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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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'n Stück Paprikapizza von Tops, ihr beiden? Wollt ihr'n Snack?«
    Ihre Sprache war für die Jungen beinahe so verwirrend wie das unerwartete Angebot. Joel wusste nicht, was er sagen sollte, und da Toby stets Joels Beispiel folgte, antwortete keiner der beiden. Joel senkte lediglich den Kopf, und Toby trippelte zum Verkaufstisch hinüber, wo er sich mit Glasperlenketten behängte, bis er aussah wie ein Zeitreisender aus der Hippie-Ära.
    »Habter eure Zunge verschluckt?«, fragte Cordie freundlich.
    »Oder seid ihr schüchtern? Schande, echt, da sollt'n meine Mädels sich mal für 'ne Stunde oder so 'ne Scheibe abschnei'n. Wo habter denn eure Schwester gelass'n? Die muss ich doch auch kennenler'n.«
    Joel schaute auf. Jeder, der geübt im Deuten von Mimik war, hätte erkennen können, dass er eine Entschuldigung für Ness suchte. Es kam nicht oft vor, dass jemand direkt nach ihr fragte, darum hatte er keine Antwort parat. »Die is' bei ihr'n Freundinnen«, sagte er schließlich, aber er sah nicht Cordie dabei an, sondern seine Tante. »Die arbeiten an irgend'nem Schulprojekt.«
    »Dann is' sie wohl richtig fleißig, ja?«, fragte Cordie. »Und wie sieht's aus mit euch beiden? Seid ihr auch fleißig?«
    Toby wählte diesen Moment, um sich zu Wort zu melden: »Ich hab heut 'n Twix gekriegt, weil ich mir nich' in die Hose gemacht hab. Ich wollt, aber ich hab's nich' getan, Tante Ken. Also hab ich ein Twix gekriegt, weil ich gefragt hab, ob ich aufs Klo kann.« Und er unterstrich seine frohe Kunde mit einer kleinen Pirouette.
    Cordie sah zu Genera. Sie wollte etwas sagen, aber Genera kam ihr zuvor und fragte Joel leutselig: »Wie sieht's aus mit Pizza?«
    Joel willigte mit einer Munterkeit ein, die besagte, dass er ebenso erpicht darauf war zu verschwinden, wie Genera ihn und seinen Bruder aus dem Laden haben wollte. Er nahm die drei Pfund, die sie ihm reichte, führte Toby aus dem Laden und in Richtung Great Western Road. Die beiden Jungen ließen einen dieser Momente zurück, da die Dinge entweder überspielt, ausgesprochen oder vollkommen ignoriert werden. Wie diese Szene interpretiert werden sollte, lag allein bei Cordie, und Genera beschloss, ihr dabei nicht zu helfen.
    Gute Manieren erforderten einen höflichen Themenwechsel. Freundschaft verlangte eine ehrliche Einschätzung der Situation. Zwischen diesen beiden Extremen gab es einen Mittelweg, und dort fand Cordie sicheren Boden unter den Füßen. »Du hast's echt alles andere als leicht«, bemerkte sie und drückte ihre Zigarette in einem der gespendeten Aschenbecher aus, den sie im Regal entdeckt hatte. »So stellt man sich die Rolle als Mutter nich' vor, was?«
    »Ich hab mir nie irgend'ne Rolle vorgestellt«, entgegnete Genera. »Ach, ich glaub, ich komm ganz gut damit klar.«
    Cordie nickte. Nachdenklich schaute sie zur Tür und fragte: »Wird ihre Mum sie denn irgendwann zu sich hol'n?«
    Genera schüttelte den Kopf, und um Cordie möglichst weit von dem Thema Carole Campbell fernzuhalten, sagte sie: »Ness is' mir 'ne Hilfe. Große Hilfe. Und Joel gibt sich auch Mühe.«
    Sie wartete darauf, dass Cordie auf Toby zu sprechen kam.
    Cordie tat dies auf eine Art und Weise, die sie Genera nur noch mehr ans Herz wachsen ließ: »Wenn du mal Hilfe brauchst, ruf mich an, Ken. Und wenn du tanzen geh'n willst, bin ich auch zur Stelle.«
    »Ich komm drauf zurück«, antwortete Genera. »Aber im Moment komm' wir alle ganz gut klar.«
    Die Schulaufsichtsbeamtin der Holland Park School machte Kendras Illusionen ein jähes Ende. Die Dame, die sich als Mrs. Harper vorstellte, ließ sich fast zwei Monate Zeit mit dem Anruf, der das Leben, wie es am Edenham Way 84 dahinholperte, zunichtemachte. Aber sie hatte einen konkreten Anlass. Da Ness sich abgesehen von dem Tag, da sie den Aufnahmetest gemacht hatte, nicht ein einziges Mal in der Schule gezeigt hatte, war es ihr gelungen, durch sämtliche Raster zu fallen. Dass eine Vanessa Campbell auf einer Namensliste stand, das Mädchen selbst aber nicht auftauchte, verwunderte viele ihrer Lehrer nicht im Geringsten, denn die Schülerschaft unterlag einer enormen Fluktuation, weil die Regierung Asyl suchende Immigranten ständig hierhin und dorthin umsiedelte. So nahmen die Lehrer an, dass Vanessas Fehlen lediglich bedeutete, sie und ihre Familie seien umgezogen. Darum wurde ihre Abwesenheit nie gemeldet, und es vergingen ganze sieben Wochen seit ihrer Aufnahme an der Schule, bis Genera endlich einen
    Anruf erhielt, der sie vom

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