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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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war’s in Bangladesch?«
    »Hitze. Gestank.« Sarah sah Keisha weiterhin unverwandt an, während sie auf ihren Tee einpustete. Dann trank sie einen Schluck und verzog das Gesicht. »Wenn man mal Tee mit echter Minze getrunken hat, fällt’s einem schwer, sich wieder an so was zu gewöhnen.«
    Charlotte wagte nicht, zu Keisha hinüberzusehen. »Auf der Arbeit alles okay?« Diese Frage zog normalerweise eine halbstündige Schimpfkanonade nach sich.
    »Der totale Stress, wie üblich. Bin heute erst um ein Uhr nachts nach Hause gekommen.«
    Einmal hatte Charlotte versucht, bei diesem Spielchen mit Sarah mitzumachen, und hatte aufgezählt, wie viele Überstunden sie leistete und wie beschäftigt und wichtig sie doch sei. Jetzt sah sie mit Keishas Augen, wie bescheuert das war. Als entschuldigende Geste hob sie ihr gegenüber eine Augenbraue. »Hör mal, da du schon mal da bist, Sarah: Ich habe eine Idee. Jetzt steht ja das Verfahren an, und die Medien werden sich ja wahrscheinlich ziemlich dafür interessieren, oder?«
    »Ja. Wir haben das auf dem Radar.«
    »Und da dachte ich mir: Wie wär’s mit einer kleinen PR-Offensive, die meine Sicht der Dinge darlegt? Also, mir ist klar, dass ihr nicht einseitig über diesen Fall berichten könnt, aber du könntest mich doch interviewen, oder?«
    Sarah stellte ihren Tee beiseite, den sie kaum angerührt hatte. »Wäre das wirklich so klug? Dan wird von der Presse gekreuzigt werden. Banker sind zurzeit allgemein verhasst. Man gibt ihnen die Schuld an der ganzen Rezession. Und das betrifft selbst uns: Wir mussten letzten Monat zwanzig Mitarbeiter entlassen. Und um Himmels willen: Er hat einen Schwarzen ermordet. Das musst du auch mal sehen. Gail hat erzählt, dass du deswegen gekündigt wurdest und die meisten deiner Freunde nichts mehr von dir wissen wollen.«
    »Ich bin nicht gekündigt worden. Und Dan ist noch nicht verurteilt – könntest du also bitte aufhören zu behaupten, er hätte jemanden ermordet?«
    Sarah sah sie mitleidig an. »Sie haben seine Fingerabdrücke. Und das Überwachungsvideo. Tut mir leid, aber du musst der Sache langsam mal ins Auge sehen. Hat er nicht sogar selbst gesagt, dass du nicht mehr zu ihm halten sollst?«
    Charlotte schaffte es trotz einiger Schwierigkeiten, ihre Stimme ruhig zu halten. »Keisha war in dieser Nacht auch da. Sie hat Beweise. Wir sind überzeugt, dass Dan es nicht war.«
    »Aha. Deshalb ist sie also hier.«
    »Was soll das denn heißen?« Endlich schaltete sich Keisha ein, die sich wieder in die hinterste Ecke der Küche zurückgezogen hatte.
    Sarah lachte. »Nichts. Nur dass Gail vielleicht ausnahmsweise mal Recht hat.«
    Charlotte sagte: »Sarah, bitte … Ich brauche deine Hilfe. Bitte hilf mir. Es geht um Dan, verdammt noch mal. Du kennst ihn doch.«
    »Also gut«, sagte Sarah und seufzte. »Schick mir, was du hast, dann schau ich mir das mal an. Aber ich kann’s mir nicht leisten, mich aus dem Fenster zu lehnen, klar? Nicht mal für dich.«
    Das Ganze war Charlotte sehr unangenehm. »Ich weiß. Ich weiß. Aber ich muss es wenigstens versuchen. Verstehst du das nicht?«
    »Na ja, schon …« Sarah tätschelte ihr die Schulter. »Wir ertragen es bloß nicht zu sehen, dass du all das für ihn tust, wo er doch möglicherweise ein Mörder ist. Dein Job, Charlotte! Ist dir das tatsächlich ganz egal? Und arbeitest du jetzt wirklich als Kellnerin?«
    »Nur vorübergehend.« Charlotte sah auf ihre geschundenen Hände hinab und hielt die Tränen zurück.
    »Hör mal, ich kann nicht lange bleiben. Ruf Gail an, ja? Sogar dein Vater hat sich mit ihr in Verbindung gesetzt.«
    »Tatsächlich?« Charlotte hatte sich seit dem desaströsen Abendessen nicht mehr bei ihrem Vater gemeldet. Sie sah in ihm nur mehr einen weiteren Menschen, der sie im Stich gelassen hatte.
    »Und ihr braucht einen Anwalt. Jamie weiß da eventuell jemanden. Er macht sich auch Sorgen. Ich war letzte Woche bei ihm.«
    »Echt? Das wusste ich nicht.« Jamie war Charlottes Bruder, nicht Sarahs, aber sie hatte ihn seit Monaten nicht mehr gesehen.
    »Ja. Versteh das bitte nicht falsch: Alle sind sehr besorgt wegen dem, was geschehen ist.« Sarah stand auf und begann umständlich, ihre Fahrradmontur wieder anzulegen. »Also: Rufst du sie an? Alle machen sich Sorgen um dich. Ich arbeite buchstäblich rund um die Uhr und bin trotzdem vorbeigekommen.«
    Alle machen sich Sorgen um dich . Das hörte sich nett an, brachte im Grunde aber doch nur zum Ausdruck, dass sie alle der

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