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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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nur einige kicherten ein wenig. »Und jetzt ab nach Hause«, sagte er, wie ein Lehrer, streng, aber auch mit einem leichten Lächeln, das zeigte, dass er im Grunde ein netter Kerl war, der abends auch, so wie man selbst, EastEnders schaute. »Und auf dem Heimweg keinen Ärger, klar?«
    »Ja, Ronald!«, riefen sie alle und strömten hinaus auf die Straße, wie eine Traube losgelassener Luftballons, und sahen Keisha unterwegs argwöhnisch an.
    »Ronald leitet unseren Kurs – Fußball fürs Leben«, sagte der Pastor, als er wieder zu hören war. »Das soll ihnen helfen, nicht in die Kriminalität abzugleiten. Es gibt hier heutzutage so viel Gewalt.«
    Und Ronald hatte seinen Bruder an ebendiese Gewalt verloren; ihm war die Kehle aufgeschlitzt worden. Keisha konnte ihn nicht ansehen, als sie daran dachte – und auch daran, was sie wusste. Es war das Gleiche, wenn sie an Dan dachte, der in dem Knast hier gleich die Straße rauf saß. »Äh, machst du das schon lange, dass du hier hilfst?«
    Er sah sie an. »Ein Weilchen. Ich bin aber auch oft daheim, in Jamaika.«
    »Ronald führt etliche Unternehmen.« Der Pastor tätschelte ihn mit seinem versehrten Arm. »Er ist der Reiche, der durchs Nadelöhr geht, ha, ha, ha!«
    Ronald warf sich die Tasche wieder über die Schulter. »Ich bin nicht reich. Ich geh übrigens jetzt zu meiner Mum, falls du mitkommen willst. Ist gleich um die Ecke.«
    »Jetzt?« Scheiße.
    Er zuckte mit den Achseln. »Sie ist jetzt da.«
    »Ja, ja, geh mit, mein Kind.« Der Pastor winkte ihnen mit seinem Armstumpf zu und lächelte dabei wie ein Bekloppter. »Und komm bald wieder. Das hier ist jetzt auch dein Zuhause, so wie es das deiner Mutter war.«
    Irgendwas an der Art, wie er Zuhause sagte, brachte sie fast wieder zum Heulen. Sie schluckte die Tränen hinunter. »Ja, vielleicht. Danke.«
    Draußen auf der viel befahrenen Straße ging Ronald so schnell, dass sie fast in den Laufschritt verfallen musste, um mitzuhalten. »Was denn für Unternehmen?«
    »Hä?«
    »Er hat gesagt, du hättest irgendwelche Unternehmen … Bist du in der gleichen Branche wie dein Bruder?« Sie hatte keine Ahnung, warum sie das fragte. Vielleicht wollte sie ihn wissen lassen, dass sie seinen Bruder gesehen hatte, dass sie etwas über ihn wusste.
    Ronald blieb abrupt stehen und wandte sich zu ihr um. »Mein Bruder ist tot. Okay?«
    »Ich weiß! Tut mir leid, ich wollte nur … Er hatte ’ne Bar, stimmt’s? Ich dachte bloß, vielleicht hast du auch eine.«
    Er seufzte. »Komm.« Sie gingen weiter. »Anthony hat den Club geleitet. Ich hab ein paar Läden drüben in Jamaika – Strandbars, Restaurants. Aber seit er tot ist, muss ich mich jetzt um seine ganze Scheiße kümmern.«
    »Klar, klar.« Sie war echt eine derartige Dumpfbacke.
    Einige Straßen weiter kamen sie zu einem kleinen Reihenhaus. Aus einem offenen Fenster drangen Musik und Stimmen. Es sah genauso aus wie das Haus ihrer Mutter, es roch hier sogar genauso, nach Gewürzen und Öl.
    »Warte mal.« Ronald hielt sie sacht zurück. Sein Arm glich einem Balken. »Du hast ihn gekannt – Anthony?«
    Sie blickte zu Boden. »Nee, ich bin bloß einmal in seinem Club gewesen.« Dass es die Nacht seines Todes gewesen war, sagte sie nicht.
    Ronald sah sie eindringlich an, wie ihre Mutter früher, wenn sie die Schule geschwänzt hatte. »Für meine Mum ist er jetzt ihr kleiner Engel, ja? Als ob er nie was Falsches gemacht hätte. Sie braucht das jetzt, klar?«
    »Ich hab ihn nicht mal gekannt, ehrlich nicht.«
    »Okay.« Er ließ den Arm wieder sinken. »Wie heißt du überhaupt?«
    »Hä?«
    »Du hast mir noch nicht gesagt, wie du heißt.«
    »Oh.« Scheiße, war sie dumm! »Keisha. Keisha Collins.«
    Er nickte und führte sie ins Haus.
    Das Haus der Familie Johnson war von Lärm erfüllt, und es war echt warm da drin, als wäre der Ofen schon seit Stunden im Gange. Über das Fernsehgetöse und das Geschrei aus der nach hinten gelegenen Küche hinweg rief Ronald: »Ma! Du hast Besuch!«
    Weiteres Geschrei. Donnerndes Trappeln auf der Treppe, und dann kamen zwei kleine Kinder herab und hielten sich an Ronalds Hals und Beinen fest. »Hochheben! Hochheben!«
    »Wirf mich über deine Schulter! Onkel Ronald, wirf mich!«
    »Schon gut, schon gut, beruhigt euch, ja? Wir haben eine Dame zu Besuch.«
    Mit ihren großen dunklen Augen starrten sie Keisha an, die »Dame«. Sie war unwillkürlich zur Tür zurückgewichen, ohne es zu bemerken; o Gott, die beiden erinnerten sie so an

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