe ein Jeanshemd an, darüber den beigen Herbstparka und die neue Mütze.
»Du aber auch«, erwidere ich.
»Wir haben vier Kästen Bier und zehn
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