Am Rande Der Schatten
dürfen …«
Logan starrte ihn an, und die Worte verklangen. Momma K und Agon folgten ihm in den Pavillon.
Der Pavillon der Königin war riesig. Darin fanden sich Tische und Karten und Edelleute. Einige der Männer sahen geradezu komisch aus, ihr Fett eingezwängt in eine Rüstung, die sie seit zwanzig Jahren nicht getragen hatten. Auf einem der Tische lagen in zwei Schalen schwarze und weiße Kacheln. Bei den Göttern, sie stimmen über ihren Schlachtplan ab. Neben Momma K stieß Brant Agon einen erstickten Zorneslaut aus.
Momma K sah sich so schnell wie möglich im Raum um und zählte Verbündete, potenzielle Verbündete und gewisse Feinde. Sie wusste, dass sie Logan eine Krone geben könnte, wenn er ihr zwei Wochen gab, um ihre Art von Wahrheiten wirken zu lassen. Dass ihnen nur ein einziger Tag bis zu einer bedeutenden Schlacht gegen den einzigen Feind blieb, den alle hassten, ließ ihre Möglichkeiten indes drastisch schrumpfen. Ihre einzige Hoffnung war, dass jemand, der entbehrlich war, zuerst sie oder Logan oder Brant Agon angreifen würde. Dann konnte sie ihn vernichten, und es würde Logan keinen allzu großen Schaden zufügen, wenn er sich auf diese Weise einen unversöhnlichen Feind machte.
»Nun, Logan Gyre, wie tief die Mächtigen gefallen sind«, sagte Terah Graesin. Sie kam hinter mehreren größeren Lords hervor und tänzelte über die kostbaren Teppiche. »Wer hätte gedacht, dass Ihr in der Gesellschaft von Huren und abgehalfterten Soldaten erscheinen würdet? Oder sollte ich Krüppel und Mösen sagen?«
Die Edelleute kicherten.
»Tragt Ihr Euch mit der Absicht, in das Geschäft einzusteigen?«, fragte Momma K.
In der plötzlichen Stille hätte man eine Feder fallen hören können. Der Schock der Edelleute interessierte Momma K jedoch nicht im Geringsten. Terah Graesin hatte Logan mit ausgefahrenen Krallen begrüßt. Das war nicht gut.
Ein junger Mann trat aus der Menge. »Wenn Ihr noch einmal so sprecht, werde ich Euch persönlich töten«, sagte Luc Graesin. Er war Terahs Bruder, siebzehn Jahre alt, gutaussehend und ein verdammter Narr.
Oh, Luc, du hast ja keine Ahnung. Ich kenne dein Geheimnis. Ich könnte dich gleich hier vernichten.
Nur dass sie es eben nicht tun konnte. Hier und jetzt würde man wilden Wahrheiten, die ohne Vorspiel hervorgestoßen wurden, keinen Glauben schenken. Terah Graesin würde sich nur umso sturer zeigen. »Vergebt mir«, sagte Momma K. »In letzter Zeit wechseln die Titel so schnell den Besitzer, dass ich vergessen habe, dass ich mit einer Herzogin gesprochen habe.«
»Königin!«, sagte Luc. »Eurer Königin!«
Momma K zog die Augenbrauen hoch, als versuche er, sie für dumm zu verkaufen. Eine kleine Erinnerung für alle Anwesenden, wie weit und wie schnell Terah Graesin aufzusteigen versuchte. »Aber hier steht der rechtmäßige König«, erwiderte Momma K. »Der von König Gunder IX. ernannte und durch allgemeine Akklamation bestätigte Thronerbe. Der Mann, dem Ihr bereits Treue gelobt habt.« Aber sie wusste, dass sie bereits verloren hatte. Sie sah es in dem Trotz, dem absoluten Hass in Terah Graesins Gesicht.
»Das ist genug, Gwinvere«, sagte Logan.
Sie lächelte zustimmend. Dann trat sie mit gesenktem Kopf zurück und gab sich plötzlich ganz unterwürfig.
»Darf ich alle daran erinnern«, erklang eine Stimme in der Nähe der Karten, »dass wir morgen dem Gottkönig und seinen
Hexern gegenübertreten?« Es war Graf Drake, wie immer ganz Friedenstifter.
»Wir brauchen keine Erinnerung«, sagte Terah Graesin. »Wir haben unsere Armee, wir haben unser Schlachtfeld, wir haben den Vorteil, und in wenigen Augenblicken werden wir unseren Schlachtplan haben.«
»Nein«, unterbrach Agon sie.
»Entschuldigung?«, fragte Terah entrüstet.
»Ihr habt die Armee Seiner Majestät«, erklärte Agon. »Mylords, viele von Euch waren bei dem Bankett vor dem Staatsstreich zugegen. Garret Urwer, Euer Vater ist an meiner Seite im Nordturm gestorben. Ebenso wie Euer Onkel, Braen Braeton. Sie sind gestorben, um unseren König zu retten, Logan Gyre. Ihr wart anwesend …«
»Genug!«, rief Terah Graesin. »Wir wissen, was der verrückte König gesagt hat.«
Also war der König wahnsinnig gewesen, als er Logan zu seinem Erben bestimmt hatte. Es war kein perfektes Argument, aber es war gut genug. Wenn sie Zeit gehabt hätte, hätte Momma K allen ins Gedächtnis gerufen, zu welchem Zeitpunkt der Staatsstreich stattgefunden hatte und wie wenig Relevanz die
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