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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Kreis, der an das Loch erinnerte. Die Flügel des Gyre-Falken waren ausgebreitet. Es war ein würdiges Siegel. Sein Vater wäre stolz auf ihn gewesen. Was würdest du tun, Vater? Als junger Mann hatte sein Vater geheiratet, um die Familie zu retten. Hätte er es, mit dem Abstand der Jahre betrachtet, noch einmal getan?
    Die Zeltlasche wurde geöffnet, und Momma K trat ein. Sie sah ihn mit leichtem, aber echtem Mitgefühl an. Sie konnte es nicht verstehen. Sie hatte nie geliebt, wie Logan geliebt hatte. Für sie musste es so aussehen, als sei dies die offensichtliche Entscheidung. Heirate Terah, und kümmere dich später um die Probleme. An seiner Stelle hätte Momma K Ränke geschmiedet und manipuliert und Terah am Ende töten lassen.
    »Es ist Zeit«, sagte sie.
    »Das Siegel ist perfekt«, erwiderte Logan. »Danke.«

    »Habt Ihr die Flügel bemerkt?«, fragte sie. »Die Spitzen der Flügel reichen über den Kreis hinaus, Euer Majestät. Der Falke der Gyres wird stets frei fliegen.«
    Zusammen stiegen sie auf das Podest. Es war ein Kreis, der fast die gleiche Größe hatte wie das Loch. Es war ein Kreis, der die perfekte, ewige, unverbrüchliche Natur der Ehe symbolisierte. Als Logan hinaufstieg, gefolgt von Tausenden von Blicken, um seinen Platz direkt in der Mitte einzunehmen, wo der Sturz in den Tod gedroht hatte, zog sich sein Herz zusammen. Ihm war übel, und er fühlte sich beengt. Er erinnerte sich daran, sich über das Loch gereckt zu haben, sich so weit er konnte gereckt zu haben. Wofür? Für Brot, auf das ein anderer gepinkelt hatte und das er nicht einmal einem Tier geben würde.
    Musik begann zu spielen, und sein bepinkeltes Brot trat anmutig auf das Podest.
    Ein Teil von Logan hungerte nach ihr, wie er im Loch gehungert hatte. Während der vergangenen drei Monate war er so schwach gewesen, so ausgehungert, so beschäftigt mit dem Überleben, dass er kaum einen Gedanken an Sex verschwendet hatte. Vor dem Loch, so schien es ihm, hatte er kaum einen Gedanken an etwas anderes verschwendet. Jetzt, da er in Freiheit war und seine Stärke wiederfand, kehrte der alte Logan zurück. Terah Graesin war hochgewachsen und geschmeidig, ihre Kurven beinahe knabenhaft, aber ihr Lächeln war ganz das einer Frau. Sie bewegte sich wie eine Frau, die wusste, was Männern gefiel, und die wusste, dass sie es besaß. Der ausgehungerte, gierige Teil Logans wollte sie besteigen.
    Und bepinkeltes Brot sah immer gut aus, bis man es kostete. Aber zumindest sättigte es einen, ganz gleich, was man anschließend empfand. Zumindest würde er Sex haben. Bei
allen Göttern; mit einundzwanzig war er immer noch eine verdammte Jungfrau!
    Die Ironie des Gedankens entlockte ihm ein grimmiges Lächeln. Terah sah das Lächeln und lächelte zurück. Sie sah tatsächlich fantastisch aus. Ihr Haar war zu einer - nun ja, einer fantastischen Frisur aufgesteckt worden. Logan fragte sich, wie viele Schneider einander während der beiden letzten Stunden beschimpft hatten, während sie eins ihrer Kleider irgendwie in ein Hochzeitskleid verwandelt hatten. Es zeigte das traditionelle Grün der Fruchtbarkeit und neuen Lebens, außerdem war es schmal geschnitten, um Terahs schmalem Körper gerecht zu werden, und zeigte ihr Bein bis hinauf zum Oberschenkel - das entsprach gewiss nicht der Tradition, gefiel ihm aber dennoch. Vervollständigt wurde es von einem modischen Schleier als Symbol der Keuschheit, der perfekt zu dem Kleid passte, wenn auch nicht allzu gut zu der Frau, die es trug.
    Nun, ich werde so viel Sex haben, wie ich will, wenn sie ihren Ruf auch nur im Mindesten verdient. Der Gedanke schwappte in seinem Magen wie warme Pisse. Nein, es war besser, nicht an ihren Ruf zu denken.
    Was immer er empfand, Terah Graesin schaffte es irgendwie, zu verkörpern, was er für unmöglich gehalten hätte. Sie war erotisch und königlich gleichzeitig - bei ihr ging alles um Macht, ob es um ihren Rang, ihre Persönlichkeit oder ihren Körper handelte. Sie alle waren Werkzeuge, um ihren Willen durchzusetzen.
    Macht. Graf Drake hatte gesagt, die Versuchung sei Macht.
    Terah trat neben ihn und nahm scheu seine Hand. Die Menschen jubelten. Es war ganz so wie in dem Moment, als Jenine Gunder seine Hand genommen hatte, nachdem ihr
Vater ihre Heirat bekannt gegeben hatte. Logan schluckte das Essen hinunter, das in seiner Kehle aufstieg. Bei Jenine war es ein spontaner Akt gewesen. Terah war bei diesem Essen zugegen gewesen. Sie hatte gesehen, was Jenine getan und

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