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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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behauptete Hu, hatten Tausende von Mädchen, die »krank wurden und starben«, zu viel von dem Gift eingenommen.
Andere nahmen zu wenig und brachten verstümmelte Kinder zur Welt.
    »Nachdem sie davongelaufen war, hatte meine Mutter zum Überleben nichts als ihr Aussehen. Sie war zu stolz, um eine richtige Hure zu werden, daher hängte sie sich an einen Bastard nach dem anderen. Sie konnte niemals tun, was getan werden musste.«
    »Und das ist der Punkt, in dem du dich von ihr unterscheidest?«
    »Ja«, sagte sie leise. Dann riss sie sich zusammen. Warum hatte sie so viel geredet? Sie hatte diesen Scheiß noch nie jemandem erzählt. Sie hatte nie jemanden gehabt, den es geschert hätte. »Tut mir leid, das brauchtest du nicht zu hören. Du hattest eine Frage?«
    Kylar antwortete nicht. Er sah sie an, wie noch nie zuvor jemand sie angesehen hatte. Es war der Blick, mit dem eine Mutter ihr Kind bedachte, wenn es fiel und sich die Knie aufschürfte. Es war Mitgefühl, und es ging ihr durch Mark und Bein, vorbei an ihrem Sarkasmus und ihrer Großtuerei. Es bohrte sich durch das Eis und das tote Fleisch, von dem sie gedacht hatte, es sei alles, was sie noch in sich habe, und dann fand dieses Mitgefühl etwas Kleines und Lebendiges, etwas, das in warmes Licht getaucht war. Er sah all den schwelenden Eiter, der sie umgab, und er wich nicht vor ihr zurück, wie er es hätte tun sollen.
    »Hu Gibbet hat dich dazu gezwungen, sie zu töten, nicht wahr?«
    Sie senkte den Blick, außerstande, sich der offenen Wärme weiterhin zu stellen. Sie traute ihrer Stimme nicht.
    »Dein zweiter Mord? Zuerst einer der Liebhaber?«
    Sie nickte.

    Es war lächerlich. Sie führten dieses Gespräch direkt vor dem Schlund? »Was wolltest du eigentlich fragen?«, erkundigte sie sich.
    »Als ich dem Gewerbe des Blutjungen den Rücken kehrte, konnte ich es nicht einfach gut sein lassen, und erst jetzt weiß ich, warum. Als Jarl an meiner Tür auftauchte, war ein Teil von mir erleichtert. Ich hatte, was ich mir mein Leben lang gewünscht hatte, aber ich war trotzdem nicht glücklich. Hat dich jemals jemand angesehen und dich verstanden und dich vollkommen akzeptiert? Und aus irgendeinem Grund konntest du diese Akzeptanz einfach nicht akzeptieren?«
    Vi schluckte. Ihr Herz füllte sich mit Sehnsucht.
    »Das ist es, was Elene für mich war. Ich meine, was sie für mich ist. Ich habe ihr versprochen, dass ich nie wieder töten würde, aber ich kann nicht glücklich sein, wenn ich dies nicht zu Ende bringe. Als ich fortging, habe ich ihr ein Paar Eheringe hinterlassen, damit sie wusste, dass ich sie immer noch liebte und für alle Ewigkeit mit ihr zusammen sein wollte. Aber ich bin mir sicher, dass sie furchtbar wütend auf mich ist.«
    Die Ringe in Vis Tasche brannten. Sie befahl ihrer Zunge, sich zu bewegen, es ihm zu erzählen, aber ihre Zunge war Blei in ihrem Mund.
    »Wenn es um etwas anderes ginge als das hier, würde sie mir niemals vergeben. Wenn ich dies tue, werden die Khalidori verlieren, Logan wird König sein, das Labyrinth wird sich für alle Zeit verändern, und Jarl wird nicht umsonst gestorben sein. Wenn es den einen Gott gibt, wie Elene immer behauptet, hat er mich für diesen Auftrag geschaffen.«
    Jarl? Wie kann er mit mir so ruhig über Jarl reden? »Also, was war deine Frage?« Sie klang ein wenig streitlustig, selbst in ihren
eigenen Ohren - Jarl! Götter! Ihre Gefühle waren derart außer Kontrolle geraten, dass sie sie nicht einmal identifizieren konnte, aber Kylars Antwort war sanft.
    »Ich muss wissen, ob du in dieser Sache hinter mir stehst. Den ganzen Weg bis zum Gottkönig. Den ganzen Weg bis in den Tod, wenn es notwendig sein sollte. Aber ich denke, du hast mir diese Frage bereits beantwortet.«
    »Ich stehe hinter dir«, bekräftigte Vi. Ihr ganzes Herz schwor es.
    »Ich weiß. Ich vertraue dir.« Als sie in seine Augen blickte, wusste Vi, dass er die Wahrheit sagte. Aber die Worte ergaben keinen Sinn. Vertrauen? Nach dem, was sie getan hatte?
    Er wandte sich wieder der Tür zu.
    »Kylar«, sagte sie. Ihr Herz hämmerte. Sie würde ihm zuerst von Jarl erzählen, dann von dem Brief und den Ohrringen, alles. Sie würde sich ihm zu Füßen werfen und ihn herausfordern, das alles zu akzeptieren. »Es tut mir leid. Wegen Jarl. Ich wollte nie …«
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich sehe seine Ermordung nicht in dir.«
    »Hm?«
    »Vi …«, sagte er leise. Als er die Hand auf ihre Schulter legte, schoss ein Kribbeln durch ihren

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