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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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Ey! Lasst das! Charlotte wurde mit großer Wucht von etwas getroffen, womöglich von ihrer eigenen Handtasche, und sie kippte um, und das Waschbecken kam näher und knallte ihr gegen die Zähne, und dann sah sie nur noch das endlose Blau des Fußbodens, und ihr blieb gerade noch Zeit, an Jamaika zu denken, im türkisfarbenen Meer, und dass sie nun nie mehr dorthin gelangen würden, und dann ging sie unter. Das war’s dann. Das war der absolute Tiefpunkt, das wusste sie mit Sicherheit.

Teil zwei
    Hegarty
    Hegarty hatte hinten im Saal gesessen, als verkündet worden war, dass Daniel Stockbridge in Untersuchungshaft bleiben sollte, und hatte gesehen, wie die junge Frau an ihm vorbei hinausgelaufen war, die Hände vorm Mund, als müsse sie sich übergeben. Er warf gerade einen Blick auf seine Armbanduhr, um zu sehen, ob er noch rechtzeitig zur wöchentlichen Besprechung zurück im Revier sein könnte, als er das Geschrei hörte und wie alle anderen den Saal verließ, um nachzuschauen, was da vor sich ging. In der Menschenmenge auf dem Korridor erblickte er ein Gesicht, das ihm bekannt vorkam: ein Weißer mit kurz geschorenem Haar. Doch es blieb keine Zeit innezuhalten, und eine Sekunde später war das Gesicht wieder verschwunden.
    Durch die Tür der Damentoilette drang ein Geräusch wie von einem schmerzgequälten Tier, und dann stürmten zwei junge schwarze Frauen heraus, eine groß, die andere kleiner, und rannten an den Sicherheitsleuten vorbei auf die Straße. »Lass stecken, Opa!«, rief die eine noch hinter sich. Sie hielten sich Tücher vors Gesicht. Hegarty lief hinterher, doch als er draußen angelangt war, waren sie längst in irgendeiner Seitenstraße verschwunden. Der einzige verbliebene Zeuge war eine dritte junge Frau: eine schlanke Mulattin. Sie war ebenfalls aus der Damentoilette gekommen und hatte nach einem Krankenwagen gerufen. Eine Sicherheitsbeamtin ging hinein und führte Charlotte Miller heraus, die aus dem Mund und einer Verletzung am Auge blutete. Sie streckte eine Hand wie zur Faust geballt vor sich aus, und als daraus Blut auf die weiße Bluse der Wachfrau tropfte, stellte sich heraus, dass sie einen Zahn in der Hand hielt, der ihr bei dem Überfall der beiden Frauen ausgeschlagen worden war.
    Hegarty bekam die Situation schnell in den Griff – das war schließlich sein Job. Er leistete bei Charlotte Miller grundlegende Erste Hilfe, und sie erkannte ihn trotz der starken Blutungen, die sein frisches Taschentuch nicht zu stillen vermochte. »Offiffer.«
    »Nicht reden, Miss.«
    Als das Opfer dann ins Krankenhaus abtransportiert wurde – wobei Hegarty noch mehr Blut abbekam –, war es an ihm, die Zeugin zu befragen. »Ihr Name?«
    Die schlanke Frau verschränkte die Arme. »Ich hab nichts gemacht. Ich bin da bloß rein, und da haben die sie verdroschen.«
    »Wer waren die beiden?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Kennen Sie denn das Opfer?«
    »Wen? Die Blondine? Nö.«
    »Und was machen Sie dann hier im Gericht?« Er pochte mit dem Stift auf den Einband seines Notizbuchs. Sie kniff die Augen zusammen.
    »Zu so ’ner Gerichtsverhandlung kann doch wohl jeder gehen, oder etwa nicht? Sind doch hier schließlich in einem freien Land.«
    Er seufzte. »Dann sind Sie also lediglich eine unbeteiligte, zufällige Augenzeugin?« Das behaupteten sie alle.
    »Hä? Ich bin bloß aufs Klo gegangen, weiter nichts. Die beiden Mädels haben die Blonde verkloppt, und ich hab sie wohl verscheucht, und dann haben sie die Biege gemacht.«
    Er zog einen Ausdruck des Handyfotos von Rachel Johnson hervor. »Wissen Sie, wer das ist? Der Weiße da?«
    Sie sah sich das Foto ein bisschen zu lange an. »Keine Ahnung.«
    »War der heute hier?«
    »Weiß ich nicht, klar? Ich hab mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ich weiß nicht mal, worum’s hier überhaupt geht.«
    »Dennoch brauche ich Ihren Namen, Miss. Und Ihre Adresse.«
    »Wieso?«
    Er verlor allmählich die Geduld. »Wollen Sie, dass ich Sie festnehme?«
    »Also gut.« Sie schaute böse. »Keisha Collins. Ich wohne in Swiss Cottage. Hier, ich schreib’s Ihnen auf. – So. Kann ich jetzt gehen?«
    Sie eilte hinaus, und er folgte ihr zum Ausgang und sah sie zur nächsten Bushaltestelle gehen. Hegarty hatte sehr gute Augen. Er sah einen weißen Mann hinter der Haltestelle hervorkommen und mit der Frau davongehen. Beide fuchtelten mit den Armen, als würden sie sich streiten. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass dies der Mann auf Rachel Johnsons Handyfoto

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