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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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was würde nicht jede Frau für ihren Mann machen.«
    Da war was dran, dachte Charlotte, als sie zur U-Bahn ging. Sie lehnte sich an einen Laternenmast und tauschte die Pumps gegen Turnschuhe. Wusste Dan zu schätzen, wie sie für ihn gekämpft und was sie seinetwegen alles verloren und aufgegeben hatte? Sie war sogar zu Simon gegangen, um Gottes willen. Nicht dass Dan wusste, was damals zwischen Simon und ihr vorgefallen war. Denn er hatte es ja nicht bemerkt, oder? Er hatte es tatsächlich nicht bemerkt, dass sie die ganze Nacht fortgeblieben war und ihm anschließend wochenlang nicht in die Augen hatte sehen können.
    Was war das für ein Mensch, der ein Verbrechen gestand, das er nicht begangen hatte, und sich im Zuge dessen von all seinen Freunden und seiner ganzen Familie abwandte? Darüber dachte sie eine ganze Weile nach, während sie dort auf dem staubigen Bürgersteig stand. Sie sah sich noch ein letztes Mal zu dem Gefängnis um, machte dann kehrt und ging davon. Am nächsten Tag stand ihr eine weitere schwierige Aufgabe bevor. Sie hatte längst den Überblick verloren, die wievielte es war.
    Charlotte hatte nur eine sehr vage Vorstellung davon, wo ihr Bruder Jamie arbeitete. Sie standen sich nicht mehr nah, seit er mit zwölf Jahren aufs Internat gekommen war. Charlotte war damals neun gewesen; es war das Jahr, nachdem ihr Vater die Familie verlassen hatte, und kurz bevor ihre Mutter Phil heiratete. Sie erinnerte sich daran, als sie auf der Marmortreppe vor dem zwanzigstöckigen Glas-und-Stahlgebäude stand, in dem sich sein Büro befand. Sie hatte überlegt, vorher anzurufen, hatte aber nicht gewusst, was sie sagen sollte. Jamie hatte ihr kurz nach Dans Festnahme eine E-Mail geschickt, in der er sich nur erkundigt hatte, ob er die Anzahlung für die Hotelzimmer erstattet bekäme, die er für die Hochzeit gebucht hatte. Danach hatte Charlotte erst mal nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, auch nicht mit seiner überaus nervigen Frau Amy, die ihre eigene juristische Karriere aufgegeben hatte, um stattdessen Vollkommenheit in häuslichen und familiären Belangen anzustreben. Nicht einmal Tilly wollte sie mehr sehen, ihre vierjährige Nichte. Und deshalb entschied sie sich letztendlich für einen Überraschungsangriff; bei Simon hatte das ja schließlich auch funktioniert.
    Die Eingangshalle glich einer Höhle aus prachtvollem Marmor, und an einem Pult saß dort eine ebenso prachtvolle Empfangssekretärin. Charlotte hatte keinen Termin; es war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass es schwierig werden könnte, ihren Bruder unangekündigt auf der Arbeit zu besuchen. Etliche Telefonate später und nachdem sie, um zu beweisen, dass sie tatsächlich seine Schwester war, sogar ihren Führerschein vorgezeigt hatte, bekam sie schließlich einen Besucherausweis und durfte einen der futuristischen Aufzüge betreten, die per Touchscreen bedient wurden und eine Computerstimme hatten.
    Dann geleitete ein weiteres Prachtweib sie zu Jamies Büro, und sie erblickte ihn durch eine Glaswand hindurch. Sein Haar lichtete sich, und er hatte Hängewangen bekommen. Sie sah zu, wie er telefonierte und dabei Bissen von einem Prêt-à-Manger-Sandwich abriss und sich in den Mund stopfte. Als sie klein gewesen waren, hatte Jamie sie auf den langen Autofahrten zu ihren Großeltern an seiner Schulter einschlafen lassen. Später, nachdem Phil aufgetaucht war, waren sie kurz wieder vereint gewesen, als Gegner dieses raubeinigen Mannes und seiner herrischen Tochter. Doch auch das lag nun schon lange zurück.
    Als er sein Gespräch beendet hatte, betrat sie sein gläsernes Büro. »Schick hast du’s hier.« Ihr wurde ein wenig schwindelig bei dem Blick aus dieser Höhe auf die Stadt hinab.
    Jamie wischte sich Avocadoreste von den Fingern. »Ich habe dich schon erwartet. Sarah war kürzlich bei mir.«
    »Ja. Sie hat mir erzählt, dass ihr euch unterhalten habt.« Sie setzte sich, ein wenig verlegen in ihrer Jeans und dem Top. Um so einen Laden zu betreten, brauchte man im Grunde irgendeine Art von Rüstung.
    »Du überlegst also, ob du die Bank verklagen sollst.«
    Es war ihr unangenehm. »Ich habe halt in letzter Zeit ziemliche Geldprobleme. Und es war wirklich nicht okay, was sie mit ihm gemacht haben. Die haben ihn da buchstäblich reingeritten, Jamie. Von Anfang an. Er hatte keine Chance.«
    Er spielte mit einem Stift herum. »Mit so was verdiene ich meine Brötchen, das muss einem nicht peinlich sein. Seine Personalunterlagen sind

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