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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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übrig, als zu warten, bis er von The Blade hörte. So gingen Tage und Wochen ins Land, während er sein Bestes tat, auf sich selbst und auf Toby achtzugeben. Wenn sie draußen waren, versuchten sie, Neal Wyatt nicht über den Weg zu laufen. Sie gingen immer zügig, und auf Joels Drängen hin übten sie auch weiterhin das Verstecken vor den Kopfjägern.
    Sie standen gerade auf der Brücke über dem Kanal, um ein bunt bemaltes Hausboot zu beobachten, das in östlicher Richtung zum Regent's Park tuckerte. Toby schwärmte von den Piraten, die vermutlich auf dem Boot hausten, doch Joel hörte nur mit einem Ohr zu, als er von der Harrow Road eine Gestalt auf sie zukommen sah.
    Joel erkannte ihn sofort: Es war Greve, Neal Wyatts Helfershelfer. Unwillkürlich schaute Joel sich nach Neal und dem Rest der Gang um. Es schien niemand in der Nähe zu sein. Joels Nackenhaare richteten sich trotzdem auf. Er raunte Toby zu: »Runter zum Boot! Jetzt, Tobe! Und komm nich' raus, ganz gleich, was passiert, bis ich rufe, klar?«
    Toby rührte sich nicht. Er glaubte, Joel meine das Hausboot, das sich jetzt genau unter ihnen befand, mit einem bärtigen Mann am Steuer und einer Frau, die am Heck üppige Topfpflanzen wässerte. »Aber wo fährt es denn hin?«, fragte er. »Weil ich will nich' mitfahr'n, wenn du nich' ...«
    »Ich mein den Kahn«, unterbrach Joel. »Kopfjäger, Tobe! Verstehste? Komm nich' raus, bis ich's dir sage! Kapiert?«
    Dieses Mal verstand Toby. Er hastete zur Eisentreppe und stieg eilig hinunter. Als Greve die Brücke erreichte, stieg Toby bereits über das verlassene Boot hinweg. Es schaukelte ein wenig, und dann lief er zu seinem Versteck unter dem alten Holzstoß.
    Greve trat zu Joel ans Brückengeländer. Er schaute aufs Wasser hinab und dann mit einem Grinsen zu Joel. Joel befürchtete bereits, er würde ihm Ärger machen, doch Greve hatte lediglich eine Nachricht zu überbringen: Neal Wyatt wolle eine Aussprache. Falls Joel Interesse habe, könne er Neal in zehn Minuten auf dem abgesenkten Fußballplatz treffen. Wenn Joel kein Interesse habe, würden die Dinge so weiterlaufen wie bisher.
    »Ihm isses egal«, betonte Greve, und Joel ahnte, dass diese Aussprache nicht Neals Idee gewesen war.
    Das sprach Bände. Ob The Blade seiner Bitte zuvorgekommen war? Das wäre keine Überraschung; der Mann hatte mehr als ein Mal bewiesen, dass er wusste, was in dieser Gegend vorging. Darin lag ein Teil seiner Macht begründet.
    Joel dachte nach: zehn Minuten, dann das Treffen, das vielleicht noch einmal zehn Minuten dauern würde. Und Toby? Er musste so lange in seinem Versteck bleiben. Joel wollte seinen kleinen Bruder unter keinen Umständen mitnehmen, wenn er mit Neal sprach, aber er wollte auch nicht riskieren, dass Toby sich ihren Feinden zeigte, falls dies eine Falle war. Er schaute sich um, vergewisserte sich, dass niemand in irgendeinem Hauseingang herumlungerte. Doch außer Greve war weit und breit niemand zu sehen.
    »Was is' jetz', Mann?«
    Ja, erklärte Joel, er wolle Neal treffen. In zehn Minuten. Er werde zum Fußballplatz kommen, und das solle Neal besser auch tun.
    Greve grinste wieder. Er machte kehrt und ging in die Richtung zurück, aus der er gekommen war.
    Sobald er außer Sichtweite war, eilte Joel die Treppe hinunterzu dem alten Kahn. Gedämpft rief er: »Tobe. Komm nich' raus! Hörste mich?« Er wartete, bis die körperlose Stimme flüsternd antwortete. Dann versprach er: »Ich komm zurück. Komm nich' raus, ehe du mich rufen hörst. Und hab auch keine Angst! Ich muss nur mal eben mit jemandem reden. Okay?«
    »Okay«, wisperte es zurück. Joel warf einen letzten Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand mit dem Kahn hatte sprechen sehen, und dann machte er sich auf den Weg.
    Er durchquerte Meanwhile Gardens und trabte die Elkstone Road zu dem Fußballplatz hinauf. Die Stadtverwaltung hatte erst kürzlich die Graffiti überpinselt. Das tat sie einmal im Jahr - und schuf damit den Künstlern unfreiwillig immer wieder eine frische Leinwand. Ein Schild, das Strafverfolgung bei Verunreinigung öffentlichen Eigentums androhte, war außerdem aufgestellt worden - und war bereits mit dem rotschwarzen, ballonartigen »Ark« eines Sprayers verziert. Joel umrundete den Zaun, bis er das Törchen an der anderen Seite erreichte, und ging die Stufen hinab. Neal war nicht da.
    Ihn an einem Ort wie diesem zu treffen, machte Joel nervös. Das Spielfeld lag zweieinhalb Meter tiefer als der

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