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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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mit jedem Höhenmeter werde ich leichter, wie ein Marathonläufer, der den Punkt überschreitet, an dem es richtig wehtut, und dann zur Belohnung mit Endorphinen überschüttet wird.
    Ich schnaufe und lächle, schließe auf zu Timon und überhole ihn. Er sagt irgendwas, aber ich kann jetzt nicht reagieren. Alles, was ich will, ist rauf.
    Viele Schritte vor Timon gelange ich auf das Plateau und sehe die Hütte, die kaum größer als ein Dixiklo ist. Fílippos sitzt in einem Campingstuhl. Als er mich sieht, winkt er und erhebt sich. Er trägt eine blaue Jacke mit Reflektorstreifen und blendet mich für einen Moment. Hinter mir keucht Timon heran.
    »Mit dir steige ich nie wieder auf einen Berg. Du bist gerannt wie ein Verrückter.«
    »Wir wollen doch zurück sein, bevor es dunkel ist.«
    »Es ist zwölf Uhr mittags.«
    Fílippos spendiert Kekse und Kaffee aus einer Thermoskanne. In unregelmäßigen Abständen erklingen Stimmen aus seinem Funkgerät, das er an die Stuhllehne gehängt hat. Ich bin gerade dabei, mir ein Nussplätzchen in den Mund zu schieben, als Timon in den Himmel deutet. Ein Greifvogel segelt über uns hinweg und ruft aus.
    Fílippos sagt: »The Eaglemother.«
    Der Pfad zum Nest ist nicht breiter als ein Schwebebalken. In der Felswand stecken alle paar Meter rostige Haltegriffe, die mir die Gefahr, die Tiefe des Abgrunds, nur noch deutlicher machen.
    Nach zwanzigminütigem Balanceakt verbreitert sich der Weg wieder. Fílippos legt einen Finger auf die Lippen. Von hier an müssen wir besonders leise sein. Erst jetzt bemerke ich, dass der Schnürsenkel meines linken Schuhs offen ist. Bevor es losging, riet Fílippos uns, möglichst nicht nach unten zu sehen. Ich weiß nicht recht, ob ich ihm nun dankbar oder böse sein soll.
    Wir legen uns auf den Boden und schieben unsere Köpfe über die Kante. Unter uns befindet sich das Nest. Es ist nicht so groß, wie ich es mir ausgemalt habe. Ich hatte den Durchmesser eines Planschbeckens im Kopf. Dennoch füllt es den Felsvorsprung komplett aus. Die Adlerjungen, ich zähle vier Stück, haben weiße Plusterkörper, zwei von ihnen zanken sich, die anderen beiden scheinen zu schlafen. Mutter und Vater sind fort. Bei ihrem Anblick verstehe ich, wie gut ich es trotz allem habe. Sollten ihre Eltern tödlich verunglücken, hätten sie keine Chance. Sie würden verhungern oder sich vorher gegenseitig fressen. Der letzte Überlebende würde einen verzweifelten Flugversuch unternehmen und am Fuß des Berges zerschellen.
    Nach einiger Wartezeit kehren die Eltern zurück, das kleinere Männchen hat einen Nager in den Krallen. Zu unserem Glück scheinen sie weder Bedrohung noch Nahrung in uns zu sehen.
    Mir gelingen schöne Aufnahmen, wenn auch nicht in gestochener Schärfe. Diesbezüglich reicht die Kamera leider nicht an den Feldstecher von Fílippos heran, durch den man jede Feder erkennt. Timon hatte schon früh angemerkt, dass es nicht gerade das neueste Modell sei, mit dem ich da filmen wolle. Aber es ist das einzige Modell, das Sinn ergibt.
    Irgendwann richte ich die Kamera auf ihn. Auch er sieht begeistert aus und erinnert mich daran, dass ich nicht vergessen sollte, nach den Menschen Ausschau zu halten.
    Ich prüfe mein Handy. Kein Empfang. Nur zu gern hätte ich Valentin ein Zeichen geschickt.

58
    Geburtstag. Eine Mücke ist um 1.30 Uhr die erste Gratulantin. Ihr Kuss juckt und lässt meine Unterlippe anschwellen.
    Draußen rammt der Revierkater seinen Widerhakenpenis in ein Weibchen, wird geschrien und gefaucht vor Schmerzen. Keine Katze ist vor ihm sicher.
    Ich ziehe die Decke übers Kinn und warte auf den zweiten Schlaf. Ich hoffe, dass Patrick meinen Geburtstag vergessen hat, und denke an meine Mutter, wie sie gerade dabei ist, meinen Geschenktisch mit Konfetti und Luftschlangen zu dekorieren.
    Nichts ahnend komme ich in die Stube und werde lauthals empfangen. Hannah, Silas und Timon singen und klatschen in die Hände. Die Flammen der Kerzen auf dem Kuchen flackern im Luftzug der geöffneten Tür.
    »Woher …«, stottere ich.
    »Jetzt setz dich schon hin und schneid den Kuchen an«, sagt Hannah.
    »Zuerst essen wir aber das Rührei«, bestimmt Timon. »Ich habe es mit jeder Menge Liebe zusammengerührt. Und mit ein bisschen Chili.«
    Das rötliche Ei ist schweißtreibend, wie so viele Dinge auf dieser Insel. Aber die Schärfe macht mich wach. Ich lösche mit frisch gepresstem Orangensaft und arrangiere einen Kreis aus den Muschelschalen, mit denen Hannah den

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