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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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Hintergrund, und dann wurde offenbar der Hörer beiseitegelegt. » ENTSCHULDIGUNG! HALLO! «, rief sie mit einer gewissen Befriedigung.
    »Ja«, sagte Edward Stockbridge. »Ich würde gerne ein bisschen mehr darüber erfahren, meine Liebe.«
    »Ich habe jetzt eine Anwältin, und zwar eine gute. Dürfte sie Ihnen das bitte erklären? Würden Sie einfach nur kurz mit ihr sprechen?«
    Sie konnte sich vorstellen, was die Stockbridges von dieser Australierin mit ihren Flip-Flops halten würden, aber es schien tatsächlich zu funktionieren. Jetzt waren sie unterwegs, und Charlotte musste sie vom Zug abholen und ins Hotel bringen. Es war ihr immer auf die Nerven gegangen, wie Dan, das einzige Kind seiner alten Eltern, sie behandelt hatte: als würden sie womöglich tot umkippen, wenn sie sich auch nur selbst ein Taxi winken müssten. London war doch kein Dschungel, verdammt noch mal. Selbst ihre Mutter hätte wahrscheinlich die U-Bahn benutzen können, wenn sie ihr vorher die Farben der einzelnen Linien aufgeschrieben hätte. Aber immerhin waren sie jetzt mit an Bord und bereit, sich an den Anwaltskosten zu beteiligen. Etwas daran machte Charlotte jedoch ziemlich zu schaffen: Weshalb glaubten sie plötzlich alles, was Kylie sagte, nachdem sie Charlotte zuvor monatelang nicht zu Hilfe gekommen waren? Sie hatte das alles so satt, die unterschiedlichen Sichtweisen, die Millionen einzelner Eindrücke aus jener Nacht, den zehn Minuten im Club – und dann draußen, der Mann, der sich an ihr vorbeigedrängt hatte … Na ja, es war ja bald alles vorbei.
    Kylie besuchte zu dieser Zeit auch Dan im Gefängnis. Charlotte hatte erwartet, dass er sich sträuben würde, aber er hatte keine Einwände. »Dann hat er dich also empfangen. Geht es ihm gut?«
    Kylie schien erstaunt über die Frage. »Ja, ich glaube schon. Er ist nicht gerade in Topform, aber nachdem er erst mal warm mit mir geworden war, haben wir uns ganz prima unterhalten.«
    Das war der Dan, der sich monatelang geweigert hatte, sich von seiner Verlobten besuchen zu lassen. »Sah er okay aus? Irgendwie verändert?«
    »Ich hab ihn vorher nie gesehen, Charlie.«
    »Hat er sich interessiert gezeigt, äh … Will er den Prozess jetzt tatsächlich gewinnen?«
    »Natürlich will er das!« Am Telefon hatte Charlotte gehört, wie Kylie mit Papieren raschelte. »Und das werden wir auch. Keine Sorge.«
    Dann sah es also so aus, dass sie sich gedulden musste, bis sie ihn im Gerichtssaal wiedersehen würde – als wäre sie weiter nichts als ein Mitglied der Öffentlichkeit. Charlotte fühlte sich sehr, sehr müde. Übermittelt von seinen Eltern hatte Dan die nötigen Papiere unterzeichnet, und die Wohnung würde in wenigen Wochen zum Verkauf ausgeschrieben. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich alles für immer ändern würde. Das Letzte, was sie noch mit ihrem alten Leben verband, würde verschwinden. Sie hatte so lange für Dan gekämpft und hatte so viel dabei verloren – viele ihrer Freunde, ihren Arbeitsplatz, ihr Zuhause, ihr altes Leben –, und dennoch sprach er zwar mit dieser übermütigen Australierin, nicht aber mit ihr. Eine Frage trudelte ihr wie ein Steppenläufer durch den Kopf: War sie, nachdem sie den Ring verkauft hatte, überhaupt noch mit ihm verlobt? Oder war sie jetzt wieder Single?
    Doch bevor sie die gefürchteten Schwiegereltern oder Beinahe-Schwiegereltern, oder was auch immer sie waren, am Bahnhof abholte, musste Charlotte etwas tun, das sogar noch unangenehmer war. Sie verließ das Polizeirevier und fuhr mit der Northern Line nach Tottenham Court Road. Von dort waren es nur wenige Hundert Meter zu Fuß durch einige Seitenstraßen von Soho zu dem Gebäude, in dem sich ihr altes Büro befand.
    Von dem Moment an, da sie den Fahrstuhl betrat, fühlte sich alles falsch an. Auf der spiegelnden Metallfläche sah sie ihr Gesicht, gerötet von der Fahrt in der stickigen U-Bahn. Sie sah nicht so aus, als ob sie hierhergehörte – nicht mehr. Und Kelly, die Empfangssekretärin, erkannte sie zunächst tatsächlich nicht. Sie musterte sie mit einem herablassenden Blick, der normalerweise den Kurieren und Zustellern vorbehalten war. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich bin’s. Charlotte.« Sie rang sich ein Lächeln ab, und es war ja auch tatsächlich amüsant, wie überrascht Kelly war, die sonst immer so schicke Charlotte Miller in einem Shirt vor sich zu sehen, aus dem die Bohnensoßenflecken nicht gänzlich wieder rausgegangen waren.
    »Oh! Dann bist du

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