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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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Diplom, um mit dem Ding klarzukommen.
    Am Ende der Nacht war sie geschlaucht. Dario sah mit einem kleinen Lächeln zu ihr herüber. »Na, ist das zu heavy für dich, Schätzchen?«
    Sie knallte die Kühlschranktür zu. »Nö. Ich hab schon monatelang richtige Scheiße weggemacht, da ist das hier gar nichts dagegen.«
    »Hm. Tja, dann musst du mal sehen, ob Ronald dich behalten will, Baby.«
    Baby . Der konnte sie mal kreuzweise. Es war schon schlimm genug, wenn die Leute einen »Schatz« oder »Sweetheart« nannten, obwohl man genau merkte, dass sie einen nicht ausstehen konnten. Das war wie lügen.
    Ronald ging in Gedanken versunken im Lokal umher. Er überragte alle anderen und schien erstaunt, sie zu sehen. »Wie sind denn die Einnahmen?«, fragte er Dario.
    »Nicht schlecht. Es geht wieder aufwärts.« Keisha hatte mitgekriegt, dass der Club in der ersten Zeit nach Anthonys Tod ziemlich mau gelaufen war, bis auf ein paar Spinner, die gefragt hatten, wo denn der »Tatort« wäre. Dario hatte sie als »Leichenfledderergesocks« beschimpft.
    »Also.« Sie sah Ronald an. »Ich hab meine Probeschicht gemacht, wie du verlangt hast.«
    »Oh.« Er kratzte sich den kahlgeschorenen Kopf. »Hat sie’s drauf, Dar?«
    Dario/Darren lächelte. »Besser als Ärsche abwischen, schätz ich mal.«
    »Hä?«
    Er kippte eine Tüte Eis ins Spülbecken. »Sie ist gut. Und nicht so pampig wie deine Schwester.« Glaubte er zumindest damals. Denn so ziemlich alle dort konnten Rachel nicht ausstehen. Sie kam immer zu spät, und dann schwebte sie herein wie Paris Hilton oder so, nur weil der Laden ihrer Familie gehörte. »Die kleine Miss Die-Welt-ist-mir-was-schuldig« nannte Dario sie, ins Gesicht sagte er aber nur »Süße« zu ihr. »Alles klar, Süße? Hinreißend siehst du wieder aus.« Und dann Bussi-Bussi. Würg.
    Währenddessen stand Charlotte jeden Tag so gegen halb elf auf und ging zu den Jobs, die Keishas Agentur ihr vermittelte. Keisha selbst war bei dem Laden nicht mehr so richtig angesagt, seit sie mal als Kellnerin einer Schnöseltussi versehentlich Soße auf die nackten Schultern gekippt und dabei »Verfickte SCHEISSE!« gebrüllt hatte (na ja, die Soße war halt heiß, und Keishas Hand hatte auch was abgekriegt). Charlotte aber schien dort bestens anzukommen mit ihren gepflegten Umgangsformen und ihrem blonden Haar, denn an den meisten Tagen war sie für die Agentur tätig, entweder in dem Pflegeheim oder in den Personalkantinen großer Sainsbury’s- oder Tesco-Märkte. Für sie war es erstaunlich, dass es da draußen hinter verschlossenen Türen eine ganze Stadt voller mieser Jobs gab, und die meisten brachten es mit sich, dass man nach ewig vor sich hin köchelndem Kaffee stank, wenn man nach Hause kam. Das war ein Geruch wie der von Kotze, den man irgendwann einfach nicht mehr loswurde, sooft man sich auch die Hände wusch; und schon aus diesem Grund trank Keisha keinen Kaffee mehr.
    Nach Charlottes erster Nachtschicht hörte Keisha sie gegen fünf Uhr früh heimkommen und machte ihre Zimmertür auf, um zu sehen, ob es ihr gut ging. Charlotte hatte Augen wie ein Zombie, und ihre weiße Bluse war mit Baked-Beans-Spritzern gesprenkelt. »Na, hast du’s überlebt?«
    Charlotte konnte kaum noch gerade gehen. »Müde.«
    »Aber du hast es geschafft? Toast serviert und Tee gemacht und so? Ist doch ganz einfach, oder?«
    Charlotte schüttelte den Kopf. »Na ja. Ich wusste überhaupt nicht, wo was ist. Und ich wusste auch nicht, wie so eine Teemaschine überhaupt funktioniert. Ehrlich gesagt: Ich kam mir total blöde vor. Ich muss jetzt schlafen.« Sie ging ins Bett und schlief in Unterwäsche ein, ließ die schmutzige Bluse und die Hose einfach auf dem Fußboden liegen. Aber das musste man ihr lassen: Am nächsten Tag stand sie auf und ging wieder hin. Wer hätte gedacht, dass sie das draufhatte: stundenlang Eier servieren, in Scheißegestank eingehüllt? Schnöselinchen war wohl doch nicht so schwächlich, wie sie aussah.
    Keisha fand sich schnell an ihrem neuen Arbeitsplatz zurecht. Sie hasste es, die Neue zu sein, hatte es bei all ihren Jobs gehasst, die Leute sahen einen dann immer so komisch an und meinten ständig: O nein, so machen wir das hier aber nicht. Hey, woher sollte sie das wissen? Sie legte sich ins Zeug, da konnte keiner was anderes behaupten, öffnete Flaschen, bediente die Eismaschine und schnitt Limetten, damit für die an ihrer Seite arbeitenden Barkeeper alles bereitstand. Rachel hingegen, das sah sie,

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