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Am Seidenen Faden

Titel: Am Seidenen Faden Kostenlos Bücher Online Lesen
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wandern ließ. Er stöhnte ein wenig, als ich noch tiefer griff und sein Geschlecht mit meiner Hand umschloß.
    Ich weiß nicht, warum ich immer ein bißchen gekränkt bin, wenn Larry nicht schon bis zum äußersten erregt ist, sobald ich ihn berühre, aber es ist so. Ich weiß, daß es irrational ist, daß Männer, wenn sie älter werden, länger brauchen, daß gewisse Körperteile nicht mehr gleich beim leisesten Hauch von Sex in Habachtstellung gehen, daß sanftes Beharren sich am Ende lohnt. Dennoch enttäuscht es mich, macht es mich, wenn ich ganz ehrlich bin, sogar wütend, daß meine bloße Anwesenheit neben ihm im Bett nicht mehr ausreicht. Ich weiß, daß wir fast fünfundzwanzig Jahre verheiratet sind; ich weiß, daß mein Körper nicht mehr so ist wie damals, als wir geheiratet haben; ich weiß, daß vieles zur Gewohnheit geworden ist; ich weiß, daß Romantik erarbeitet sein will. Habe ich nicht schon gesagt, daß ich keine Romantikerin bin? Aber ich liebe meinen Mann sehr. Und ich habe niemals, nicht einen Moment, an seiner Liebe zu mir gezweifelt.

    Ich bemühte mich deshalb, die Kränkung zu vergessen, und konzentrierte mich ganz darauf, ihn geduldig zu streicheln und zu liebkosen, bis ich mit Befriedigung wahrnahm, wie er unter meinen Zärtlichkeiten anschwoll. Dann saß ich auf, begann langsam, steigerte den Rhythmus, ritt ihn mit ständiger wachsender Dringlichkeit, als jagte mich jemand, und vielleicht war es ja auch so.
    Während Larry neben mir einschlief, sah ich Robert, der in einem der beiden elfenbeinfarbenen Sessel am Fenster saß. Sein hinterhältiges Lächeln schimmerte durch die Schatten. Sein Bild schwebte mir entgegen, flüsterte mir ins Ohr. Angenehme Träume, sagte er.

7
    Wenn ich jetzt versuche, mir über Saras Rolle in der ganzen Geschichte klar zu werden, frage ich mich, ob ich irgend etwas hätte anders machen und so das folgende Chaos und Unglück hätte verhindert können. An Fingerzeigen mangelte es zweifelsohne nicht. Die Teilchen zu dem Puzzle, das meine ältere Tochter ist, waren alle vorhanden. Ich brauchte sie nur richtig anzuordnen. Oder hätten vielleicht doch immer ein oder zwei Teilchen gefehlt? Und hätte es etwas geholfen, wenn ich sie gefunden hätte?
    Als Sara an diesem Abend wegging, angeblich zur Probe für eine bevorstehende Modenschau in der Schule, hatte ich keine Ahnung, daß sie log. Oder vielleicht ahnte ich es doch. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, alles, was Sara sagte, mit Argwohn zu betrachten. Doch genau wie eine Frau, die sich entschlossen hat, bei ihrem untreuen Ehemann zu bleiben, hatte ich ganz bewußt die Entscheidung getroffen, zu glauben, was sie mir sagte, solange mir nicht ein schlüssiger Beweis für das Gegenteil geliefert wurde. Und da Sara Sara war, dauerte es im allgemeinen nicht lange.

    Das erste Mal ertappte ich Sara bei einer Lüge, als sie gerade fünfzehn geworden war. Wir waren zum Essen ausgewesen, es regnete, und Sara ließ auf dem Parkplatz, als wir zum Auto rannten, ihre Handtasche fallen. Ungefähr zehn leere Zigarettenschachteln fielen aus der vollgestopften Ledertasche auf den nassen Asphalt.
    »Die gehören nicht mir«, beteuerte sie, während sie sie unter meinem mißbilligenden Schweigen hastig aufsammelte und wieder in ihre Tasche stopfte.
    »Aha, sie gehören nicht dir«, wiederholte ich.
    »Sie gehören einer Freundin. Die sammelt Zigarettenschachteln.«
    Die meisten Leute hätten das natürlich sofort als lächerliche Ausrede abgetan, die es ja auch war, und reinen Tisch gemacht. Aber wenn einem das eigene Kind so ein Märchen erzählt, ist das etwas ganz anderes.
    »Deine Freundin sammelte leere Zigarettenschachteln?«
    »Ja, und ihre Mutter würde einen Anfall kriegen, wenn sie es merkt, drum hat sie mich gebeten, sie für sie aufzuheben.« Die durchweichten Zigarettenschachteln waren in ihrer Tasche, und Sara richtete sich wieder auf. »Ich rauche nicht«, behauptete sie. »Die gehören nicht mir.«
    Ich gab mir größte Mühe, ihr zu glauben. Die Leute sammeln ja die verrücktesten Dinge, sagte ich mir. Warum also nicht auch leere Zigarettenschachteln? Und wenn Saras Freundin fürchten mußte, daß ihre Mutter sich darüber aufregen würde, nun, dann war es ganz logisch, daß sie Sara gebeten hatte, sie für sie aufzubewahren. Ich versuchte allen Ernstes, mir das einzureden. Aber dann gewann doch die Vernunft die Oberhand, und die Therapeutin schaltete sich ein.
    »Du sagst, daß du nicht rauchst, und ich würde

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