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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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Alarmanlage drauf. Ist die losgegangen?«
    Er sah in den Spiegel. »Nee, die ist defekt. Wir schließen die Tür immer als letzte ab. Macht nichts.«
    Na, das war doch mal eine Entdeckung, oder? Sie fragte sich, ob die Polizei, die so sicher war, dass sie den Richtigen geschnappt hatte, wusste, dass jeder x-Beliebige von außen durch diese Tür hereinkommen konnte. Die Tür hatte auf der Seite zur Gasse hinaus zwar keine Klinke, aber Keisha war lange genug mit Chris zusammen gewesen, um zu wissen, dass man so was in Sekundenschnelle mit einem Messer oder so aufbekam. Keisha stand auf dem Korridor und dachte scharf nach. Sie dachte an Chris, wie er in jener Nacht den Club verlassen hatte. Und nach Hause gegangen war. Was hatte er zwischendurch getan? Sie dachte auch an Charlotte, die draußen gestanden und auf Dan gewartet hatte. Was hatte sie gesehen? Irgendwas musste da gewesen sein.
    »Gar nichts zu tun?« Sie zuckte zusammen. Mist. Ronald stand in der Tür des Büros. Er sah müde aus, wie eigentlich immer, und genervt.
    »Ich bringe bloß ein paar Gläser zum Spülen.«
    »Bist du immer noch nicht damit fertig? Da drinnen ist es nämlich gerammelt voll.«
    Ihr Herz raste. »Schon gut, schon gut. Du kannst manchmal ’n ganz schöner Stinkstiefel sein, weißt du das?« Mist, das hätte sie nicht sagen sollen. Er war ihr Chef. Jetzt flog sie raus.
    Einen Moment wirkte er traurig. »Du hast Recht. Ich bin ein Stinkstiefel. Und ich wünschte, ich müsste es nicht sein.« Er ging zurück ins Büro, und sie sah, wie er sich vor den Computer setzte und den Kopf auf die Hände stützte. Seine Füße befanden sich jetzt ganz in der Nähe der Stelle, wo der Kopf seines toten Bruders gelegen hatte.
    Keisha hätte ihn fragen können: »Was ist denn los mit dir?« Aber sie wusste es auch so. Und sie hätte es auch gewusst, wenn Rachel ihr nicht von den Verlusten und den alten Gang-Connections erzählt hätte. Und Ronald glaubte, sie alle glaubten – die Polizei, die Familie Johnson, Dans Eltern, sogar Dan selbst, um Himmels willen –, sie wüssten, wer der Mörder war. Die Einzigen, die das anders sahen, waren Keisha selbst – aber was wusste sie denn schon, jetzt mal im Ernst? – und Charlotte, die tapfer zu Dan stand und nicht glauben konnte, dass sie drauf und dran gewesen war, einen Mörder zu heiraten.
    Keisha ging zurück in das Getöse und die Dunkelheit der Bar.
    Dario rief ihr über den Lärm hinweg zu: »Wo hast du denn heute deinen Kopf?«
    Gute Frage. Überall und nirgends. Sie dachte: Im Grunde kannte man die Leute überhaupt nicht. Man wusste nie, wozu jemand imstande war oder auf wie viele Weisen er einen enttäuschen würde. Und in diesem Moment hatte sie, ohne zu wissen, wieso, bereits beschlossen, Charlotte das mit der Tür nicht zu erzählen. Jedenfalls noch nicht.
    Erinnerungen. Bilder aus vergangenen Zeiten. An den langen Vormittagen lag sie in ihrem Zimmer und ließ sich darin treiben. Der Tag, an dem sie erfahren hatte, dass sie mit Ruby schwanger war – eigentlich keine große Überraschung, denn sie hatte ja schon Monate zuvor die Pille abgesetzt.
    Chris’ Gesicht, als sie ihm das blöde Stäbchen gezeigt hatte, schüchtern, mit nervösem Magen. »Scheiße.« Er wurde weiß wie die Wand. »Wie konnte das passieren?«
    Sie wurde wütend. »Was glaubst du denn? Du hast ja schließlich nie was getan, um das zu verhindern.«
    »Ich dachte, du hättest.«
    »Tja, da hast du wohl falsch gedacht.« So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Er hätte sie jetzt eigentlich in die Arme schließen und herumwirbeln sollen oder so.
    Sein Gesicht, als er sie ansah. »Mann, Keisha, das hab ich nie gewollt. Mein Dad …«
    Chris’ Dad, Vater von acht Kindern (soweit man wusste), war ein irischer Säufer, den man jeden Tag der Woche aus dem Wetherspoon’s in Kilburn torkeln sehen konnte.
    »Ich dachte, du würdest dich freuen.« Ihr traten Tränen in die Augen. »Es ist dein Kind, weißt du.«
    »Mist. Mist. Ich muss nachdenken.« Und dann war er aufgestanden und gegangen, und sie hatte dagesessen, auf dem schrottigen Sofa, das pissefleckige Stäbchen in der Hand. Mann, was war sie doof. Hatte einen Braten in der Röhre, genau wie ihre Mutter damals, und jetzt würde sie wahrscheinlich bei Mackie D’s rausfliegen, und er würde ihr höchstwahrscheinlich den Laufpass geben. Damals war er gerade bei den Gangs eingestiegen, wegen dem leichten Geld, dem Bling-Bling. Da konnte er keine schwangere, griesgrämige

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