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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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auf, mit pochendem Herzen und dröhnendem Kopf, und tastete nach ihrer Colaflasche. »Was bist du denn schon auf? Wie spät ist es – acht? Geht’s dir immer noch schlecht? Ich bin erst um vier heimgekommen.«
    Er sagte: »Wir gehen zum Gericht.«
    »Zum Gericht?« Sie drückte sich die Haare flach. Die Scheiß-Friseuse hatte sie mit dem chemischen Glätter total übers Ohr gehauen. Von wegen, das hielt zwei Monate.
    »Wie gesagt. Los, komm in die Gänge.« Er zog ihr die Bettdecke weg, und sie erhob ihre schlaksigen Glieder.
    »Es ist ja arschkalt! Ist die Heizung nicht an?«
    »Zähler ist abgelaufen.« Er ging aus dem Zimmer. Das hieß, er hatte kein Geld hineingesteckt, sondern hatte seine ganze Kohle offenbar für Schnaps für irgendeinen Clubbesitzer auf den Kopf gehauen. Und warum gingen sie zum Gericht? Wahrscheinlich steckte mal wieder einer seiner Versagerkumpels in Schwierigkeiten. So eine verdammte Scheiße.
    Als Keisha an diesem Morgen vor Sonnenaufgang heimgekommen war, hatte Chris auf dem Sofa gepennt, mit seinem Mantel zugedeckt. Die Mikrowelle war wieder da, das war ihr aufgefallen. Sie hatte sich Mühe gegeben, ihn nicht zu wecken, hatte sich die Zähne geputzt und war ins Bett geschlüpft, als es fast noch dunkel gewesen war, und das Nächste, was sie mitbekam, war, dass er sie wach rüttelte.
    Sie rieb sich das Gesicht. »Wieso willst du zum Gericht? Verdammte Scheiße, ich hab gerade mal … drei Stunden geschlafen.« Sie sah zum Uhrendisplay der frisch heimgekehrten Mikrowelle hinüber. »Kann das sein? Himmelherrgott, wieso weckst du mich so früh?«
    »Weil du mitkommst. Zieh dich an.«
    »Aber …« Sie versuchte, ihm in die Augen zu sehen, aber er wich ihrem Blick aus.
    »Hör auf, Fragen zu stellen. Du kommst mit. Klar?«
    »Wieso?«
    Da wandte er sich um und sah sie eindringlich an. »Weil ich dir nicht über den Weg traue, wenn du alleine hierbleibst.«
    Keisha klappte die Kinnlade herunter. Was sollte man dazu noch sagen? Sie stand einfach nur da und sagte nichts.
    Chris zog sich die Jacke an. »Leg mal ’n Zahn zu. Ich will los.«
    Keisha schaute Zeitungen nicht mal an und ging nicht ins Internet, und wenn sie mal fernsah, dann meist nur E 4 oder MTV. In dem Pflegeheim liefen keine Nachrichten, denn man wollte die alten Leute nicht beunruhigen. Deshalb erfuhr sie erst an diesem Morgen im Gericht von Anthony Johnsons Tod.
    Charlotte
    Charlotte hatte sich für die Verhandlung sehr sorgfältig zurechtgemacht. Irgendwie erwartete sie, dass es wie bei den Gerichtsdramen ablaufen würde, die sie aus dem Fernsehen kannte, mit einem Richter und Geschworenen und einem in letzter Sekunde auftauchenden Beweis, der den ganzen Fall noch einmal herumriss.
    Es hatte über Nacht aufgehört zu regnen, und der Himmel war farblos und verwaschen. Da sie schreckliche Angst hatte, sich zu verspäten, hatte sie sich die Strecke zum Gericht ganz genau angesehen. Sie fuhr mit der Northern Line bis Euston und stieg dort in die Victoria Line um.
    Dann saß sie in der dritten Reihe im Zuschauerbereich, eingezwängt zwischen fensterlosen Wänden und lackierten Bankreihen. Wie es aussah, war sie die Einzige, die nicht von der Presse war. Dass ein Banker auf einen Schwarzen losgegangen war, kam für diese Leute wohl genau zum richtigen Zeitpunkt. Es waren hauptsächlich leicht abgehetzt wirkende Frauen mittleren Alters. Eine hatte sogar einige Tüten von Marks & Spencer unter der Bank abgestellt. Als es dann losgehen sollte, kam ein lautstarkes Grüppchen herein – alles Schwarze. »Wo ist der Scheißkerl?« , hörte Charlotte jemanden zischen. Sie blickte sich nicht um.
    Vielmehr sah sie stur geradeaus und drehte an ihrem Verlobungsring. Die hinteren Türen des Gerichtssaals öffneten sich, und alles geriet in Bewegung. Statt eines Richters kamen gleich drei herein – Magistrates , Laienrichter, wie Mr Crusty, wie sie den Pflichtverteidiger insgeheim nannte, ihr zu erklären versucht hatte. Es folgten Mr Crusty selbst und eine Staatsanwältin, eine junge Frau mit Brille und spitzer Nase. Schließlich wurde Dan von Beamten hereingeführt, blass, blinzelnd, unrasiert. Plötzlich ertrug sie es nicht, ihn anzusehen, und blickte angestrengt zu Boden. Die Reporter rings um sie her kritzelten in solchem Tempo, dass sie schon glaubte, ihre Notizbücher würden gleich Feuer fangen.
    Dann schien alles ganz schnell wieder vorbei zu sein.
    Als Erstes las die Justizangestellte Dan etwas vor, worauf er mit einem gemurmelten

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