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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Blut und
Schmutz und dem Haar des Mannes. Im magischen Spektrum verströmten sie ein flammendes Leuchten. Nur durch sie konnten die Meister den Körper des Mannes berühren.
    Schließlich zogen die Meister den würgenden und hustenden Gefangenen hoch. Kylar spürte, dass Vi an seiner Robe zupfte, eine dringende Mahnung, schleunigst das Weite zu suchen, aber er beachtete sie nicht. Der Gefangene taumelte vorwärts und fiel auf den Altar, quer über den tätowierten Mann.
    Obwohl er schräg über ihm landete und hätte herunterrollen sollen, bewegte er sich nicht. Die Meister ließen das Seil fallen und traten schnell zurück, beinahe als flüchteten sie. Der Singsang wurde schriller. Der Gefangene schrie, aber Kylar konnte nicht erkennen, warum. Die Muskeln des tätowierten Mannes waren verkrampft, und seine Haut wurde noch röter - und dann floss Blut über seinen Rücken.
    Der Gefangene wurde von den Füßen gerissen und auf den Rücken des tätowierten Mannes gesogen. Dann riss man dem Gefangenen das Gewand herunter, und Kylar sah, wie die tätowierte Haut sich krümmte. Jede einzelne der vielen tausend Pockennarben öffnete sich in Form eines mit Reißzähnen bewehrten, kleinen Mundes. Überall nagte tätowierte Haut am Fleisch des Gefangenen.
    Während der Gefangene direkt in diesen tätowierten Rücken hineingezogen wurde, schrie der Mann auf dem Altar in einer Qual, die der seines Opfers ebenbürtig war. Durch den Ka’kari sah Kylar, wie ganze Rippen aus dem Gefangenen herausgerissen, durch die Haut gezogen und an dem neuen Rückgrat befestigt wurden. Auch Haut schwoll an und wuchs über das Rückgrat. Die Meister sangen, und Kylar sah, dass sie das Wachstum leiteten. Was immer diese tätowierte Bestie
war, sie schufen sie nicht. Sie war bereits geschaffen worden. Sie gaben ihr nur eine Gestalt, die für den Krieg taugte.
    Weitere zehn Sekunden später war der Gefangene fort. Mehr oder weniger. Ein Teil von ihm war in die neue Kreatur aufgenommen worden. Die Monstrosität auf dem Altar hatte vielleicht die Hälfte der Masse des Gefangenen zugelegt. Das Rückgrat des Gefangenen hatte ihr Rückgrat verstärkt. Rippen hatten dem Oberkörper zusätzliche Länge verschafft. Haut hatte sich über das neu gewachsene Fleisch gespannt, obwohl sie jetzt ebenfalls mit diesen kleinen Mündern übersät war. Die Knochen des Gefangenen waren gemahlen und in den Schädel der Kreatur geschafft worden, der auf das Zweifache seiner Größe angeschwollen war.
    Die zuständigen Meister brüllten etwas, das nach Beifall klang, dann winkten sie den nächsten Gefangenen heran.
    Vi zog ihn abermals am Ärmel. Kylar drehte sich um und schaute in die Schatten, wo ihre Augen sein würden.
    »Du gehst voraus«, flüsterte er. »Ich werde dir folgen.«
    »Du hast die Absicht, eine Dummheit zu begehen, nicht wahr?«
    Kylar lächelte grimmig. Sie schüttelte nur den Kopf.

62
    Lantano Garuwashi führte seine blutverschmierten, von Jubel erfüllten Männer aus den Höhlen, die es ihnen ermöglicht hatten, durch die Berge zu gelangen. Das letzte Gewölbe war mit zweihundert schlafenden Khalidori gefüllt gewesen. Ihre
vier Hexer hatten an der tiefsten Stelle in der Höhle geschlafen, wahrscheinlich in der Annahme, sie sei der sicherste Ort, und sie waren gestorben, bevor auch nur jemand Alarm geschlagen hatte. Der Rest der Khalidori war orientierungslos gewesen und hatte es geschafft, ebenso viele Männer aus ihren Reihen zu töten, wie Garuwashis Soldaten es getan hatten.
    Im schwachen Licht kurz vor Sonnenaufgang erschienen die Sa’ceurai südwestlich von Pavvils Hain. Zwei Armeen lagerten einander gegenüber auf der Ebene. Es überraschte Garuwashi, dass es die Khalidori waren, die sich in die Höhlen zurückgezogen hatten. Da sie auf heimatlichem Terrain kämpften, hätten es die Cenarier sein sollen, die dort Reserven versteckt hielten. Wenn diese Höhle eine Kostprobe war, könnte der Gottkönig ohne weiteres noch einmal fünftausend Männer außer Sicht versteckt haben, Männer, die binnen zehn Minuten Gefechtsformation annehmen konnten.
    Es genügte beinahe, um Garuwashi umkehren zu lassen. Sofern die Cenarier keine besseren Asse im Ärmel hatten, sah es so aus, als würde Khalidor dauerhaft Ceuras nördlicher Nachbar werden.
    Trotzdem, dies würde die letzte Schlacht der Saison sein. Wenn er den Ausgang beobachtete, würde Garuwashi wissen, ob die Rebellen imstande sein würden, sich neu zu gruppieren, oder ob sie ausgelöscht

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