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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Toby seinen Bruder nicht hören: Die Flammen leckten knisternd am alten, trockenen Holz, die Leute riefen dem Feuerwehrmann Ermunterungen zu, ein lautes Funkgerät im Löschfahrzeug oben spie unverständliche Wortschwalle aus, und überall herrschte Stimmen-gewirr, in das sich die Sirene eines Streifenwagens mischte, der auf der Brücke hielt.
    Joel verfluchte sich dafür, dass er Neal Wyatt die Chance eingeräumt hatte, nach der dieser gesucht hatte: Toby war wie befohlen zu seinem Versteck gerannt. Und Neal und seine Meute hatten es in eine Falle verwandelt. Suchend blickte Joel sich um, obwohl er genau wusste, dass Neal und jeder, der mit Neal in Zusammenhang gebracht werden konnte, längst verschwunden war. Sie hatten ihre Wut nicht auf Joel gerichtet, der sich wenigstens hätte wehren können, sondern auf seinen Bruder, der niemals verstehen würde, was ihn für Typen wie Neal jetzt und für alle Zeiten zum bevorzugten Opfer machte.
    Der Feuerwehrmann im Wasser erreichte das Boot und hievte sich an Bord. Toby hob den Kopf und betrachtete diese Erscheinung, die aus der Tiefe kam. Er hätte ihn für einen der gefürchteten Kopfjäger halten können oder sogar für eine Inkarnation von Maydarc, der aus Sosi gekommen war, um ihn zu holen, doch der kleine Junge spürte, dass die wirkliche Gefahr von dem Feuer ausging, nicht von diesem Mann. Er krabbelte auf Knien zu seinem Retter hinüber. Der Feuerwehrmann knotete das Seil ans Boot, um zu verhindern, dass es als schwimmender Feuerball den Kanal hinabtrieb, und dann packte er sich Toby. Kaum hatte er ihn aus der Gefahrenzone getragen, rief er seinen Kameraden oben am Löschfahrzeug irgendetwas zu, und aus der Spritze schoss Wasser. Die Menge begrüßte die Kaskade mit Jubel.
    Joel wollte schon aufatmen, als einer der Polizisten Toby am Jackenkragen packte, kaum dass dessen Retter ihn abgesetzt hatte. Joel schob sich rüde nach vorn, um zu verhindern, dass der Beamte Toby einschüchterte.
    »... du das Feuer angezündet, Junge?«, fragte er gerade. »Am besten sagst du uns jetzt gleich die Wahrheit.«
    Joel rief: »Er war's nicht!« Endlich erreichte er seinen Bruder. »Er hat sich nur versteckt«, erklärte er. »Ich hab ihm gesagt, er soll sich verstecken.«
    Toby zitterte und hatte die Augen weit aufgerissen, aber erwar unverkennbar erleichtert, als er erkannte, dass Joel wieder bei ihm war. Er richtete seine Antwort an seinen großen Bruder statt an den Polizisten, was diesen nicht gerade milder stimmte.
    »Ich hab's genau so gemacht, wie du gesagt hast«, beteuerte Toby. »Ich hab gewartet, bis du sagst, ich kann rauskomm'.«
    »Wie du gesagt hast?« Der Constable packte jetzt Joel, sodass er beide Jungen am Schlafittchen hatte. »Also geht das auf dein Konto? Wie heißt du?«
    »Ich hab sie gehört, Joel«, fuhr Toby fort. »Die ha'm irgendwas aufs Boot gesprüht. Ich hab's gerochen.«
    »Brandbeschleuniger«, meldete sich eine Männerstimme zu Wort. Dann brüllte sie zum Kanal hinüber: »Schaut mal nach, ob die zwei hier einen Anzünder auf dem Boot gelassen haben!«
    »Hey!«, rief Joel. »Ich war das nich'! Und mein Bruder auch nich'. Er kann nich' ma'n Streichholz anzünden.«
    Der Polizist quittierte das mit einem strengen »Mitkommen!« und schob beide Jungen vor sich her zur Eisentreppe.
    Toby fing an zu weinen. Joel sagte wieder: »Hey! Wir ha'm nix ... Ich war nich' ma' hier, und Sie könn' ... Sie könn' die Jungs da drüben von der Skate-Bowl fragen. Die ha'm bestimmt geseh'n ...«
    »Spar dir das, bis wir auf dem Revier sind«, entgegnete der Cop.
    »Joel, ich hab mich doch versteckt«, jammerte Toby. »Wie du gesagt hast.«
    Sie erreichten den Streifenwagen. Die hintere Tür stand offen. Neben dem Fahrzeug stand ein älterer Pakistani und sprach aufgeregt mit einem zweiten Beamten, der sich gerade hinter das Steuer setzte, während Joel und Toby auf die Rückbank verfrachtet wurden. »Dieser Junge hat das Feuer nicht gelegt, hören Sie nicht? Von meinem Fenster dort drüben - sehen Sie, es liegt gleich über dem Kanal - habe ich diese anderen Jungen beobachtet. Es waren fünf, und zuerst haben sie das Boot eingesprüht. Sie haben es angezündet und losgebunden. Ich hab'sgenau gesehen. Sie müssen mir zuhören, guter Mann! Diese beiden hier haben nichts damit zu tun.«
    »Mach deine Aussage auf dem Revier, Gandhi«, antwortete der Fahrer. Er schnitt die Proteste des Zeugen ab, indem er die Wagentür zuschlug, und legte schon mal den Gang ein,

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