Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)
hatte, zugefügt höchstwahrscheinlich mit einer zerschlagenen Flasche, wobei die Caro…«, Mist, ihm fiel der Fachausdruck nicht mehr ein, »… die Halsschlagader durchtrennt wurde, woraufhin der Mann innerhalb weniger Minuten verblutete.«
»Haben Sie die betreffende Flasche gefunden?«
»Wir haben am Tatort eine Bierflasche der Marke Red Stripe sichergestellt.«
»Haben Sie sie auf Fingerabdrücke untersucht?«
»Ja.«
»Und?«, fragte Hunt ungeduldig.
»Die gefundenen Fingerabdrücke waren identisch mit denen des Angeklagten.«
Gemurmel im Saal. Hegarty sah, dass Charlotte erschauderte.
Hunt fuhr fort. »Konnten Sie den Angeklagten noch anderweitig mit dem Tatort in Verbindung bringen?«
»Mithilfe des Materials der Überwachungskamera und mehrerer Zeugen. Außerdem fanden wir seine Kreditkarte auf dem Schreibtisch im Büro.«
Hunt wandte sich an den Richter. »Hohes Gericht, uns liegt die Aussage von Miss Rachel Johnson vor, der Schwester des Opfers, die in jener Nacht ebenfalls vor Ort war. Miss Johnson ist immer noch zu erschüttert, um vor Gericht zu erscheinen, aber Sie finden ihre Aussage in dem Dossier über den Streit über die fragliche Kreditkarte, und dort gibt sie an, dass der Angeklagte gegenüber dem Opfer rassistische Schmähungen geäußert habe.«
Hegarty zweifelte zusehends an dem, was Rachel erzählt hatte, hielt aber den Mund.
»Was geschah dann?«, fragte Hunt.
»Ich fuhr zur Wohnung des Angeklagten, belehrte ihn über seine Rechte und nahm ihn fest.«
»Hat sich der Angeklagte dort zu den Vorwürfen geäußert?«
»Mr Stockbridge sagte: ›Das ist der Typ aus dem Club‹«, las Hegarty aus seinem Notizbuch vor.
»War dort noch jemand anwesend?«
»Ja. Miss Miller – seine, äh, Verlobte. Sie war sehr aufgebracht. Sie sagte: ›Ich nehme ja nicht mal Drogen.‹« Er verstummte, um Charlotte nicht womöglich zu verteidigen, und sah bewusst nicht zu ihr hinüber. »Mr Stockbridge wurde aufs Revier gebracht, wo man seine Fingerabdrücke nahm und ihn befragte. Er gestand, Mr Johnson einen Faustschlag versetzt zu haben, sagte aber, anschließend sei er gegangen. Ich zeigte ihm daraufhin einige am Schauplatz des Todes aufgenommene Fotos.«
»Wie hat er darauf reagiert?«
Hegarty räusperte sich. »Meinem Eindruck nach war er aufrichtig schockiert, als er vom Tod des Opfers erfuhr. Er sagte: ›Es war nur ein ganz leichter Schlag.‹«
»Protokolle der Vernehmungen liegen Ihnen vor, Hohes Gericht, meine Damen und Herren Geschworenen. Officer, hat der Angeklagte zu diesem Zeitpunkt weiterhin seine Unschuld beteuert?«
»Ja. Er wirkte sehr erstaunt über die Festnahme.«
»Und blieb er dabei, dass er unschuldig sei?«
»Äh, nein, nicht so ganz. Er sagte, er habe möglicherweise eine Art Blackout gehabt.«
Hier schaltete sich der Richter ein. »Mr Hunt, es wäre hilfreich, wenn man an dieser Stelle erklären könnte, was aus medizinischer Sicht mit ›Blackout‹ gemeint ist. Soweit ich weiß, ist das ein eher umgangssprachlicher Begriff.«
Darauf folgten längeres Gerede und Papiergeraschel. Hegarty hörte nicht mehr zu. Er sah die ganze Zeit zu Charlotte hinüber, die den Kopf gesenkt hatte. Sie sah jämmerlich aus; Stockbridge ebenso. Der starrte zu Boden, und seine Hände zitterten.
Der Richter sprach immer noch. »Wir können also zu Protokoll geben, dass der Angeklagte an vorübergehendem Gedächtnisverlust litt, der durch Stress verursacht wurde. Können wir das so festhalten? Miss McCausland?«
Kylie erwiderte ganz ruhig: »Hohes Gericht, die Verteidigung wäre damit einverstanden.«
Hunt kam endlich wieder auf Hegarty zurück. »Sie haben ja auch den ehemaligen Arbeitgeber des Angeklagten um Auskunft über ihn gebeten. Könnten Sie das Ergebnis bitte kurz für uns zusammenfassen, Officer?«
Verdammt und zugenäht, er wünschte, er könnte es nicht. »Nun, bei den Unterlagen, die ich bekommen habe, fand sich auch die Beschwerde einer ehemaligen Kollegin.«
»Eine Beschwerde worüber?«
»Schmähungen«, sagte Hegarty widerwillig. »Rassistische Schmähungen. Aber die kamen vom gesamten Team, nicht von …«
»Nur eine kurze Zusammenfassung bitte, Officer. Keine weiteren Fragen. Vielen Dank.«
Scheiße. Dafür hasste Charlotte ihn bestimmt. Er blickte sich zu ihr um, konnte ihr aber nicht ins Gesicht sehen.
Nun stand Kylie auf und raffte die viel zu große Robe um sich, in der sie aussah wie ein kleines Mädchen, das in die väterliche Arbeitskleidung
Weitere Kostenlose Bücher