Am Ende war die Tat
und einem Baby, das sein Urenkel hätte sein können.
»Kann ich 'n Milky Way?«, fragte Toby. »Chips, Milky Way und Ribena, Joel?«
»Ich glaub nich', dass wir genug Geld ...«
»Rück die Kohle raus«, unterbrach Ness.
»Tante Ken hat gesagt ...«
»Mit irgendwas muss ich das hier bezahl'n, oder?«
Mehrere Köpfe drehten sich in ihre Richtung. Auch der Junge hinter der Kasse schenkte ihnen jetzt seine Aufmerksamkeit. Joel lief rot an, gab aber seiner Schwester nicht nach. Er wusste, sie würde ihn später dafür büßen lassen, aber er beschloss zu tun, was seine Tante ihm aufgetragen hatte.
Er wandte sich an Toby. »Also, welche Chips willste ha'm?«
»Scheiße«, sagte Ness. »Du bist doch ein erbärmlicher ...«
»Kattle-Chips in Ordnung?«, fuhr Joel unbeirrt fort. »Die hier sind nur mit Salz. Okay für dich?«
Toby hätte einfach nur zu nicken brauchen, und sie hätten den Laden verlassen können. Aber wie immer hatte er seinen eigenen Kopf. Zunächst betrachtete er jede einzelne Chipstüte im Ständer eingehend, und er war nicht zufrieden, ehe er sie alle berührt hatte, als besäßen sie magische Kräfte. Zu guter Letzt wählte er diejenigen, die Joel ihm die ganze Zeit über hingehalten hatte. Es war nicht der Gehalt an Nährwerten, der den Ausschlag gab, denn davon wusste er als Siebenjähriger nichts, und es kümmerte ihn auch nicht, sondern allein die Farbe der Tüte. »Die is' total schön«, sagte er. »Grün is' meine Lieblingsfarbe. Wussteste das, Joel?«
»Sorg dafür, dass er endlich aufhört, sich wie ein Vollidiot zu benehmen, und gib mir die Kohle«, verlangte Ness.
Joel ignorierte sie, und nachdem er unter den Schokoriegeln seine eigene Wahl getroffen hatte, griff er auch noch nach einem Aero für ihre Mutter. An der Kasse überreichte er das Geld und sorgte dafür, dass das Wechselgeld in seine Handfläche gezählt wurde, nicht in die seiner Schwester.
Genera wartete vor dem Laden auf sie. Sie nahm die Tüte mit den Einkäufen, inspizierte den Inhalt und ließ sich von Joel das Wechselgeld zurückgeben. Als Friedensangebot vertraute sie Ness die Tüte an. Dann ließ sie alle drei Kinder vor der Anzeigetafel Stellung beziehen. »Also: Wie finden wir heraus, welchen Zug wir nehmen müssen?«
Ness verdrehte die Augen. »Tante Ken, für wie dämlich hälts' du ...«
»Wir gucken uns die Ziele an?«, schlug Joel vor. »Und die Zwischenhalte?«
Genera lächelte. »Glaubst du, du kriegst es für uns raus?«
»Bahnsteig neun, verdammt noch mal«, bekundete Ness.
»Pass auf, was du sagst«, mahnte Genera. »Joel, Bahnsteig neun ist richtig. Kannst du uns hinführen?«
Er konnte.
Unterwegs setzte Genera ihr Quiz über die Strecke fort, um sicherzugehen, dass die Kinder sie in Zukunft allein bewältigen konnten. Sie richtete die Fragen stets an alle drei Campbells, aber nur einer antwortete.
Wie viele Zwischenhalte, bis sie aussteigen mussten?, wollte sie wissen. Was gab man dem Schaffner, wenn er den Zug entlangkam? Was, wenn man vergessen hatte, eine Fahrkarte zu kaufen? Was, wenn man zur Toilette musste?
Joel beantwortete zuverlässig jede ihrer Fragen, Ness schmollte und blätterte in der Hello!, und Toby trat mit den Fersen gegen die Sitzpolster, schaute aus dem Fenster und fragte Joel, ober seinen Schokoriegel essen werde. Um ein Haar hätte Joel Ja gesagt, aber dann entdeckte er das hoffnungsvolle Leuchten in den Augen seines Bruders. Er überließ ihm den Schokoriegel und beantwortete brav weiter die Fragen seiner Tante.
Wie hieß ihre Haltestelle?, wollte sie wissen. Wo mussten sie hingehen, wenn sie ankamen? Was sollten sie sagen? Zu wem?
Die meisten Antworten kannte Joel, aber nicht alle. Wenn er ins Stocken geriet, fragte Genera Ness, deren Antwort jedes Mal lautete: »Mir doch egal«, worauf ihre Tante erwiderte: »Wir sprechen uns noch, Fräulein.«
Auf diese Art und Weise fuhren sie Meile um Meile in westlicher Richtung durch Landschaften, die nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit London hatten. Trotzdem war den drei Campbells die Strecke vertraut, sie hatten die Fahrt nach Wiltshire im Laufe der Jahre viele Male unternommen, vom Bahnhof aus anderthalb Meilen bis zu dem Komplex mit der hohen Steinmauer und den grünen Eisentoren. Sie waren in Begleitung ihrer Großmutter gekommen und davor mit ihrem Vater, der sie den Gehweg entlangführte bis zu der Stelle, wo man die Straße gefahrlos überqueren konnte.
»Weiter komm ich nich' mit«, verkündete Ness, als
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