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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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wieder ein bisschen schön anzuziehen.
    Keisha sah zu, wie Charlotte sich die Locken föhnte. »Stehst du etwa auf den Typen?«
    Charlotte warf ihr einen bösen Blick zu. »Er könnte uns vielleicht helfen.« Doch plötzlich waren ihr die schwarzen Slingpumps, für die sie damals so viel Geld ausgegeben hatte, und der Parfümnebel, der gerade an ihrem Hals trocknete, peinlich. Was machte sie eigentlich hier? »Es wäre unhöflich, sich für ein Abendessen nicht was Schönes anzuziehen«, sagte sie in hochnäsigem Ton und sah, dass Keisha sarkastisch eine Augenbraue hob. Seufzend richtete sich Charlotte ein letztes Mal das Haar und lief dann die Treppe hinab, um sich mit ihm in Kentish Town zu treffen. Sie nahm kein Taxi, sondern zog sich ihre Turnschuhe an und trug die Pumps in einer Tesco-Tüte. Und da es zu regnen anfing, hielt sie sich die Tüte über den Kopf. An einer Bushaltestelle in der Nähe des Restaurants setzte sie sich auf eine Bank und wechselte in die hochhackigen Schuhe. Es war das erste Mal seit jener Nacht, dass sie sie wieder trug.
    Er wartete bereits in dem Lokal, das er ausgesucht hatte, blickte auf seine Armbanduhr und wirkte nervös. Es war ein kleiner, preiswerter Malaie mit bunten Lichtern an den Wänden, bei dem man alkoholische Getränke selbst mitbringen musste, weil das Lokal keine Ausschanklizenz dafür hatte. Daher fragte sie sich, ob er hier hatte essen gehen wollen, weil die Rechnung nicht allzu hoch ausfallen würde und er versuchen würde, sie zu übernehmen.
    Er war angespannt. »Es macht nicht viel her, ich weiß, aber das Essen ist ausgezeichnet, ich versprech’s Ihnen.«
    Sie schlug die Speisekarte auf. »Also, mir gefällt’s.«
    »Sie sind sonst sicher feinere Etablissements gewöhnt.«
    »Mir gefällt es wirklich hier.« Es war ihr mit einem Mal ganz egal, was sie essen würde. Sie sah ihn über die Karte hinweg an. Er sah zurück und schnell wieder weg.
    »Was möchten Sie trinken? Ich habe Wein, Bier … Was das Herz begehrt.«
    Sie sprachen dann schließlich gar nicht über den Fall. Auf ihrem kleinen Tisch wurde ein Teelicht abgestellt, und im Hintergrund lief Panflötenmusik. Sie waren an diesem verregneten Abend fast die einzigen Gäste. Als das Essen kam, war es zugleich süß und pikant. Charlotte aß, als wäre sie halb verhungert: Süßkartoffeln und Kokos und frisches Roti -Brot. Manches war sehr scharf, aber sie ließ sich nichts anmerken und trank verstohlen einen Schluck aus ihrem Glas. Er hatte Rotwein, Weißwein und Bier mitgebracht. »Ich wusste ja nicht, was Sie gerne trinken würden.«
    Worüber sie so lange sprachen, daran konnte sie sich anschließend nicht mehr so recht erinnern – nur noch an das sanfte Dahinfließen seines leicht londonisierten Cumbria-Akzents und daran, wie seine drahtigen Unterarme auf dem Tisch lagen, die Hemdsärmel hochgekrempelt, und wie seine stählerne Armbanduhr immer mal wieder leise gegen seine Bierflasche klackerte. Sie sah ihn an und sah wieder weg, jedes Mal mit einem gewissen Bauchgefühl, dass sie nicht nur wegen Dan gekommen war. In dem wohligen Dämmerzustand, in den das Bier und das Kerzenlicht sie versetzten, hätte sie das Thema fast gar nicht mehr zur Sprache gebracht. Aber was war sie eigentlich für ein Mensch? Sie versuchte, sich zu konzentrieren. »Mein Vater hat mich übrigens gerade nach Singapur eingeladen, damit ich mich mit einer Anwältin treffe, einer Bekannten von ihm.«
    »Das ist gut. Wird er sich denn von der besuchen lassen?« Keiner der beiden schien Dans Namen aussprechen zu wollen.
    »Wer weiß.« Sie lachte matt. »Ich muss es versuchen. Und ich werde wohl die Wohnung verkaufen müssen, um das alles bezahlen zu können.«
    »Na ja, es wird Ihnen sicherlich guttun, mal eine Weile wegzukommen.« Jetzt hörte er sich an wie ihre Mutter.
    »Ja. Und Sie fliegen also demnächst nach Australien?«
    »In ein paar Tagen.«
    »Tja, ich dachte mir … Geht Ihr Rückflug über Singapur?«
    »Das kann ich mir noch überlegen«, sagte er ganz beiläufig. »Entweder Singapur oder Hongkong.«
    »Na ja, falls Sie über Singapur fliegen … vielleicht bin ich dann ja auch gerade da.« Er machte es ihr echt schwer. »Ich könnte Sie ein bisschen rumführen.«
    »Ich weiß nicht, ob das so einfach wäre.« Jetzt wirkte er vorsichtig.
    »Warum nicht, wenn wir beide zufällig dort sind?«
    »Tja, wenn. Ich weiß nicht.« Er lachte. »Ihr Jetset-Mädels … Treffen wir uns doch am anderen Ende der Welt, wie

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