Am Rande Der Schatten
waren. Nur wenige Jungen von den Dutzenden Hexergeborenen überlebten, um seine Edelinge zu werden, seine thronwürdigen Söhne. Ein jeder von jenen hatte eine Uurdthan erhalten, eine Marter, um seinen Wert zu beweisen. Bisher hatte einzig Moburu Erfolg gehabt. Einzig Moburu würde er als seinen Sohn anerkennen. Und noch immer nicht als seinen Erben.
Die Wahrheit war, Moburu quälte ihn. Garoth erinnerte sich an die Mutter des Knaben. Eine Art Inselprinzessin, gefangen genommen in den Tagen, bevor das sethische Reich Garoths Versuch, eine Flotte aufzustellen, zunichtegemacht hatte. Sie hatte ihn fasziniert, und während eine endlose Prozession anderer Frauen von hoher wie von niederer Geburt, willig oder nicht, den Weg durch sein Schlafgemach genommen hatte, hatte er tatsächlich versucht, sie zu verführen. Sie war so leidenschaftlich gewesen, wie er berechnend war, so heiß, wie er kalt war. Sie war exotisch gewesen, verlockend. Er hatte alles außer Magie versucht. Er war erfüllt gewesen von der Gewissheit eines jungen Mannes, dass keine Frau ihm lange widerstehen könne.
Nach einem Jahr hatte sie noch immer hochmütige Geringschätzung gezeigt. Sie verachtete ihn. Eines Nachts hatte er die Geduld verloren und sie vergewaltigt. Er hatte die Absicht gehabt, sie anschließend erwürgen zu lassen, aber er war seltsam beschämt gewesen. Später hatte Neph ihm berichtet, dass
die Frau schwanger sei. Er hatte das Kind aus seinen Gedanken verbannt, bis Neph ihm sagte, dass der Junge die Prüfungen überlebt habe und bereit sei für seine Uurdthan. Garoth hatte Moburu eine Uurdthan gegeben, von der er sicher gewesen war, dass sie seinen Tod bedeuten würde. Aber der junge Mann hatte diese Aufgabe so mühelos bewältigt wie jede andere, die Garoth ihm gestellt hatte.
Das Schlimmste von allem war, dass der mutmaßliche Erbe des khalidorischen Throns nicht einmal wie ein Khalidori aussah. Er hatte die Augen seiner Mutter, ihre kehlige Stimme und ihre Haut - ihre ladishe Haut.
Es war bittere Galle. Warum hatte Dorian es nicht schaffen können? Garoth hatte so große Hoffnungen in Dorian gesetzt. Er hatte Dorian gemocht. Dorian hatte seine Uurdthan bewältigt und Garoth dann verraten. Garoth hatte geringere Hoffnungen für den gehegt, der sich Roth nannte, aber zumindest sah Roth wie ein Khalidori aus.
Moburu trug die Uniform eines Offiziers der alitaerischen Kavallerie, roter Brokat auf Gold mit einem Drachenkopf als Wappen. Er war intelligent, mit schneller Auffassungsgabe gesegnet, absolut selbstsicher und auf raue Art gutaussehend trotz seiner ladishen Haut (Garoth musste das widerstrebend zugeben). Außerdem stand er im Ruf, einer der besten Reiter der Kavallerie zu sein - und skrupellos. Natürlich. Er hielt sich, wie ein Sohn des Gottkönigs sich halten sollte. Er trug Demut so natürlich, wie ein Mann ein Kleid trug.
Es ärgerte Garoth, aber es war seine eigene Schuld. Er hatte das Leben seiner Samen in Bahnen gelenkt, die dafür sorgten, dass die Überlebenden genauso sein würden, wie Moburu es war. Sein Problem war, dass er all dies zu dem Ziel ersonnen hatte, ihm Kandidaten zu präsentieren. Er hatte gehofft, eine
Anzahl von Söhnen zu haben. Wenn er sie hatte, würde ihre Aufmerksamkeit aufeinander gerichtet sein. Bruder würde gegen Bruder intrigieren, um die Gunst des Vaters zu erringen. Aber jetzt, da Dorian fort war und Roth tot und keiner der anderen seine Uurdthan überstanden hatte, war Moburu allein. Der Ehrgeiz des Mannes würde ihn zwingen, schon bald den Blick auf den Gottkönig selbst zu richten. Falls er es nicht bereits tat.
»Was gibt es Neues aus dem Frost?«, fragte der Gottkönig.
»Eure Heiligkeit, es ist so schlimm, wie wir dachten. Vielleicht noch schlimmer. Die Clans haben bereits die Rufe ausgesandt. Sie haben Waffenstillständen zugestimmt, damit sie nah genug bei der Grenze überwintern können, um sich im Frühling der Kriegerschar anzuschließen. Sie bringen Krul hervor und vielleicht Zel und Ferali. Wenn sie gelernt haben, das zu tun, werden sie im Laufe der nächsten Monate ihre Zahlen vergrößern.«
»Wie um Khalis willen haben sie im Frost einen Brutplatz gefunden? Unter dem Dauerfrost?«, fluchte Garoth.
»Mylord«, sagte sein Sohn. »Wir können dieser Bedrohung mühelos entgegenwirken. Ich habe mir die Freiheit genommen, Befehl zu geben, Khali hierherbringen zu lassen. Sie wird durch Schreiende Winde kommen. Das ist der schnellste Weg.«
»Du hast was getan?« Die
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