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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wollte, war, auf dem Weg zur Second Avenue von ihrer Tante gesehen zu werden. Nicht dass sie eine Konfrontation mit ihrer Tante fürchtete, war Ness doch immer noch der irrigen Auffassung, dass sie mit jedem fertig werden konnte, einschließlich Genera Osborne. Sie wollte lediglich vermeiden, Zeit mit ihrer Tante vergeuden zu müssen. Falls sie sich trafen, musste Ness aus dem Stegreif eine Ausrede finden, warum sie zur falschen Zeit am falschen Ort war. Sie war überzeugt, dass sie das mühelos konnte - schließlich waren jetzt Wochen seit ihrem Umzug von East Acton hierher vergangen, und ihre Tante hatte immer noch keine Ahnung, was sie trieb -, aber sie wollte darauf keine Energien verschwenden. Es kostete sie bereits genug Kraft,sich in die Ness Campbell zu verwandeln, die zu werden sie beschlossen hatte.
    Sobald sie die Harrow Road überquert hatte, ging Ness auf direktem Wege zum Jubilee Sports Centre, einem weitläufigen, flachen Gebäude an der nahen Caird Street, das den Bewohnern der Gegend andere Freizeitmöglichkeiten bot, als sich immer nur in Schwierigkeiten zu bringen oder daraus wieder herauszuwinden. Ness betrat das Gebäude, und unweit des Kraftraums, wo man zu beinahe jeder Tageszeit das Klirren von Hanteln und das Stöhnen der Gewichtheber hören konnte, betrat sie die Damentoilette, um die Kleidung und die Schuhe anzuziehen, die sie in ihrem Rucksack mitgebracht hatte. Die abscheuliche graue Hose wurde durch hautenge Jeans ersetzt, der gleichermaßen abscheuliche graue Pullover durch ein Spitzentop oder ein dünnes T-Shirt. Hochhackige Stiefel und offenes Haar, das ihr Gesicht umschmeichelte, wie sie es gern hatte. Dann legte sie noch mehr Make-up auf - dunkleren Lippenstift, dicken Kajalstrich und Glitzerlidschatten - und betrachtete im Spiegel das Mädchen, das sie geschaffen hatte. Wenn ihr gefiel, was sie sah, und das war meistens der Fall, verließ sie das Fitnessstudio und ging um die Ecke zur Lancefield Street.
    Hier wohnte Six in einem weitläufigen Gebäudekomplex namens Mozart Estate. Es war ein endloses Labyrinth aus Backsteinhäusern: Dutzende Reihenhäuser und Wohnblocks, die sich bis zur Kilburn Lane erstreckten. Wie all diese Projekte war das Mozart Estate erbaut worden, um eine Verbesserung der Wohnverhältnisse in den Mietskasernen, die es ersetzt hatte, herbeizuführen, doch im Laufe der Zeit war die Siedlung genauso heruntergekommen wie ihre Vorgänger. Tagsüber ging es dort verhältnismäßig harmlos zu, es waren nur wenige Menschen auf der Straße - ein paar Rentner auf dem Weg zum Laden an der Ecke, die einen Laib Brot oder einen Karton Milch besorgen wollten. Nach Einbruch der Dunkelheit sahen die Dinge indes anders aus. Die Nachtgeschöpfe vom Mozart Estate standen schon lange auf Kriegsfuß mit dem Gesetz, handelten mit Drogen, "Waffen und Gewalt und verfuhren entsprechend mit jedem, der versuchte, sie aufzuhalten.
    Six lebte in einem der Wohnblocks, der den Namen Farnaby House trug: drei Stockwerke hoch, eine dicke hölzerne Sicherheitstür am Eingang, Balkone, die im Sommer nach draußen einluden, PVC auf den Fluren und gelbe Farbe an den Wänden. Von außen sah es nicht einmal so übel aus, doch wenn man näher trat, entdeckte man, dass die Sicherheitstür zertrümmert war, die kleinen Fenster links und rechts davon entweder zerbrochen oder vernagelt, scharfer Uringeruch schlug einem im Eingangsflur entgegen, und man sah die Löcher, die Vandalen in die Wände getreten hatten.
    Die Wohnung, in der Six' Familie lebte, war von Gerüchen und Lärm beherrscht. Abgestandener Zigarettenrauch mischte sich mit dem Geruch von ungewaschenen Textilien, und der Fernseher plärrte ebenso wie die gebrauchte Karaoke-Maschine, die Six von ihrer Mutter zu Weihnachten bekommen hatte. Dieses Gerät, glaubte die Mutter, werde der Tochter den Weg ebnen, um ihren Traum von einer Karriere als Popstar zu erfüllen. Außerdem hoffte sie, selbst wenn sie das nicht laut sagte, dass das Singen ihr Kind von der Straße fernhalten werde. Die Tatsache, dass die Karaoke-Maschine keine dieser Funktionen erfüllte, war Six' Mutter bislang verborgen geblieben, und selbst wenn das Verhalten ihrer Tochter darauf hingedeutet hätte, hätte sie sich blind gestellt. Sie hatte zwei Jobs; das war nötig, um die vier der sieben Kinder, die sie noch bei sich hatte, einzukleiden und zu ernähren. Sie hatte weder die Zeit noch die Energie, sich zu fragen, was ihre Sprösslinge trieben, während sie die Zimmer im

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