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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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weniger auffällig als ein halbnacktes Flittchen, dessen ganzer Körper schrie: »Seht mich an!«
    Kylar folgte ihr und ließ sich schnell an dem Seil hinunter. Sie kauerten sich im Schatten eines Felsens zusammen, während das Patrouillenboot vorbeifuhr.
    »Also, du hast gar nichts über meine grauen Roben gesagt.«
    Kylar zog eine Augenbraue hoch. »Was? Soll ich dir sagen, ob dein Hintern in deiner Hose dick aussieht? Er tut es. Glücklich?«
    »Du hast also meinen Hintern betrachtet. Was hältst du von dem Rest?«
    »Führen wir dieses Gespräch wirklich? Jetzt?« Kylar schaute wieder auf ihre Brüste - und wurde erwischt.
    »Deine hochmütige Geringschätzung würde besser funktionieren, wenn du dabei nicht erröten würdest«, bemerkte Vi.
    »Sie sind großartig«, sagte Kylar. Er hüstelte. »Ich meine, deine grauen Roben. Nicht dass deine Brüste - ich meine, der Stil ist perfekt für dich. Direkt jenseits der Grenze zwischen sexy und obszön.«
    Sie weigerte sich, dies als Kränkung aufzufassen. »Zuerst nehme ich mir ihre Aufmerksamkeit, dann ihr Leben.«
    »Sieht so aus, als seist du nicht warm genug angezogen.« Diesmal schaute er ihr nicht auf die Brüste. Beinahe nicht - obwohl die kleinen Aufmerksamkeitserreger auf ihren großen Aufmerksamkeitserregern Hab-Acht-Stellung angenommen hatten.
    »Ich bin eine Frau. Ich wähle meine Kleider nicht nach der Bequemlichkeit aus.«
    »Ich kann nicht glauben, dass ich ein so langes Gespräch über Kleider führe.«

    »Du nennst das ein langes Gespräch über Kleider?«, fragte Vi. »Du hast nicht viele Geliebte gehabt, oder?«
    »Nur eine einzige. Und dank dir nicht einmal lange«, erwiderte Kylar.
    Das brachte sie zum Schweigen. Dank sei dem Gott.
    Er stand auf und setzte sich in Bewegung. Wann immer das Patrouillenboot vorbeikam, mussten sie sich verstecken, Vi, um nicht gesehen zu werden, und Kylar, damit Vi nicht erfuhr, dass er sich unsichtbar machen konnte. Kylar trug selbst ziemlich eng sitzende Kleidung, ein altes Paar grauer Roben, das Momma K ihm beschafft hatte. Je mehr irgendjemand über das Ausmaß seiner Kräfte wusste, umso verletzbarer war er.
     
     
    Sie erreichten das eingefallene Tor zum Schlund eine Stunde nach Mitternacht. Es standen keine Wachposten davor.
    Kylar bewegte den Riegel. Das Tor war nicht verschlossen. Er betrachtete Vi. Offensichtlich gefiel ihm dies genauso wenig wie ihr. Trotzdem, wie konnte der Gottkönig wissen, dass sie kamen? Er machte Anstalten, die Tür zu öffnen, als Vi seinen Arm berührte. Sie zeigte auf die rostigen Angeln und bedeutete ihm zu warten.
    Nacheinander berührte sie jede der Angeln, murmelte vor sich hin und nickte ihm dann zu.
    Er drückte gegen die rostige Tür. Sie öffnete sich lautlos.
    »Nun, ich will verdammt sein«, sagte Vi. »Es funktioniert also nicht nur bei kleinen Mädchen.«
    Kylar schob die Tür vorsichtig zu und starrte sie an. »Warum probierst du es nicht an dir selbst aus?«, fragte er.
    »Das habe ich bereits getan«, antwortete sie. »Wer weiter als fünf Schritt entfernt ist, kann mich nicht hören.«

    »Das meinte ich nicht. Wie dem auch sei, wie kannst du dir sicher sein, dass es funktioniert?«
    »Du hast nicht gehört, was ich dir gerade zugerufen habe.«
    »Was denn?«
    »Es war die Wahrheit, aber nicht klug genug, um es zu wiederholen.«
    Er zögerte. »Vi, bevor wir hineingehen, muss ich dich etwas fragen.«
    »Schieß los.«
    »Ich bin wegen eines Kindes namens Ratte Blutjunge geworden. Er war Garoth Ursuuls Sohn, und um Garoth zu gefallen, hat Ratte Elenes Gesicht zerschnitten, Jarl vergewaltigt und versucht, auch mich zu vergewaltigen.«
    »Das wusste ich nicht«, sagte Vi. »Es tut mir leid.«
    »Es ist nicht wichtig«, entgegnete Kylar schroff. »Ich bin entkommen.«
    »Ich nicht«, murmelte Vi. Sie zuckte zusammen, versank in jenen Jahren des Albtraums. »Bei mir waren es die Geliebten meiner Mutter. Sie wusste, was sie taten, aber sie hat ihnen niemals Einhalt geboten. Sie hat mich immer wegen des Geldes gehasst, das ich sie gekostet habe. Als sei ich diejenige, die mit einem Fremden geschlafen hätte und schwanger geworden wäre, sodass sie davonlaufen musste. Ich weiß nicht, ob sie mich zuerst wirklich wollte oder ob sie nur zu feige war, um Mutterkorn oder Tansy-Tee zu nehmen.«
    Vi wusste, dass es eine vernünftige Furcht war. Eine ausreichende Dosis, um eine Abtreibung auszulösen, war nur um Haaresbreite von einer tödlichen Dosis entfernt. Jedes Jahr, so

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